Anklage gegen Teenager nach Raub: Schulen wussten nichts von Haft

Der Fall hatte ein behördliches Systemversagen ans Tageslicht gebracht und für Empörung bei den betroffenen Lehrern und Eltern gesorgt. Zwei Wiener-Neustadt-Schüler (14 und 15 Jahre alt) und Mitglieder einer gefürchteten Teenie-Gang saßen 14 Tage lang in der Justizanstalt Wiener Neustadt in U-Haft, nachdem sie am 16. Oktober einen bewaffneten Raubüberfall auf die OMV-Tankstelle in Wiener Neustadt begangen haben sollen. Was zu einem Aufschrei empörter Lehrkräfte führte: Die Schulen der amtsbekannten Burschen erfuhren offiziell nichts von der schweren Straftat und der Untersuchungshaft . Denn es braucht nach dem Jugendgerichtsgesetz (JGG) eine rechtskräftige Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Monaten, damit Bildungseinrichtungen über straffällig gewordene Schüler von der Justiz überhaupt informiert werden. Es droht jahrelange Haft Im Fall der beiden Teenager geht es nun um bis zu siebeneinhalb Jahre Haft. So hoch ist das Strafmaß im Falle einer Verurteilung. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat gegen den 14- und den 15-Jährigen Anklage wegen Raubes und schweren Raubes (StGB 142 und 142) eingebracht, bestätigt der Sprecher der Anklagebehörde, Erich Habitzl , gegenüber dem KURIER. Laut der Sprecherin des Landesgerichts Wiener Neustadt, Birgit Borns , ist die Anklage bereits rechtskräftig. Einen Verhandlungstermin gibt es allerdings noch nicht. Der Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt wird voraussichtlich "zeitnah Anfang des kommenden Jahres stattfinden“, erklärt Borns. APA/ROBERT JAEGER Der Prozess findet am Landesgericht Wiener Neustadt statt. U-Haft verschleiert In den beiden Schulen der tatverdächtigen Burschen verfolgt man die weitere Entwicklung in dem Fall und auch den bevorstehenden Prozess mit Argusaugen. Die Teenager gehören einer Clique an, die schon vor besagtem Raub im Oktober laufend mit den Behörden und dem Gesetz in Konflikt stand. Der 14- und der 15-Jährige hatten ihre Untersuchungshaft zunächst verschleiert und nach der Rückkehr an ihre Schulen angegeben, krank gewesen zu sein. Blick in Lauf der Waffe Obwohl die Tankstelle beim Kreisverkehr zum Einkaufszentrum Nord am 16. Oktober gegen 18.30 Uhr voller Kunden war, die im Gastro- und Imbissbereich saßen und die Tat teilweise mit Handys mitfilmten, schreckten die Täter nicht vor dem Überfall zurück. Maskiert mit einer Sturmhaube betrat einer der Gangster den Shop und zückte eine Pistole. Der 39-jährige Angestellte blickte in den Lauf einer Faustfeuerwaffe. Der Mann wurde so in Schach gehalten. "Unter fortlaufender Bedrohung des Angestellten mit der Waffe bediente sich der Täter selbst aus der Kassenlade“, heißt es seitens der Landespolizeidirektion NÖ . Geständnis Aufgrund des intensiven Fahndungsdrucks durch die Raubgruppe des Landeskriminalamtes NÖ hatte sich der 14-jährige Tatverdächtige zwei Tage nach dem Überfall um 2 Uhr nachts auf der Polizeiinspektion Burgplatz in Wiener Neustadt gestellt. Er legte ein umfassendes Geständnis ab und gab zu, gemeinsam mit seinem 15-jährigen Freund aus Wiener Neustadt den Tankstellenüberfall begangen zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung konnten die Kriminalisten die Tatwaffe, eine Schreckschusspistole, sowie den Rest der Raubbeute, die Maskierung und Tatkleidung sicherstellen. Ermittlungen zu weiteren Straftaten werden noch geführt.