Unbewaffnet hockt der Mann hinter einem silbernen Wagen und zählt die Schüsse. Als er glaubt, dass das Magazin leer ist, stürmt er von hinten auf den Schützen zu und entreißt ihm nach einem kurzen Handgemenge das Gewehr. Das Video der Heldentat ging noch am Sonntagabend um die Welt. Inzwischen ist die Identität des Mannes bekannt: Er heißt Ahmed al-Ahmed , ist ein 43-jähriger Familienvater und betreibt einen Obstladen in unmittelbarer Nähe des Bondi Beach, wo zwei Terroristen am Sonntag 15 Menschen erschossen. "Er trank zufällig mit einem Freund in der Nähe einen Kaffee, als er die Schüsse hörte. Dann sah er die Opfer, das Blut, Frauen und Kinder, die auf der Straße lagen - und handelte. Mein Sohn ist ein Held", sagte al-Ahmeds Vater Mohamed im australischen Fernsehen. Sein Sohn sei 2006 von Syrien nach Australien ausgewandert, erst im August war die Familie nach 19 Jahren wieder vereint. "Er hat uns so stolz gemacht - unser Dorf, Syrien, alle Muslime in der Welt." Australiens "Held" liegt im Krankenhaus: "Zwei, drei Operationen" noch Auf dem Video ist weiter zu sehen, wie Ahmed al-Ahmed den Terroristen zu Boden stößt und dessen eigene Waffe auf ihn richtet. Doch weil der zweite Schütze aus dem Hintergrund das Feuer eröffnet, kann der Mann entkommen. Al-Ahmed dagegen wird mehrfach in den linken Arm und die Schulter getroffen. "Ahmeds unglaublicher Mut hat zweifellos unzählige Leben gerettet", sagte Chris Minns, Premierminister des australischen Bundesstaates New South Wales. Er besuchte al-Ahmed im Krankenhaus, sein Zustand sei "stabil". "Er ist operiert worden. Es geht ihm gut, aber ich glaube, dass noch zwei oder drei Operationen folgen werden", so der Vater. Es ist nicht die einzige Heldengeschichte, die am Sonntagabend in Bondi Beach geschrieben wurde, aber die einzige mit Happy End. So versuchte etwa der Holocaust-Überlebende Alexander Kleytman seine Frau abzuschirmen - und wurde tödlich verwundet. "Ich glaube, er wurde erschossen, weil er sich aufgerichtet hat, um mich zu schützen", sagte Larisa Kleytman der Tageszeitung Australian . Beide waren erst vor wenigen Jahren aus der Ukraine nach Sydney ausgewandert. Die beiden Schützen waren Vater und Sohn Auch über die Identität der beiden Terroristen ist inzwischen mehr bekannt. Australische Medien identifizierten sie als den 50-jährigen Sajid A. und dessen Sohn Naveed (24). Sajid war 1998 von Pakistan nach Australien ausgewandert, Naveed ist in Sydney geboren. 2019 war der damals 18-Jährige schon einmal ins Visier der Geheimdienste geraten, jedoch als "nicht unmittelbar bedrohlich" eingestuft worden. @bonusik28 via X via REUTERS Eine Drohnenaufnahme der Polizei zeigt die beiden Terroristen nach dem Feuergefecht mit Polizisten auf der Fußgängerbrücke. Am Samstag hatten die Männer ihrer Familie erzählt, sie würden auf einen Angel-Ausflug in den Süden fahren. Stattdessen packten sie die sechs Langwaffen in ihr Auto, die der als Schützenvereinsmitglied legal besaß. Im Wagen hatten sie schon in den Tagen zuvor eine improvisierte Sprengfalle installiert. Dann fuhren die beiden zum Bondi Beach, brachten eine Flagge der Terrororganisation "Islamischer Staat" am Autodach an und begannen, von einer Fußgängerbrücke aus in die Menge zu schießen. Letztlich wurden beide Schützen nach einem Feuergefecht mit der Polizei niedergeschossen. Vater Sajid starb noch an Ort und Stelle, der Sohn befindet sich derzeit unter polizeilicher Aufsicht im Krankenhaus, sein Zustand sei "kritisch", heißt es. "Das, was in Bondi geschehen ist, ist im Islam absolut verboten" Naveed war als Maurer tätig, sein ehemaliger Arbeitgeber beschreibt ihn im Gespräch mit dem Guardian als "ruhigen, fleißigen Arbeiter" der nie Urlaub genommen habe. Er habe sich aber in der Vorwoche aufgrund eines angeblichen Handgelenkbruchs für Monate krank gemeldet. Im Internet findet sich zudem ein Eintrag des muslimischen al-Murad-Instituts in Sydney, auf dem der junge Naveed auf einem Foto als Schüler ausgewiesen wird. Dessen Leiter Adam Ismail gab an, er habe Naveed "ein Jahr lang die Rezitation des Korans auf Arabisch beigebracht, wie ich es im Laufe der Jahre mit Tausenden von Schülern getan habe". Der Jugendliche sei unauffällig gewesen. Ismail sei "zutiefst betrübt" über den Anschlag und habe der jüdischen Gemeinde sein Beileid ausgesprochen: „Das, was sich gestern in Bondi ereignet hat, ist im Islam absolut verboten.“ Auch die Familie des Obsthändlers Ahmed al-Ahmed betonte, dass Antisemitismus kein muslimisches Glaubensmerkmal ist: "Er dachte nicht an den Hintergrund der Menschen, die er zu retten versuchte", sagte der Vater. "Er diskriminiert nicht. Gerade hier in Australien gibt es keinen Unterschied zwischen den einzelnen Staatsbürgern."