Jeder Häuslbauer kennt das Problem: Je höher der aufgenommene Kredit und je höher der Zinssatz, desto höher auch die zu leistenden Zinszahlungen . Um die Liquidität des Haushalts nicht zu gefährden, sollte daher beides streng im Auge behalten werden. Nicht anders ist es beim Haushalt der Stadt Wien, wo nun bekanntlich ein eklatantes Budgetloch klafft und die Verschuldung zuletzt rasant anwuchs. Und das treibt logischerweise auch die Zinszahlungen an und verschärft die Budgetnot noch zusätzlich. Doch überraschend ist die Dimension, wie sich Wiens Ausgaben nur für die Zinsen entwickelt haben: Laut KURIER-Recherchen sind diese seit der Jahrtausendwende nämlich um sagenhafte 31.000 Prozent angestiegen. Wenn am Dienstag und Mittwoch im Gemeinderat der Budgetvoranschlag für 2026 (inklusive der Sparmaßnahmen) diskutiert wird, wird wohl auch diese drückende Zinslast Thema der Debatte sein. Waren die Zinsenleistungen nach der Jahrtausendwende lange Zeit im überschaubaren Rahmen (2000: 490.000 Euro / siehe Grafik ), gab es in den 10er-Jahren einen steten Anstieg, ehe in den 20er-Jahren eine regelrechte Explosion folgte: Mussten 2018 (Amtsantritt von Bürgermeister Michael Ludwig ) jährlich „nur“ 22,33 Millionen Euro abgeliefert werden, war es zwei Jahre später zum Start der rot-pinken Koalition schon mehr als doppelt so viel ( 47,9 Mio .). KURIER Ende der Nullzinspolitik Mit der Corona-Pandemie, der Inflationskrise und dem Ende der europäischen Nullzinspolitik rauschte der Zinsaufwand dann steil nach oben: Für heuer sind bereits 184 Millionen, für nächstes Jahr gar 281 Millionen Euro nur für die Zinsen veranschlagt. Trotz Sparpaket, wohlgemerkt. Im Vergleich mit dem Jahr 2000 bedeutet dies eine 310-mal so hohe Zinslast , respektive einen Anstieg um sagenhafte 31.000 Prozent (wobei der Ausgangswert von 490.000 Euro korrekt valorisiert wurde). Zum Vergleich: Der Wiener Schuldenstand stieg im selben Zeitraum „nur“ um 370 Prozent . Interne Warnung Auch in der Finanzabteilung wird diese Entwicklung bereits als Problem angesehen: „Der Finanzaufwand steigt primär durch den Anstieg der Zinslast infolge der höheren Verschuldung sowie den voraussichtlich höheren Kosten (Zinssätzen) für Refinanzierungen“ , heißt es im Voranschlag für 2026. Zur Verdeutlichung, was 280 Millionen für den 20-Milliarden-Etat der Stadt ausmachen: Um dieses Geld können MA 42 (Stadtgärten) und MA 48 (Müllabfuhr) ein Jahr lang finanziert werden; ein neues ÖFB-Nationalstadion wäre damit schon zur Hälfte realisiert; oder es könnten vier Straßenbahnlinien (wie der neue 27er) gebaut werden. Figl: „Gefährliche Spirale“ Wiens VP-Obmann Markus Figl sieht daher „eine gefährliche Spirale“, da die Schulden immer mehr Mittel „verschlingen“: „Das ist Geld, das nicht in die Zukunft der Stadt investiert werden kann.“ Im Büro von Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) wird betont, dass man einen „klaren und langfristigen Konsolidierungspfad“ verfolge und mit den Sparmaßnahmen das erwartete Defizit heuer schon um 600 Millionen verringert werden konnte: „Dies reduziert die Zinslast nachhaltig, da durch geringeres Defizit auch die Neuverschuldung geringer ausfällt.“