Deutschland - endlich wieder zurück auf der Weltbühne

Wien mag noch so verzückt davon träumen. Österreich kann sich noch so oft ins Spiel bringen und den alten Zeiten hinterhertrauern, als zu Walzerklängen und zwischen eleganten Bällen des Wiener Kongresses (vor mittlerweile auch schon mehr als 200 Jahren) eine große Friedenslösung für Europa gefunden wurde. Alles Herbeiwünschen, auf der internationalen Weltbühne wieder eine Rolle zu spielen, wird wenig nützen, solange ein Staat – wie das kleine Österreich – keine diplomatischen, wirtschaftlichen, militärischen Muskeln besitzt, um sich durchsetzen zu können. Ganz anders Deutschland , die größte und führende Demokratie in der EU, die sich in den vergangenen Jahren allerdings so furchtsam zurückhielt, wenn es darum ging, europäische Führungskraft zu zeigen. Die Erinnerungen an die Schrecken des Dritten Reiches, als Deutschland „in der Welt führte“, wiegen noch immer schwer – und bremsten jahrelang jeden Mut, sich aus der geopolitischen Deckung zu wagen. Ein Kraftakt für ganz Europa Doch sich von den monströsen Verbrechen der Vergangenheit von der Verantwortung für die Gegenwart abhalten zu lassen, schwächt nicht nur Deutschland – es schwächt ganz Europa. Und so ist dem christlich-konservativen deutschen Kanzler Friedrich Merz zu danken, dass er sich – im Sinne Europas – einen Kraftakt zumutet: Er will Deutschland wieder zurück auf die diplomatische Weltbühne bringen. Ist ihm das gelungen, indem er für die jüngsten Ukraine-Verhandlungen eine Reihe europäischer Regierungschefs, Ukraines Präsidenten Selenskij und vor allem die widerstrebenden US-Verhandler Witkoff und Kushner nach Berlin gelotst hat? Zumindest hat Merz gezeigt: Deutschland will wieder mitreden, will seine Bedeutung in die Waagschale werfen, wenn es um die Zukunft der Ukraine und damit ganz Europas geht. Verhandlungen sollen nicht nur in London, Paris oder Miami stattfinden, sondern auch in Berlin. Deutschland, so die Botschaft, übernimmt wieder Verantwortung. Wirft sich der Kanzler deshalb so ins Zeug, weil er daheim in Deutschland eher unbeliebt ist, einer schwachen Koalitionsregierung vorsteht und zusehends von der rechtsextremen AfD gedrängt wird? Schon die nächsten Tage werden es zeigen: Da gilt es, die noch immer widerborstigen Belgier (und andere) zu überzeugen, dass sich die EU für den Zugriff auf russisches Vermögen und damit für einen riesigen Ukraine-Kredit entscheiden muss. Da gilt es zudem, US-Präsident Trump in Sachen Ukraine-Abkommen bei Laune zu halten. Und da gilt es von nun ständig zu demonstrieren: Deutschland ist wieder wer – und endlich bereit, seine Führungskräfte selbstbewusst zu spüren und sinnstiftend nicht nur für „Germany first“ einzusetzen.