Trotz Sparmaßnahmen: Perchtoldsdorfs Budget mit sattem Minus

"Wir haben wirklich jede Zeile im Budget durchforstet, aber es bleibt ein Abgang von rund 900.000 Euro." Perchtoldsdorfs Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) kann trotz begonnenen Konsolidierungskurses keinen ausgeglichenen Budget-Voranschlag für das Jahr 2026 vorlegen. Weniger Gemeindemitarbeiter Vom Land NÖ war ein Konsolidierungskonzept für die schwer angeschlagenen Gemeindefinanzen bereits gefordert worden. Man wird es im Jänner vorlegen. Darin enthalten sind deutliche Einsparungen bei den laufenden Kosten , wie Kö betont. So werde man nur fünf der zehn Dienstposten von altersbedingt ausscheidenden Gemeindemitarbeitern nachbesetzen. Die Zahl der Abteilungen in der Gemeindeverwaltung wurde von fünf auf vier reduziert, um auch hier Synergien nutzen und Kosten reduzieren zu können. Man verzichte auf alle außertourlichen Vorrückungen bei den Gehältern und auf eine zusätzliche Weihnachtsremuneration. Die ausgelagerte Hausverwaltung werde künftig ebenfalls wieder großteils von der Gemeinde selbst übernommen, so Kö. Und sie hat auch bei eher kleineren Budgetposten den Sparstift angesetzt. So soll der beliebte "Seniorenball" etwa nicht mehr, wie bisher, als große Veranstaltung über die Bühne gehen, sondern auf drei kleinere Seniorennachmittage aufgeteilt werden: "Einmal im Fasching, einmal im Sommer und dann entweder im Herbst oder im Advent", erklärt die Bürgermeisterin. Statt eines extern bestellten Menüs wolle man auf günstigere Eigenleistungen der Gemeinde setzen. Die Musikschule werde für die Umrahmung sorgen. Drei Millionen Euro für Bad und Musikschule Größte Kostenfaktoren im Gemeindebudget seien das Freizeitzentrum mit Bad und Eislaufplatz sowie die Erhaltung der Musikschule, sagt Andrea Kö. Rund drei Millionen Euro müssen alleine dafür jährlich aufgewendet werden. Trotzdem wolle man am Eislaufplatz weiter festhalten. Eine Schließung, wie etwa in Mödling bereits angekündigt, sei derzeit kein Thema: "Er ist sehr beliebt, wir stehen dazu." Genauso wie zum teuren Betrieb des Schwimmbades. Der Versuch, andere Gemeinden des Bezirks zur Beteiligung an den Kosten zu bewegen, sei gescheitert, berichtet Kö. Gemeinsam mit Mödlings Bürgermeisterin Silvia Drechsler (SPÖ) hatte die im Sommer an die Amtskollegen der Region appelliert, sich finanziell zu beteiligen. Denn: "Nur ungefähr 20 Prozent der Besucher des Freizeitzentrums sind Perchtoldsdorfer. Aber die Kosten bleiben uns zu 100 Prozent." Daher werden die Tarife für das Freizeitzentrum nun angehoben. Auch bei den Gebühren - z.B. für Wasser, Kanal oder Müllentsorgung - wird es 2026 Anpassungen geben. "Wir haben uns auf 7,5 Prozent geeinigt, was ungefähr der Inflation der letzten beiden Jahre entspricht", so Kö. Kinderbetreuung Weiterhin großer Kostenfaktor bleibe auch die Kinderbetreuung in Perchtoldsdorf, betont die Bürgermeisterin. "Wir erhalten zwei Volksschulen, die Mittelschule und die Sonderschule ." Letztere werde erweitert, um mehr Platz für Nachmittagsbetreuung zu schaffen. In den Kindergärten beschäftige man bewusst mehr Stützkräfte als die meisten Gemeinden der Region, um hier besonders intensive Betreuung zu ermöglichen. Und die Gemeinde übernimmt die Kosten für Eltern, die sich diese nicht selbst leisten können. Größere Projekte könne man in Perchtoldsdorf angesichts der Finanzlage im kommenden Jahr keine umsetzen, macht die Bürgermeisterin klar. 120.000 Euro sind als Finanzierung für die Sommerspiele vorgesehen. Das Land steuert hier weitere 130.000 Euro bei. "Die Veranstaltung ist weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt und 2026 feiern wir außerdem das 50-jährige Bestehen", begründet Kö die wieder zugesagte Unterstützung. Hohe Landesabgaben, weniger Ertragsanteile Vizebürgermeister Anton Platt (Neos) betont: "Perchtoldsdorf als Wohn- und Weinbaugemeinde erzielt nur geringe Einnahmen aus der Kommunalsteuer und ist auf die Ertragsanteile aus dem Finanzausgleich angewiesen. Allerdings steigen die Umlagen, die die Gemeinde an das Land Niederösterreich zahlt, stark an und verschärfen den finanziellen Druck." Einig sei man sich darin, "den sozialen Charakter Perchtoldsdorfs zu wahren", sagt Platt: "Es gilt ein verträgliches Maß zu finden. Sozialleistungen für besonders vulnerable Bürgerinnen und Bürger sowie die Kinderbetreuung bleiben von Kürzungen weitgehend verschont.“