Auf den ersten Blick wirkt das Portal wie eine professionell gestaltete, internationale Nachrichtenseite. Doch die Botschaften, die verbreitet werden, sind höchst problematisch: Israel wird konsequent als „Feind“ bezeichnet, der Koran hingegen als heilig. Und Frauen, so heißt es, sollen „moralisch integer“ sein und als Symbol der Frömmigkeit einen Hidschab tragen. Zu finden ist dies auf der Medienplattform „Al-Manar“ („Der Leuchtturm“), das Sprachrohr der libanesischen Hisbollah. Die Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) warnt nun in einer Publikation, dass die Website auch in Österreich antiwestliche, antisemitische sowie islamistische Propaganda verbreitet. Experten plädieren, den Zugriff auf die Seite zu unterbinden. Die Hisbollah, zu Deutsch die „Partei Gottes“, ist eine schiitisch-islamistische Organisation aus dem Südlibanon. Finanziert wird sie vorwiegend aus dem Iran. In mehreren Ländern wird die Hisbollah als Terrororganisation eingestuft, in Österreich ist das öffentliche Zeigen von Symbolen der Gruppierung verboten (s. Infobox) . Ein Sprachrohr der Hisbollah Als Sprachrohr gründete die Hisbollah 1991 den TV-Sender „Al-Manar“, im Jahr 2000 ging die gleichnamige Website online. Die Nachrichten werden auf Arabisch, Englisch, Französisch und Spanisch angeboten – so will man ein globales Publikum ansprechen. Screenshot Ein Screenshot der Website "Al-Manar", aufgenommen am 19. Dezember. Die Seite wirkt optisch wie ein professionelles Nachrichtenportal, verbreitet aber höchst problematische Botschaften. Laut eigener Darstellung soll „Al-Manar“ der „effektiven psychologischen Kriegsführung“ gegen den „zionistischen Feind“ dienen. Auch Taten von Selbstmordattentätern wurden bereits verherrlicht. „Themen werden dort im Sinne der eigenen religiös-extremistischen Agenda gedeutet“, so die Studienautoren. Oft würden falsche Zusammenhänge konstruiert und wichtige Fakten ausgeblendet. "Verbreitet Hass und Hetze" 2005 ließ die EU den Sender von europäischen Satelliten verbannen, doch die Inhalte waren über Livestreams weiter abrufbar. In Deutschland wurde deren Verbreitung 2024 gestoppt: Die Kommission für Jugendmedienschutz verpflichtete Unternehmen, Zugriffe auf die Website unverzüglich zu unterbinden. „Extremistische Propaganda hat in Deutschland keinen Platz. Sie verbreitet Hass, Hetze und Demokratiefeindlichkeit und spaltet unsere Gesellschaft“, so die Verantwortlichen. In Österreich und der Schweiz ist das Portal nach wie vor erreichbar. Die DPI-Studienautoren warnen, dass die Hisbollah das Portal geschickt einsetze, um Meinungen zu manipulieren: Sie inszeniere sich als Hort „islamischen Widerstands“ und als Sprachrohr unterdrückter Gruppen. Häufig verwendete Schlagwörter wie „Befreiung“, „Gerechtigkeit“ und „Widerstand“ sorgen dafür, dass die Botschaften auch bei manchen linken Plattformen in Europa auf Gehör stoßen. So habe etwa eine bekannte österreichische Aktivistin offen Pro-Hisbollah-Propaganda von „Al-Manar“ geteilt und verbreitet. Doch nicht nur mit professioneller Aufmachung und mehrsprachigem Angebot schafft das Nachrichtenportal eine beachtliche Reichweite: „Al-Manar“ verweist auch häufig auf Artikel aus dem Iran oder aus Russland – etwa die Sender „Russia Today“ und „Sputnik“, die in der EU aufgrund von Fehlinformation über den Krieg in der Ukraine nicht mehr senden dürfen. Indem sich diese Medienportale gegenseitig zitieren, schaffen sie ein Netzwerk, in dem sie Gegennarrative zum „Mainstream“ verbreiten. Das „Streuen spaltender Narrative“ sei jedenfalls eine zentrale Säule der Medienstrategie, warnt die Studie. Aufgrund des Angriffskriegs auf Israel 2023 und des Todes ihres Anführers Hassan Nasrallah 2024 sei die Hisbollah aktuell zwar geschwächt. Doch die Experten warnen: Es sei „denkbar, dass die extremistische Gruppierung ihren Fokus künftig verstärkt auf Europa richtet“.