Es ist schon etliche Monate her, da wurde in den Wiener Spitälern die Devise ausgegeben, dass Patienten aus den anderen Bundesländern auf Wartelisten für planbare Operationen zurückgereiht werden müssen. Oder dass diesen gleich von vornherein mitgeteilt wird, dass sie sich eine Klinik in ihrem Heimatbundesland suchen sollen. Verbunden sind diese Maßnahmen mit der Person von SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der so die Kosten der Bundeshauptstadt für ihre Gesundheitseinrichtungen reduzieren will. Vor allem in Niederösterreich und im Burgenland ist die Empörung darüber groß. Aus diesen beiden Bundesländern stammen auch die meisten Gastpatienten. St. Pölten und Eisenstadt verzichten dafür auch auf viel Geld aus dem Finanzausgleich, damit ihre Landsleute auch in Wien behandelt werden. Der Konflikt ist mittlerweile spürbar in der Bevölkerung angekommen. Vor allem rund um Wien kennt man bereits genug Fälle von Menschen, die in der Bundeshauptstadt abgewiesen worden sind. Darunter ältere Personen, die ihr Leben lang in Wien gewohnt und gearbeitet haben, ehe sie sich außerhalb der Stadtgrenze zur Ruhe gesetzt haben. In ihrer bisherigen Heimatstadt gelten sie nun als Patienten zweiter Klasse. Die Patientenanwälte der beiden Bundesländer haben schon lange Beschwerdelisten. Die Anwälte der Landesregierungen bereiten bereits rechtliche Schritte vor. Und die Bevölkerung muss erstaunt und verärgert zuschauen, wie die Politik mehr an der Eskalation als an einer Lösung des Problems arbeitet. Zuletzt bei einer Gastpatienten-Debatte im niederösterreichischen Landtag. Peter Hacker beschwerte sich danach über den Ton, der dort angeschlagen worden war . Wohl wissend, dass auch er kein Mann der feinen Worte ist. Wiens SPÖ-Bürgermeister wollte zwar vor einiger Zeit mit dem Vorschlag, das Ganze über eine gemeinsame Gesundheitsregion Ost zu lösen, den Konflikt beenden. Rasch weiterverfolgt wurde das aber nicht. Ein gemeinsamer Gipfel der drei Landeshauptleute Michael Ludwig, Johanna Mikl-Leitner und Hans Peter Doskozil dazu war bisher aber nicht möglich, wahrscheinlich gar nicht angedacht oder gewollt. Vielmehr versucht man, mit Drohgebärden die jeweils eigene Position zu stärken. Auf dem Rücken der Gastpatienten. Unterm Strich ist dieser Konflikt um die Gastpatienten ein Paradebeispiel dafür, wie achtlos die Politik mit dem Vertrauen der Bevölkerung umgeht. Diese erwartet sich Lösungskompetenz. Und wenn sie das Gefühl hat, dass nur geredet wird, aber kein Ergebnis möglich scheint, wendet sie sich enttäuscht ab oder anderen Parteien zu. Zu Gesicht bekommen es die dafür verantwortlichen Politik dann in den Umfragen und endgültig am Wahltag.