Silvester mit Moritz Bleibtreu: Raclette, Böllern & "Miss Sophie"

Erobert er Miss Sophies Herz? Als französischer Charmeur umgarnt Moritz Bleibtreu in der neuen Serie "Miss Sophie – Same Procedure as Every Year" (ab 22.12. auf Amazon Prime Video) die schöne Alicia von Rittberg . Erzählt wird die Vorgeschichte zum Jahreswechsel-Kultsketch "Dinner for One" und damit auch, was es mit den später imaginären Gästen Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom auf sich hat. Was der Schauspielstar über die neue Serie denkt und wie er es mit den Feierlichkeiten zu Silvester hält, verrät er im launigen Interview. Lieber Moritz, der „Dinner for One“-Sketch ist legendär. Haben Sie Druck verspürt, ihm als Serie gerecht zu werden? Nein, überhaupt nicht. Ich habe Filme wie „Der Baader-Meinhof-Komplex“ oder „Jud Süß“ gedreht, da musste man in geschichtlicher Hinsicht wirklich aufmerksam sein, allem gerecht zu werden. Da kann viel schiefgehen. Aber hier reden wir von 18 Minuten Schwarz-Weiß-Film mit acht Sätzen. Welches Vorbild sollte man dabei kaputt machen? Waren Sie gleich Feuer und Flamme für die Idee? Als der Produzent mich angerufen und gesagt hat, er würde gern ein Prequel von „Dinner for One“ machen, das davon handelt, was aus diesen fünf Typen am Tisch geworden ist, habe ich sofort geantwortet: Das ist genial. Es gibt selten Ideen, die du in vier Sekunden erzählen kannst und wo es sofort funkt. Wenn dein Beruf Geschichtenerzählen ist, kommt das unheimlich selten vor, vielleicht alle zehn Jahre. Eine simple Idee, bei der man sich fragt: Warum konnte ich die nicht haben? Der Erfolg von „Dinner for One“ ist ein deutsch-österreichisches Phänomen. Wussten Sie das? Mir war das nicht bewusst. Ich dachte, das kommt aus England, dabei wurde es vom Norddeutschen Rundfunk produziert. Es gibt so absurde Phänomene, wenn etwas hauptsächlich in einem Land Erfolg hat, so wie David Hasselhoff in Deutschland, oder Bud Spencer und Terence Hill in Italien und Deutschland. Bei „Dinner for One“ ist es genauso. Ein Haufen Deutscher, die sich als Engländer verkleiden, das kann auch schon mal schrecklich schiefgehen ... Obwohl es große Tradition in Deutschland hat. (lacht) Das geht von den Edgar-Wallace-Filmen bis zu Rosamunde Pilcher. Ich finde das fast schon wieder cool, das hat was. Die erste Fassung von „Miss Sophie“ hat mich dann auch an einen meiner Lieblingsfilme erinnert: „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“. Auch da stößt man auf die üblichen Stereotypen, ähnlich wie bei „Asterix“: der Deutsche, der Franzose, der Engländer – aus heutiger Sicht könnte man sagen, da werden Stereotype bedient, aber ich fand das immer unheimlich lustig und habe das als Kind geliebt. Für mich sind das Wohlfühlfilme. frédéric batier Wagen ein Tänzchen: Moritz Bleibtreu und Alicia von Rittberg in "Miss Sophie" War die Vorbereitung für die Rolle als französischer Lebemann Mr. Pommeroy sehr angenehm für Sie – quasi Champagner trinken und Französisch üben? Ich habe den Produzenten gefragt: Darf ich Akzent spielen? Dann ist es gebongt. Milliardär, den ganzen Tag Champagner, schwul, Franzose: Ich finde das super. Ich spreche selber Französisch, habe zeitweise in Frankreich gelebt. Insofern darf ich diese Rolle spielen, es handelt sich nicht um kulturelle Aneignung. (schmunzelt) Haben Sie sich als Kind schon zu Silvester „Dinner for One“ im TV angesehen? Das gehörte dazu. Als Kind hatten wir ja nur drei Sender, heute läuft der Sketch gefühlt auf 30 Kanälen. Mittlerweile hat man fast ein schlechtes Gewissen, wenn man es nicht schaut. Wenn ich zu Silvester im Land bin, schaue ich es mir immer an. Wie feiern Sie Silvester gerne, was muss fixer Bestandteil sein? Ich habe keine strikte Tradition, aber beim Essen landet man halt doch noch oft bei Raclette und Fondue. Beim Bleigießen versucht man dann irgendwie, einen merkwürdigen Tropfen als einen Engel zu deuten. Darf man heute nicht mehr, weil Blei giftig und umweltschädlich ist. Stattdessen gibt es Wachsgießen. Die einen lieben Silvester, für die anderen kann er gar nicht schnell genug vorübergehen. Welcher Seite gehören Sie an? Ich mag Feste im Allgemeinen nicht so gerne. Weihnachten? Ein bisschen anstrengend. Ich komme aus einer relativ kleinen Familie. Meine Mutter war alleinerziehend, dementsprechend war Weihnachten jetzt nicht so der Hit. Aber Silvester mag ich gerne. Silvester ist Party angesagt und das fand ich immer cool. Ich böllere auch gerne. Ich mag Feuerwerk. Leider. Wie lange halten für gewöhnlich Ihre guten Vorsätze? Ich fasse nie so wirklich gute Vorsätze, weil das setzt einen zu sehr unter Druck. Ich finde es blöd, wenn man für so etwas ein Extra-Datum benötigt. Aber natürlich ist es zu Silvester wichtig, dass man sich mal hinsetzt, resümiert und fragt: Was ist gut gelaufen in dem Jahr, was schlecht? Zum Rauchen aufgehört haben Sie von alleine, auch ohne Silvester-Vorsatz? Ich würde mich mittlerweile als Gelegenheitsraucher bezeichnen. Ab und zu darf ich mal, aber das hat sich sehr stark reduziert.