Von Franziska Trautmann Schon vor 10 Uhr steht eine große Menschentraube vor den Türen der Pfarre Alt-Ottakring . Mit Einkaufstrolleys in den unterschiedlichsten Farben ausgestattet, warten sie, bis ihr Name aufgerufen wird. Am Freitag war der letzte Tag vor Weihnachten für die „Le+O Lebensmittelausgabe“ der Caritas. Circa 135 Menschen haben sich angemeldet, um ein Lebensmittelpaket abzuholen, das sie über die Feiertage bringt, bevor die Ausgabestellen am 9. Jänner wieder öffnen. Seit 2009 teilen 800 ehrenamtliche Mitarbeiter in zwölf Ausgabestellen in Wien gespendete und gerettete Lebensmittel an armutsbetroffene Menschen aus. Täglich ist einer von den Standorten für Kunden geöffnet, Ottakring war für dieses Jahr der letzte. Unter den Wartenden ist die 69-jährige Karin, sie kommt seit fünf Jahren regelmäßig her. „Die Mitarbeiter sind hier sehr freundlich und begegnen einem immer auf Augenhöhe. Und wenn man schon lang genug kommt, dann wissen sie auch, was man gerne hat“, sagt sie. Drinnen sind mehrere Stationen mit verschiedenen Lebensmitteln aufgebaut. Von frischem Obst und Gemüse bis hin zu Backwaren und Milchprodukten ist alles dabei. Besondere Geschenke Wöchentlich werden 20.000 Tonnen an Lebensmitteln aus den Supermärkten gerettet. Das Lager in Floridsdorf verteilt dann täglich 2.000 bis 4.000 Tonnen an die Ausgabestellen. Und knapp vor Weihnachten gibt es auch ein paar Überraschungen. „Das ganze Jahr wurden Bilderbücher und Spiele gesammelt und eingepackt. Heute bekommen sie unsere Kunden mit Kindern zu Hause. Es ist wichtig, dass Kinder ein Packerl zu Weihnachten bekommen“, sagt die Ausgabeleiterin Lydia Zeiler. Sie arbeitet seit fünf Jahren ehrenamtlich für Le+O. Über die Jahre hat sie auch gemerkt, dass immer mehr Menschen das Angebot in Anspruch nehmen. Vergangenes Jahr waren 8.000 Menschen bei Le+O registriert, dieses Jahr sind es mehr als 11.000. "Angst, nichts zu bekommen" Bemerkbar macht sich das laut dem 48-jährigen Kunden Roman auch draußen beim Warten: „Heute waren ein paar Damen sehr ungeduldig. Ich glaube, sie hatten Angst, nichts zu bekommen.“ Damit die Mitarbeiter einschätzen können, wie viel benötigt wird, müssen sich Kunden online anmelden. Zum ausgewählten Termin haben sie dann eine halbe Stunde Zeit, ihr Paket abzuholen und am Ende zahlen sie ihren „Einkauf“ bei der Kasse. Ein Lebensmittelpaket für eine Person kostet 4,80 Euro, und ein Mehrpersonenpaket 7,30 Euro – Waren bekommen sie im Wert von rund 40 Euro. Auch Hygieneartikel und Kleidung werden angeboten. Nach einer Stunde ist der größte Ansturm vorbei. Mit gefüllten Einkaufstrolleys verlassen die Kunden die Pfarre. Für die kommenden drei Wochen können sie keine Lebensmittel abholen. „Das ist schon schwierig, vor allem am Ende des Monats“, sagt Roman. Trotzdem war für ihn heute ein guter Tag: Viele begehrte Produkte wie Öl, Kaffee und Schokolade waren dabei – kleine Dinge, die den Menschen ein Stück Weihnachtsfreude bringen.