Krieg am Himmel: Wie Wiener Neustadt 1944 zerstört wurde

Drei Tage nach Weihnachten war es soweit: Am 27. Dezember 1944 heulten die Sirenen in Wiener Neustadt. Es war bei Weitem nicht der erste Fliegeralarm und sollte auch noch lange nicht der letzte sein. Begonnen hatten die Bombardierungen am 13. August 1943. 65 Maschinen gelang es, bis Wiener Neustadt vorzudringen und 120 Tonnen Sprengstoffbomben auf die Flugzeugwerke abzuwerfen. Nicht nur die Bevölkerung, die zunächst von einem Probealarm ausging, auch die Luftabwehr war von dem Angriff völlig überrascht. 134 Menschen starben, 900 wurden verwundet, wie Markus Reisner in seinem Buch „Bomben auf Wiener Neustadt“ recherchiert hat. Lange hatte man sich sicher gefühlt, da die Stadt außerhalb der Reichweite der britischen und amerikanischen Bomber lag. Doch mit der Landung der Alliierten auf dem italienischen Festland änderte sich die Lage. Wiener Neustadt beherbergte große Rüstungsbetriebe sowie die strategisch wichtigen Flugzeugwerke. Die Stadt wurde zum Ziel des Luftkrieges. Jagdflieger stationiert Nach dem Angriff reagierte man rasch, baute die Fliegerabwehr von drei auf 100 Geschütze aus und stationierte Jagdflieger. Beim zweiten Angriff am 1. Oktober mussten die Alliierten herbe Verluste hinnehmen. Bis Mai 1944 stand die Flugzeugfabrik sowie der Luftpark im Zentrum der Bombardierungen. Ab Dezember 1944 wurde auch der Bahnhof angegriffen. Insgesamt kam es zu zwölf Bombardements, darunter zu jenem am 27. Dezember. Allerdings waren an diesem Tag nur sieben Bomber im Einsatz, es gab keine Toten. Zerstörung Die Treffsicherheit der Bomben war gering, weswegen häufig Wohngebiete in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Bevölkerung litt unter dem Luftkrieg. Die Menschen konnten lediglich in den Luftschutzbunkern ausharren und den näher kommenden Einschlägen lauschen. Viele wurden traumatisiert. Die Angriffe auf den Bahnhof dauerten bis März 1945. Allein am 14. März warfen 285 Bomber 2.550 Bomben ab. Durch einen Treffer starben in einem Haus am Hauptplatz 100 Menschen in einem Luftschutzbunker. Nach zwei Jahren Bombenkrieg war Wiener Neustadt nicht mehr wiederzuerkennen. 52.000 Bomben hatten die Stadt zerstört. Von 4.178 Objekten waren nur 18 unbeschädigt geblieben. Insgesamt starben rund 900 Menschen.K. Zach