Wenn Kinderaugen vor Begeisterung leuchten, dann hat sich der Aufwand gelohnt. Was für jedes Familien-Weihnachtsfest gilt, das gilt auch für viele Geistliche, die ihre Gotteshäuser zur Weihnachtszeit mit Hingabe schmücken. Pater Thomas Lackner geht mit bestem Beispiel voran. Der technikaffine Franziskaner-Pater hat die Basilika Frauenkirchen heuer mit einem ganz besonders prächtigen Festtagsschmuck ausgestattet. Das Highlight erstrahlt seit Dienstag vor dem Altar in vollem Glanz: die sprechende Weihnachtskrippe . Dem Pfarrer ist die Erleichterung anzumerken, als bei der Demonstration für den KURIER schon (fast) alles klappt. Einige Feinjustierungen braucht es noch: „Der Stern müsste an dieser Stelle direkt angeleuchtet werden“, stellt Pater Thomas fest – und geht in die Hocke, um an einer der vielen Lampen zu drehen. Ein kleines Weihnachtswunder Die Krippe ist ein kleines technisches Weihnachtswunder. Nach dem Einwurf einer Zwei-Euro-Münze (das Geld wird für die Kirchensanierung verwendet), nimmt das Schauspiel seinen Lauf. Sechs Minuten lang erzählen Kinderstimmen von der Geburt Jesu Christi in Bethlehem. Auf den Punkt genau werden immer jene Figuren beleuchtet, die in der Handlung gerade im Mittelpunkt stehen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das so aufwendig ist. Die Szenenbeleuchtung mit dem Text in Einklang zu bringen, war eine große Herausforderung“, erzählt Pater Thomas. Zwei Event-Techniker aus dem Bezirk sind dem Geistlichen beim Programmieren zur Hand gegangen. Die Sprechrollen haben Frauenkirchner Volksschulkinder übernommen. Paul Haider Pater Thomas mit der Figur, die seinen Vorgänger in der Basilika , Pater Michael, darstellt. Ursprünglich sollte die Krippe sogar noch lebendiger erscheinen, verrät Pater Thomas: „Wir haben schon erste Versuche mit Pneumatik gemacht, dann wären die Figuren beweglich gewesen. Das Problem war nur, dass das sehr laut ist. Das hätte die Atmosphäre gestört.“ Erste Weihnachtskrippe der Geschichte Die Krippe und die Figuren schmücken schon seit den 1990er-Jahren zur Weihnachtszeit die Basilika. Thomas Lackners Vor-Vorgänger, Pater Michael, hat sie damals angeschafft. Das Krippenspiel an sich ist freilich noch viel älter – dazu haben die Franziskaner übrigens eine besondere Beziehung. Denn der Ordensgründer, Franz von Assisi , habe im Jahr 1223 das allererste Krippenspiel in Auftrag gegeben, erzählt Pater Thomas: „Der heilige Franziskus hat gespürt, dass den Menschen Weihnachten abhandengekommen ist. Er hatte die Idee, die Weihnachtsgeschichte den Leuten leibhaft näher zu bringen.“ Paul Haider Die High-Tech-Krippe kann bis 30. Jänner täglich von 8 bis 20 Uhr bestaunt werden. So soll in Greccio , 90 Kilometer nördlich von Rom, das erste Krippenspiel der Geschichte inszeniert worden sein. Zum 800-jährigen Jubiläum 2023 hat Pater Thomas zum ersten Mal die sprechende Weihnachtskrippe in der Basilika aufgestellt. Seither wird die Inszenierung jedes Jahr verfeinert und erweitert. 802 Jahre später Was würde Franz von Assisi wohl sagen, wenn er die sprechende Weihnachtskrippe in Frauenkirchen heute sehen könnte? Wahrscheinlich würde er genauso staunen , wie die vielen Kinder vor dem Altar der Basilika. Pater Thomas ist zufrieden: „Das Ganze war wirklich ein Riesenaufwand, wir haben viele Stunden damit verbracht. Aber ich denke mir, Franziskus hat damals auch lange hin und her überlegt, wie man die Weihnachtsgeschichte wieder lebendig machen kann.“