Üppige Menüs, Kekse, Glühwein, wenig Bewegung, aber viel zu tun: Rund um die Feiertage meldet sich bei vielen Menschen die Verdauung mit Nachdruck. Völlegefühl , Blähungen, Aufstoßen oder Sodbrennen gehören zu den häufigsten Beschwerden. Gerade die Kombination aus reichhaltigem Essen und emotionaler Anspannung bringt den Verdauungstrakt leicht aus dem Takt. Aus schulmedizinischer Sicht entsteht Völlegefühl meist dann, wenn große Portionen, fettreiche Speisen und viele unterschiedliche Geschmacksreize zusammenkommen. Studien zeigen, dass eine zu große Vielfalt auf dem Teller die natürlichen Sättigungssignale überlagern kann: Obwohl der Magen bereits gut gefüllt ist, bleibt der Appetit auf „noch etwas anderes“ bestehen. Fett verzögert zusätzlich die Magenentleerung, Alkohol entspannt die Magenmuskulatur – was sich zwar kurzfristig angenehm anfühlen kann, die Verdauung aber eher bremst als beschleunigt. Auch allzu hastiges Essen und das Schlucken von Luft tragen dazu bei, dass sich Druck und Spannung im Bauch aufbauen. Was dem entgegensteuert: bewusste Reduktion nach den Festtagen, gutes und achtsames Kauen. Ernährungsberaterin: Das hilft bei Völlegefühl Spannende Tipps kommen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) : „Stress und Erwartungen führen gerade in dieser besonderen Zeit zu einem Stau der Leber-Energie“, sagt die TCM-Ernährungsberaterin Petra Faustka . Punsch, Kekse und schwere Speisen verstärken aus ihrer Sicht Symptome wie Sodbrennen, Aufstoßen oder Magenbeschwerden. „Fettiges Essen, scharfe Gewürze, Frittiertes oder stark überbackene Gerichte geben dem System oft den Rest.“ privat Statt Alkohol oder Kaffee danach empfiehlt Petra Faustka grünen Tee oder Tee aus Melisse. Ihr Rat: Vor und zwischen allzu üppigen Mahlzeiten bewusst gegensteuern und „karger“ essen. Es empfiehlt sich leichte, warme Kost: Gemüsesuppen in allen Varianten, Chinakohl oder Stangensellerie als Salat oder Wokgemüse. Topinambur: Besonders bewährt habe sich Topinambur – als Suppe oder gebraten –, weil er aus TCM-Sicht angestaute Energie lösen könne. Reissuppen mit Gemüse, ergänzt durch etwas Hühnerfleisch, Tofu oder Tempeh entlasten und beruhigen den Magen. Kompott: Rohes Obst wie Apfel, Birne oder Kiwi sei eher am späteren Vormittag geeignet, im Winter greife sie lieber zu Kompotten. Tee: Und „Statt Alkohol oder Kaffee danach empfehle ich grünen Tee oder Tee aus Melisse“, sagt Faustka. Kommt es trotzdem zu Völlegefühl, unterscheidet die TCM zwischen zwei Hauptmustern: Kälte oder Hitze. „Wenn eine Wärmflasche oder ein warmes Getränk guttut und Hände oder Füße kalt sind, wünscht sich der Körper mehr Wärme“, erklärt Faustka. Tee aus Petersilie Dann hilft ein warmes Frühstück wie Porridge oder ein weiches Ei. Und Tee, etwa aus frischer Petersilie. Dafür 1 EL zerkleinerte Blätter und Stängel mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen, abdecken und fünf Minuten ziehen lassen. „Der Tee schmeckt leicht pfeffrig und nach kurzer Zeit werden Füße, Hände und Bauch schön warm." Bei Hitzezeichen wie Brennen im Magen, Sodbrennen oder häufigem Aufstoßen rät sie hingegen zu mehr Gemüse und Reis, Fisch gedünstet statt gebraten, Alkohol nur in kleinen Mengen und eher kühlenden Kräutertees wie Pfefferminze. Phänomen "Fart Walk" Ein Wundermittel: Bewegung. Auf Social Media heißt das neuerdings augenzwinkernd "Fart Walk" – gemeint ist ein kurzer Spaziergang, der Blähungen lösen soll. Der Name ist neu, der Effekt alt: Moderate Bewegung fördert die Darmbewegung und hilft, Gas im Verdauungstrakt weiterzutransportieren. Gastroenterologische Studien zeigen, dass bereits zehn bis fünfzehn Minuten Gehen ausreichen können, um Druckgefühl, Völlegefühl und Blähbauch spürbar zu lindern. Was heute viral geht, ist medizinisch betrachtet also nichts anderes als der klassische Verdauungsspaziergang. Zum Verdauungsschlaf hinlegen? Bitte nicht Und das Verdauungsschlaferl? Leider: Es verzögert die Verdauung nur. Aufrechtes Sitzen oder Stehen erleichtert hingegen die Magenentleerung. Enge Kleidung erhöht den intraabdominalen Druck und verstärkt Beschwerden wie Aufstoßen oder Reflux. Ein einfaches, oft unterschätztes Helferlein: die Wärmeflasche . Sie kann bei Völlegefühl helfen, die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Trakts zu entspannen. Wenn es ums Trinken geht: kein Sprudel. Kohlensäurehaltige Getränke erhöhen das Gasvolumen im Magen. Und der berühmte Verdauungsschnaps ? Nur ein Mythos. Eine der wenigen randomisierten Studien dazu zeigte, dass Spirituosen nach dem Essen die Verdauung nicht beschleunigen, sondern eher verzögern. Wasser mit Kuzu hilft gegen Gastritis Für die Zeit nach dem letzten Weihnachtsfeiertag bis zu Silvester empfiehlt Faustka weniger tierische Produkte, dafür Reisgerichte, Gemüsesuppen, Ofenkartoffeln und Gemüse. Kompotte und ausreichend Flüssigkeit – zimmerwarm und schluckweise – helfen dem Körper, wieder in Balance zu kommen. Bei Gastritis oder Hitze im Magen setzt die Ernährungsberaterin auf Wasser mit Kuzu , die Stärke aus der Wurzelknolle der Kuzu-Pflanze: "Ein TL Kuzu in ¼ Liter kaltem Wasser auflösen, unter Rühren zum Kochen bringen, kurz köcheln lassen. Lauwarm schluckweise trinken, am besten morgens." Sie verwendet Kuzu außerdem, um Soßen oder Suppen etwas anzudicken – womit auch gleich die Verdauung unterstützt wird.