Skipionier Mathias Zdarsky steckte 1905 den ersten Riesentorlauf Österreichs in den Hang des Semmering. Als 1946 im Waldhofsaal des Südbahnhotels der Wintersportverein Semmering (WSV) gegründet wurde, konnte noch niemand erahnen, welche Sportgeschichte der Ort später einmal schreiben wird. Bei den österreichischen Skimeisterschaften 1955 wurden Legenden wie Toni Sailer oder Anderl Molterer von tausenden Fans frenetisch gefeiert. Als wohl bekannteste Sportlerin des Semmering, trug Trude Klecker den Namen des niederösterreichischen Skigebietes in alle Welt. Internationale Strahlkraft Sieben Jahrzehnte später blickt an diesem Wochenende ein Millionenpublikum vor den TV-Geräten auf die Winterkulisse des Zauberbergs, wie der Hirschenkogel noch genannt wird. Zum 30-jährigen Jubiläum des Damen-Skiweltcups erwartet man sich "internationale Strahlkraft“, denn Stars wie Mikaela Shiffrin haben den Damenskisport "weltweit auf eine andere Stufe gehoben“, weiß man beim NÖ Landesskiverband. Weltcup im "Flachland" "Die Bedeutung für unseren Ort ist gewaltig. Wir sind der einzige Weltcuport in Niederösterreich bzw. im Osten des Landes. Und diese Bilder gehen um die Welt“, freut sich der Bürgermeister von Semmering, Hermann Doppelreiter, auf ein Skispektakel. Die Geschichte, wie es überhaupt zum Weltcup am Semmering gekommen ist, erzählt eine Legende heute noch manchmal in illustrer Runde. Franz Steiner ist seit 30 Jahren der Mann hinter dem Damen-Weltcup. Dass er nicht nur Obmann, sondern sogar Präsident des WSV Semmering ist, verdankt er seinem Vorgänger und einer Statutenänderung des Vereins. Mit Werbefoldern reiste der WSV Anfang der 1990er-Jahre zu den Rennen nach Kitzbühel, um den Hausberg der Wiener als Austragungsort für den Skiweltcup ins Gespräch zu bringen. Jedlicka Stefan "Mr. Weltcup" Franz Steiner im historischen Outfit aus dem Jahr 1995 Die Taktik ist aufgegangen. Zwei Sachen haben gravierend für den Semmering gesprochen, erinnert sich Steiner. Damals wollte der Skiverband unbedingt Rennen in Großstadtnähe um Fanmassen zu mobilisieren. Als Standort vor den Toren Wiens habe der Semmering perfekt in dieses Konzept gepasst. Außerdem wollte die FIS damals den Rennkalender mit einem Damenbewerb zwischen Weihnachten und Neujahr erweitern. Alles andere ist Geschichte. Die Österreicherin Elfi Eder und die Schwedin Pernilla Wiberg triumphierten bei den ersten beiden Weltcuprennen 1995 – damals noch am Westhang. NLK KHITTL Maler Chr. Ludwig Attersee mit dem heurigen Weltcup-Plakat. Wirtschaftsmotor Um aus dem Rennen in Niederösterreich das "Kitzbühel der Damen“ zu machen, wurde kräftig investiert und die Weltcup-Panoramapiste gebaut. Nur ein einziges Mal in der 30-jährigen Geschichte, nämlich 2014, mussten die Rennen wetterbedingt wegen Schneemangels abgesagt werden. Im Corona-Jahr 2020 wurde zwar gefahren, allerdings ohne Live-Publikum. "Für die Wirtschaft hat der Weltcup eine enorme Bedeutung“, ist sich Doppelreiter sicher. In den Tagen rund um die Rennen sind in der Region keine freien Zimmer zu bekommen. Zwischen 10.000 und 15.000 Besucher verwandeln das Zielgelände am Hirschenkogel in einen Hexenkessel. "Gefordert ist besonders die Gastronomie. Bei so einem Andrang ist es eine große Herausforderung, alle Gäste zufrieden zu stellen. Es herrscht zwei Tage lang Ausnahmezustand“, sagt Doppelreiter. Die gesamte Wertschöpfung des Events geht in die Millionen Euro . Und die Touristiker erhoffen sich eines: Tolle Bilder vom Semmering sollen vor allem "Lust auf einen Urlaub in Niederösterreich machen.“