Frohes Fest: Warum der 25. Dezember der wahre Tag der Liebe ist

Weihnachten , Fest der Liebe. Wunderbar. Aber: Erotik ist damit nicht gemeint. Tja, jedes Jahr dasselbe Szenario: Menschen gehen mit der soliden Vorstellung in den 24. Dezember, dass der Heilige Abend am Ende des Tages romantisch, sinnlich oder zumindest irgendwie „zu zweit“ enden könnte. Kuschel- und Koitusalarm! Dann kommt der Tag der Tage und alles läuft komplett anders – von wegen „sexy“. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zunächst wäre da die liebe Familie. Jeder kennt (vor allem jüngere) Paare, die sich nach der Bescherung und dem Essen vertschüssen wollen – bis die Tante Hermi plötzlich eine emotionale Rückschau auf ihre gesamte Biografie startet, inklusive der eher langatmigen Episode, in der sie 1982 „fast nach Nord-Süd-Irgendwo ausgewandert wäre“. Schon ist die Lust perdu. Und da wäre noch der Faktor Stress . Der, den man erst bemerkt, wenn man sich am Festtag zum ersten Mal hinsetzt und spürt, wie fertig man eigentlich ist und beim Zimt-Parfait beinahe wegdämmert. Viele Paare verbringen den 24. daher nicht miteinander, sondern nebeneinander: erschlagen vom Tag und vollgegessen. Sinnliche Energie konkurriert dann mit dem Drang, einfach in die Horizontale zu fallen und nie wieder aufzustehen. Dazu kommt ein weiteres speziell-weihnachtliches Phänomen: das Missverständnis der unausgesprochenen Erwartungen. Heikel, sehr heikel. Er glaubt vielleicht, der Abend bringe noch was – Stichwort: sündige Dessous in Weihnachtspapier gewickelt. Sie hingegen ist überzeugt, der Abend sei gelaufen, weil die halbe Wohnung nach Rotkraut duftet – jetzt nur noch das Kerzenwachs vom Esstisch (High-End-Nussholz) sanft wegfummeln. Kein Wunder, dass manche Beziehungen an diesem Tag erotisch komplett auf Stand-by stehen. Außerdem gibt es ja zwei Weihnachtsfeiertage – dieses herrlich träge Morgen-danach-Universum, in dem man nichts leisten muss, außer zu atmen. An denen man im Pyjama herumkugelt, die Uhr ignoriert und den eigenen Körper endlich wieder wahrnimmt. Stille Nacht ist ein wunderschönes Lied, aber als Intimitätsboost eher ungeeignet. Dabei könnte es so viel einfacher gehen: Gute stille Nächte entstehen dort, wo jeder sagt, was er bräuchte: Nähe, Abstand, ein Glas Wasser, fünf Minuten für sich, den Fluchtweg in Richtung Badezimmer. Vielleicht sollten Paare diesen Abend daher weniger als romantisches Finale eines langen Jahres betrachten, sondern vielmehr als das, was er wirklich ist: ein Ritual, das emotional vieles bieten kann, aber nur selten erotische Gleichzeitigkeit. Und da ist ein Lächeln auf dem Sofa, ein gemeinsamer Blick, ein ehrliches „Puh“ sinnvoller als alles, was Hollywood uns über Heilige Nächte erzählt. Außerdem gibt es ja zwei Weihnachtsfeiertage – dieses herrlich träge Morgen-danach-Universum, in dem man nichts leisten muss, außer zu atmen. An denen man im Pyjama herumkugelt, die Uhr ignoriert und den eigenen Körper endlich wieder wahrnimmt. Jetzt heißt’s genießen: im Bett bleiben, ohne Struktur, ohne „Sollten wir nicht langsam …?“. Einfach da sein, blödeln, lachen und langsam die Erotik wach küssen. Vielleicht ist das ja das wahre Fest der Liebe: nicht der perfekte 24. Dezember , sondern die morgendliche Freiheit danach, in der die Lust endlich wieder Raum und Zeit hat.