Gegen Jahresende erstellen die Stammgäste in langen Diskussionen Jahres-Rankings, die für die Nachwelt fein säuberlich im Reservierungsbuch festgehalten werden. Für 2025 ergibt sich folgende Hall of Fame: Zum Kellner des Jahres wurde, wie jedes Jahr, einstimmig Ober Franz gewählt. Die Gäste schätzen seine souveräne Art, seine lässige Höflichkeit und seinen trockenen Schmäh. Er kennt selbstverständlich alle Stammgäste und deren Vorlieben, bewahrt aber stets die professionelle Distanz und fraternisiert nicht. Deutlich umstrittener war in diesem Jahr die Wahl der Speise des Jahres. Hier kam es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Spezialtoast, Eiern im Glas und Schnittlauchbrot. In einem Fotofinish setzten sich die Eier durch. Warum? "Weil sie die kleinste warme Mahlzeit sind", begründet Stammgast Karl sein Votum. "Und weil es sie nur im Kaffeehaus gibt", ergänzt ein anderer. Der Gast des Jahres ist jener Mann, der im Café nur "Schweizer" genannt wird, obwohl er eh Wiener ist. Der Spitzname kommt daher, dass sein Lieblingsblatt die Neue Zürcher Zeitung ist. Und die hat ihn im Frühling mit einer wunderbaren Frau zusammengebracht: Sie hatte ihm die NZZ weggeschnappt, er wollte sich beschweren – und hat sich stattdessen verliebt. Die beiden sind seit damals ein Herz und eine Seele. Das Kaffeehaus des Jahres ist – abgesehen vom Café Kralicek natürlich – das Hummel. Die Begründung hat der Chef persönlich formuliert: "Selten gelingt es so überzeugend, verschiedenste Formen von Lokal zusammenzubringen. Das Hummel ist in mancher Hinsicht ein Vorbild für das Café Kralicek. Zu Silvester erwarte ich aber schon, dass alle Stammgäste bei mir antanzen, ja?"