76 Prozent befürworten Bau: Region sagt Ja zur S8

Als junge Frau wurde einer Gänserndorferin geraten, einen Job in Wien anzunehmen. „Bald bekommen wir die S8 , dann bist du ganz schnell in Wien“, lautete die Begründung. Nun ist besagte Dame in Pension. Die Marchfeld-Schnellstraße S8 ist immer noch geplant, aber nicht gebaut. Zeitraubender Stau steht auf dem Tagesprogramm der Pendler. Die Marchfeld-Schnellstraße S8 ist seit 2006 im Bundesstraßengesetz verankert und soll im Abschnitt West – dieser schließt an die S1 an – die Ortschaften Raasdorf, Deutsch-Wagram, Markgrafneusiedl, Strasshof, Obersiebenbrunn und Gänserndorf umfahren. Doch die Trasse ist umstritten : 2019 erhielt das Vorhaben grünes Licht, das wenige Jahre später ausging. Nach Einsprüchen und Beschwerden kam im Dezember 2024 das Aus: Das Bundesverwaltungsgericht hat das Vorhaben zur Marchfeld-Schnellstraße S8 abgewiesen. Der Triel, ein geschützter Steppenvogel , hat dem Straßenprojekt den Garaus gemacht. Im Bauprogramm der Asfinag ist sie derzeit nicht zu finden. Unterstützung im Ringen um die Autobahn Dennoch ist das Thema im Marchfeld nicht gegessen: Das Land NÖ und das Verkehrsministerium legten beim Verwaltungsgerichtshof Amtsrevision ein. Der Verein „Ja zur S8“ ist wieder aktiv geworden und hat zuletzt, einen kleinen Erfolg gefeiert: Wie berichtet, kam Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) ins Marchfeld – bei seiner Anreise stand er im Stau. Er sagte der Region im Kampf für die Schnellstraße seine Unterstützung zu, betonte aber auch, dass er sich nicht über Gerichte hinwegsetzen könne. Grafik Darstellung der S8 im Straßennetzt Dieser Satz bekräftigt einen Gegner der Straße in seinem Standpunkt: Wolfgang Rehm , Sprecher der Umweltorganisation Virus und der Bürgerinitiative Marchfeld, meint dazu: „Woran auch schöne Worte des Ministers nichts ändern: Die S8 hat rechtskräftig keine Genehmigung erhalten.“ Befürworter aus den Kreisen der Bezirkspolitik würden dennoch der „Bevölkerung Sand in die Augen streuen“, meinte Rehm etwa in einer Aussendung, nachdem das Asfinag-Bauprogramm präsentiert worden war. Hoffnung auf Entlastung durch S8 „Es ist uns egal, ob die Trasse 500 Meter weiter nördlich oder südlich verläuft“, spricht René Lobner , Landtagsabgeordneter der ÖVP und Bürgermeister in Gänserndorf, aus, was die Befürworter denken. Wichtig sei, dass die Marchfeld-Schnellstraße gebaut werde, um die Region endlich zu entlasten. Der Verkehr, der täglich durch die Orte rollt, sei unerträglich . „Links abbiegen ohne Ampel ist bei uns unmöglich“, schildert Bürgermeister Ludwig Deltl (SPÖ) die Lage in der Stadt Strasshof. Um das Marchfeld wirtschaftlich voranzubringen, brauche es ebenfalls eine hochrangige Infrastruktur, wie die S8, die die Hauptstädte Wien und Bratislava verbinden soll. Große Betriebe scheuen davor zurück, sich im Bezirk anzusiedeln, weil es keine moderne Infrastruktur gibt – das berichtete Philipp Teufl , der Leiter der Gänserndorfer Wirtschaftskammer bei einem Gespräch im September. Betriebe können es sich nämlich schlicht nicht mehr leisten, wenn ihre Mitarbeiter stundenlang im Stau stehen. Kritik an den Grünen René Zonschits , Landtagsabgeordneter der SPÖ, zählt ebenfalls zu den Befürwortern der S8. Auf Ministerebene sei die Region seit fünf Jahren ignoriert worden. Er bekräftigte gegenüber dem Minister, dass es in der Region einen Schulterschluss gebe, was die Umsetzung der Marchfeld-Schnellstraße betreffe. „Über alle Parteien hinweg – bis auf ein paar wenige und auf die können wir verzichten“, teilte er bei dem Gespräch mit dem Minister gegen die Grünen aus. Nicht nur, weil sich die Grünen gegen dieses Projekt aussprechen, sondern auch, weil die ehemalige Verkehrsministerin Leonore Gewessler von den Grünen das Straßenbauprojekt in ihrer Ära einfror und nie zu einem Gespräch in die Region kam. „Anstatt nun in Autobahn-fixierter Denkfaulheit davon zu träumen, dass schon alle Bauwünsche irgendwie bis vorgestern oder 2030 erfüllt werden würden und anstatt viel Steuergeld für eine aktuell laufende Pro-S8-Plakatkampagne auszugeben sollte an Zukunftslösungen für den Verkehr in der Ostregion gearbeitet werden“, rät Rehm den politisch Verantwortlichen im Bezirk. KURIER fragte die Region Da das Thema, ob die S8 realisiert werden soll, stark polarisiert, war die Marchfeld Schnellstraße Teil der Regionalumfrage , die der KURIER in Zusammenarbeit mit OGM durchführte. Die Frage, die die KURIER-Community beantworten sollte, war: Soll die S8 zwischen Groß-Enzersdorf und der Staatsgrenze so schnell wie möglich errichtet werden? Das Ergebnis ist eindeutig: 76 Prozent der Teilnehmer klickten auf „Ja“, nur 19 Prozent der KURIER-Leser beantworteten die Frage nach dem Ausbau der Infrastruktur mit „Nein“. Der Rest weiß es nicht, ob er die Marchfeld-Schnellstraße gerne hätte.