Österreichs ungelöste Kriminalfälle: Vermisst, aber nie vergessen

Das Verschwinden von Jennifer Scharinger gab Ermittlern jahrelang Rätsel auf. Heuer dann Gewissheit: Ihr Ex-Freund legte ein Geständnis ab und die Leiche der damals 21-Jährigen konnte endlich gefunden werden. Andere Kriminalfälle bleiben indes ungeklärt, wie jener von Christian Hohl : Er wollte nur noch schnell raus, um Zigaretten zu holen. Danach wurde er nie wieder gesehen. Seit dem 4. Dezember 2017 gilt der damals 20-Jährige aus Krems als vermisst. Er soll auf dem Weg zum nur fünf Minuten entfernten Zigarettenautomaten seinen Schlüssel, die Bankomatkarte, sein neues iPhone und 700 Euro dabei gehabt haben, die sein bester Freund zuvor behoben hatte. Ermittler gehen in dem Fall von einem Suizid oder einem Gewaltverbrechen aus. Eine Freundin des Vermissten glaubt, dass das Drogenmilieu mit dem Verschwinden von Christian Hohl zu tun hat. Seit dem frühen Teenager-Alter konsumierte er regelmäßig Cannabis, im Jahr 2015 erlitt er nach der Einnahme von Ecstasy eine drogeninduzierte Psychose, wodurch sich seine Persönlichkeit veränderte. Leiche wurde nie gefunden Laut Aussagen seines Umfelds soll er sich immer mehr zurückgezogen und seine sozialen Kontakte reduziert haben. Auch seine Lehre zum Bodenleger hat er nach einem Jahr abgebrochen. Der junge Mann suchte deshalb eine Psychologin auf. Den Ermittlern gegenüber sagte die Expertin damals, bei Hohl zum Zeitpunkt seines Verschwindens keine suizidalen Tendenzen bemerkt zu haben. Erschwerend kommt in dem Fall hinzu, dass nie eine Leiche gefunden worden war. Das letzte Lebenszeichen von Christian Hohl war folgende Nachricht an einen „Zockerfreund“ am 4. Dezember: „Ich habe bis 6 Uhr Zeit und muss dann etwas erledigen.“ Mord vor der Albertina: Polizei tappt im Dunklen Die Szenerie wirkte wie aus einem der klassischen schwarz-weißen Kriminalfilme aus den 1960er-Jahren, schrieb der KURIER am 13. Jänner 2008. Auf dem nassglänzenden Asphalt bei der Wiener Albertina war damals eine große Blutlache zu sehen. Hinter einem mit grünem Nylonstoff verhängten Baustellengitter wurde ein toter 19-Jähriger gefunden – mit einem Rechen im Kopf steckend. Zu seiner Mutter soll der junge Mann kurz zuvor noch gesagt haben, er fahre in eine Apotheke. Danach sah sie ihren Sohn nie wieder. Fremd/gnedt martin Die Leiche wurde damals bei einer Baustelle vor der Albertina gefunden. Um acht Uhr Früh wurde der Mann damals von zwei Mitarbeiterinnen einer Reinigungsfirma für die Albertina gefunden. Sie entdeckten Blutspuren, die sie zu dem Leichnam führten, der im abgezäunten Baustellenbereich lag. Fahndungsfoto veröffentlicht Laut Ermittlern dürfte es zwischen Opfer und Täter in der Nacht zuvor zu einer heftigen Rauferei vor dem Baustellenbereich gekommen sein. Wer der Mörder ist, ist bis heute nicht geklärt. Im September 2024 veröffentlichte die Polizei ein Fahndungsfoto eines Verdächtigen. Die Fotos der Überwachungskamera sind nicht neu, nur die Qualität wurde verbessert. Doch auch nach dem Aufruf gingen keine Hinweise ein, die den Mörder überführt hätten. Gloria Albrecht: Aus dem Leben gerissen Bis zum 5. März 2018 stand die 26-jährige Gloria Albrecht mitten im Leben. Sie war gerade von einem vierjährigen Aufenthalt in Wien zurückgekehrt, wo sie eine Ausbildung absolviert hatte. Wieder zuhause in der ländlichen Vorarlberger Gemeinde Lustenau , wollte sie einen Job im Sozialbereich antreten. LPD Vorarlberg Am Tag ihres Verschwindens hatte Gloria den Rucksack dabei, auf den letzten Aufnahmen fehlte er aber. Eine Zusage hatte sie bereits in der Tasche, schilderte die Mutter damals dem KURIER. Der nächste Schritt wäre eine eigene Wohnung gewesen. Aber so weit sollte es nicht kommen. Zuletzt wurde die junge Frau an jenem Tag im März in einem Handyshop in der Nachbarortschaft Dornbirn in einem Einkaufszentrum gesehen. Ungefähr eine halbe Stunde später filmt sie die Überwachungskamera der Volksbank in Lustenau. Doch danach verliert sich ihre Spur . Der Wendepunkt Die Mutter erstattete Anzeige, doch Gloria kam nicht wieder. Ein halbes Jahr lang führte die Polizei unzählige Befragungen durch, die nichts ergaben. Dann gab es eine Wende: Auf der Spätenbachalpe, ein Wald- und Wandergebiet bei Dornbirn, wird ein Schädelknochen gefunden. Später noch ein Oberschenkel- und ein Rippenknochen. Es sind Glorias Überreste. Auf die Frage, was mit ihr passiert ist, gibt es aber bis heute keine Antwort. Die letzten Worte von Adrian Lukas Seit acht Jahren ist der 35-jährige Adrian Lukas verschwunden. Der Hilfsarbeiter aus Deutschland kam im September 2017 nach St. Anton am Arlberg in Tirol, um dort an einer Baustelle eines Hotels zu arbeiten. Anfangs fühlte sich Lukas wohl, später aber schickte er seinem Vater mysteriöse Nachrichten. „Papa, ich weiß nicht , ob ich heute überlebe !“, steht da. Und: „Wenn ich mich in einer Stunde nicht melde, ist es das Ende! Mein Wunsch: Beerdigung neben Oma und Opa.“ Kurz darauf verschwindet Adrian spurlos. Seitdem gilt er als vermisst, sein Handy war zuletzt am Tag des Verschwindens in Sankt Anton eingeloggt, danach aber ausgeschaltet oder der Akku war leer. Bis vor zwei Jahren. Anruf vom Handy des Vermissten Lukas Mutter hat Ende September 2023 einen Anruf erhalten – vom Handy des Abgängigen. Das bestätigte damals auch der Anwalt der Familie, Claus Meffert. Betrieben wurde das Handy mit einer polnischen Wertkarte . Als der Vater von Adrian zurückrief, soll sich ein Bub gemeldet haben, der polnisch sprach. Doch auch diese Spur lief ins Leere. Im Herbst 2025 stellte die Staatsanwaltschaft Innsbruck die Mordermittlungen ein. Was bleibt, sind die offenen Fragen der Angehörigen, die wissen wollen, was mit ihrem Lukas passiert ist. Polizei Wien Harald Süßner galt als beliebt und bei seinen Kollegen als äußerst engagiert. Schulwart mit 14 Stichen getötet Er war bei allen beliebt, seine Familie beschreibt den ehemaligen Schulwart als freundlich, hilfsbereit und humorvoll. Umso tiefer saß der Schock, als die Direktorin der Wiener Volksschule Hoefftgasse ihren Schulwart am 28. März 2022 erstochen auffand . „Ich habe ihn angesprochen, geschaut, ob er noch lebt. Er hat nicht reagiert. Dann habe ich seine Haut gesehen, sie war schon marmorartig“, sagte die Schulleiterin in einem Interview für den KURIER-Podcast Dunkle Spuren. APA/HANS PUINZ Der Schulwart wurde am 28. März 20223 mit Stich- und Schnittwunden in der Volksschule in der Hoefftgasse gefunden. Bei der Obduktion stellt sich heraus: Der Schulwart wurde mit 14 Messerstichen in Nacken und Kopf getötet. Besonders auffällig ist, dass Süßner keinerlei Abwehrverletzungen aufweist. Die Tatwaffe – ein zweischneidiges Messer – ist bis heute verschwunden. Auch von Süßners Schlüsselbund fehlt jede Spur Zwei Verdächtige Das Verfahren gegen die einzigen zwei Verdächtigen, die es in dem Fall gegeben hat, wurde im April dieses Jahres eingestellt. Bei einem der beiden handelte es sich um einen Schüler, der sich nur wichtigmachen wollte. Bei dem anderen vermuteten die Ermittler ein Eifersuchtsmotiv , ein anonymer Hinweis führte zum Verdacht, Harald Süßner hätte eine Affäre mit dessen Frau gehabt. Nachweisen konnte man aber nichts. Und so bleibt die Frage nach dem Warum für die Angehörigen auch drei Jahre nach dem Mord ungelöst.