Wien-Favoriten und die Angst: Wieso sich 52 Prozent unsicher fühlen

In Favoriten herrscht Angst. Oder zumindest ein ungutes Gefühl. Auch wenn die KURIER - Regional-Umfrage in den Bezirken hohe Schwankungsbreiten hat, so ist das Sicherheitsgefühl im zehnten Bezirk das niedrigste im ganzen Land. Während sich in Österreich im Schnitt 85 Prozent sicher fühlen, sind es in Favoriten gerade einmal 48 Prozent. Auch bei einer Straßenbefragung geben viele Bewohner an, dass sie zumindest ein mulmiges Gefühl haben. Kriminalsoziologen verweisen dabei oft auch auf die überhand nehmende Berichterstattung vor allem in Gratis- beziehungsweise Boulevardmedien. Dazu äußern nicht nur Bewohner Bedenken, ob die vielen - auch medial verbreiteten - Aktionen der Polizei nützlich oder vielleicht sogar kontraproduktiv sind. Die tatsächliche Kriminalität ist jedenfalls nicht besonders auffällig. Die harte Währung ist dabei die so genannte Häufigkeitszahl . Diese gibt die Zahl der Verbrechen pro 100.000 Bewohnern an. Der mit Abstand gefährlichste Bezirk ist demnach die Innere Stadt, die die rund dreifache Kriminalitätsbelastung wie andere Bezirke hat. Der Grund dafür sind viele Touristen und Nachtschwärmer bei vergleichsweise wenig Bevölkerung. Wie sicher fühlen sich die Österreicher in ihrem Bezirk? Das haben wir in der KURIER-Regional-Umfrage für alle Bundesländer gefragt. Die hohe Zahl der Antworten ermöglichte für den Osten Österreichs auch eine Auswertung auf Bezirksebene. Hier finden Sie alle Daten. Favoriten ist nicht besonders auffällig bei der Kriminalität Doch auch ohne die City ist Favoriten nicht der gefährlichste Bezirk als der er mitunter dargestellt wird. Bezogen auf die Bevölkerung liegt hier Mariahilf (Häufigkeitszahl 825) stabil vorne, gefolgt vom Alsergrund (763). Favoriten ist auf Platz 5 mit einer Häufigkeitszahl von 585, etwas vor Rudolfsheim-Fünfhaus (575). Doch selbst gutbürgerliche Bezirke wie Wieden (569) oder der Botschaftsbezirk Landstraße (566) sind nicht so viel besser. Oft werden als Begründung die Einkaufsmeilen (wie Kärntner oder Mariahilfer Straße) genannt - doch was ist dann mit Favoritenstraße oder dem Hauptbahnhof? In anderen Städten sind solche Bahnhöfe die kriminellen Hotspots schlechthin. Bei der Wiener Polizei verweist man auf erfolgreiche Großaktionen, zuletzt im November. Und: " Wir wissen, dass das subjektive Sicherheitsgefühl von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt und selbstverständlich von jeder Person anders wahrgenommen wird. Umso wichtiger ist es, die bestehenden Anliegen ernst zu nehmen, Transparenz zu schaffen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen", sagt Sprecherin Irina Steirer. Polizei setzt auf verschiedene Maßnahmen im Bezirk "Aus polizeilicher Sicht kann ich sagen, dass wir insbesondere im Bereich Favoriten sehr präsent sind", so Steirer weiter. "Die Einführung der Waffenverbotszonen ist ebenfalls Teil eines umfassenden Maßnahmenmündels und stellt einen wesentlichen Beitrag dar, um das öffentliche Sicherheitsgefühl zu stärken und potenziell gefährliche Situationen im öffentlichen Raum zu minimieren. Gerade im präventiven Bereich zeigt sich die Verordnung wirkungsvoll." Betont werden auch andere Maßnahmen wie die Grätzlpolizei "In diesem Zusammenhang steht die Polizei in engem Austausch mit unterschiedlichen Organisationen, um Anliegen aus der Bevölkerung weiterzugeben, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und deren Umsetzung zu unterstützen. Auch hier hat es im November zahlreiche Termine mit unterschiedlichsten Organisationen aber auch Vorträge in Schulen und Jugendeinrichtungen gegeben." Für Bezirksvorsteher Marcus Franz "spielt die einseitige mediale Berichterstattung eine Rolle, aber auch die notorisch unterbesetze Favoritner Polizei. Das erkennt man gut im Vergleich mit Bezirken wie der Inneren Stadt: Dort sind die Straftaten pro Kopf höher als in Favoriten – worüber nicht berichtet wird – und sie verfügt über exzessiv mehr Polizei.“ Das sagen die Bewohner