Favoritencheck vor der Tournee: Die Österreicher sind nur Außenseiter

Erster, Zweiter, Dritter – es bräuchte schon ein riesiges Skisprungwunder, dass Österreichs Skispringer bei der heurigen Vierschanzentournee ihren Dreifachsieg aus dem Vorjahr wiederholen. Die ÖSV-Überflieger wurden in diesem Winter auf ein Normalmaß gestutzt , im Weltcup findet sich mit Stefan Kraft der beste Österreicher erst an der siebenten Stelle. Wenn am Montag in Oberstdorf der Schanzenklassiker beginnt, dann zählen Daniel Tschofenig, Stefan Kraft & Co. nur zu den Außenseitern. Der Favoritencheck . EPA / URS FLUEELER Der Slowene Domen Prevc springt in diesem Winter in einer eigenen Liga Domen Prevc Wer sein Geld auf den Slowenen setzt, wird nicht reich. Denn selten einmal gab es vor einer Tournee einen größeren Topfavoriten als Domen Prevc. Der Skiflugweltrekordhalter (254,5 Meter) schwebt in diesem Winter in anderen Sphären und hat schon 5 Weltcupbewerbe gewonnen . Nicht minder beeindruckend ist die hohe Konstanz des früheren Wackelkandidaten: In zehn der elf Saisonspringen war Prevc in den Top 4 zu finden. Das ist genau die Qualität, die bei einer Wettkampfserie wie der Vierschanzentournee gefragt ist. Und trotzdem sollte Domen Prevc, dessen älterer Bruder Peter die Auflage 2015/’16 gewann, gewarnt sein: Denn in der langen Geschichte des Schanzenklassikers sind schon viele Topfavoriten gestrauchelt . KURIER-Wertung: ***** EPA / MARTIN DIVISEK Der Japaner Ryoyu Kobayashi gewann bereits drei Mal die Tournee Ryoyu Kobayashi Der zweifache Saisonsieger aus Japan war in diesem Winter noch nie schlechter als Siebenter und bringt alles mit, was bei der Tournee gefragt ist : Nervenstärke, Stabilität, Souveränität und – nicht zuletzt einen enormen Erfahrungsschatz. Nicht umsonst hat Ryoyu Kobayashi schon drei Mal die Tournee gewonnen. Grand-Slam 2018/'19 Der 29-Jährige fliegt auf die vier so unterschiedlichen Schanzen zwischen Oberstdorf und Bischofshofen und hat im Rahmen der Tournee bereits acht Springen für sich entschieden. Bei der Tournee 2018/’19 war dem Japaner sogar der Grand Slam mit Siegen bei allen vier Stationen gelungen. KURIER-Wertung: **** EPA / PHILIPP SCHMIDLI Stefan Kraft feierte in dieser Saison einen Sieg Stefan Kraft Von allen Österreichern steht der Routinier im Weltcup noch am besten da (Rang 7) – wohlgemerkt trotz Babypause. Wie all seinen Mannschaftskollegen fehlte es auch Kraft bisher an der notwendigen Leichtigkeit und wichtigen Konstanz. Mit launischen Auftritten wie bisher kann man normalerweise keine Tournee gewinnen . Aber gerade Stefan Kraft hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es bei ihm schnell gehen kann. Oberstdorf wäre da ein perfekter Ort für die Trendwende: Der Salzburger hat schon drei Mal das Auftaktspringen der Tournee gewonnen, zuletzt 2024. KURIER-Wertung: *** EPA / URS FLUEELER Der Deutsche Philipp Raimund ist in diesem Winter in der Weltspitze angekommen Philipp Raimund & Felix Hoffmann Die beiden Lokalmatadore nähren die Hoffnung auf den ersten deutschen Tourneesieg seit fast einem Vierteljahrhundert (Sven Hannawald 2001/’02). Philipp Raimund hat sich zu einem verlässlichen Podestspringer gemausert, bis zum ersten Weltcupsieg des 25-Jährigen ist es nur mehr ein Katzensprung. Teamkollege Felix Hoffmann zeigte zuletzt in Engelberg mit den Rängen 2 und 3 auf. EPA / URS FLUEELER Felix Hoffmann überzeugte bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg mit zwei Podestplätzen Trotzdem ist es kein leichtes Los , als großer deutscher Hoffnungsträger in die Tournee zu gehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass große Erwartungshaltung schnell einmal in große Ernüchterung umschlagen kann. Das Plus der Deutschen : Diesmal ist die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt. KURIER-Wertung: *** EPA / URS FLUEELER Ren Nikaido etablierte sich im Sog von Teamleader Ryoyu Kobayashi im Spitzenfeld Ren Nikaido Im Windschatten seines prominenten Kollegen Ryoyu Kobayashi hat sich der 24-jährige Japaner an die Weltspitze herangepirscht. Der fünfte Platz im Gesamtweltcup kommt nicht von ungefähr. Die Ausgangslage für das japanische Team könnte jedenfalls besser nicht sein: Seit langem greifen die Japaner heuer wieder als Doppelspitze an. KURIER-Wertung: ** Anze Lanisek Der Slowene hat schon zwei Saisonsiege zu Buche stehen und liegt im Gesamtweltcup an dritter Position. Die Formkurven von Lanisek und seinem Teamkollegen Domen Prevc entwickeln sich freilich konträr. In den letzten fünf Bewerben war der 29-Jährige nie besser als Achter. KURIER-Wertung: ** EPA / ANNA SZILAGYI Magischer Moment: Daniel Tschofenig gewann vor Jan Hörl (li.) und Stefan Kraft die Tournee 2024/'25 Daniel Tschofenig Natürlich darf der Titelverteidiger und Gesamtweltcupsieger in diesem Ranking nicht fehlen. Man braucht aber schon viel Fantasie, sich die erfolgreiche Titelverteidigung des Kärntners vorzustellen. Nach dem Auftaktsieg in Lillehammer ging die Formkurve des 23-Jährigen in diesem Winter steil nach unten , bei der Generalprobe in Engelberg verpasste Tschofenig sogar den Sprung in den Finaldurchgang. Wie bei seinen Teamkollegen gilt das Prinzip Hoffnung. KURIER-Wertung: ** REUTERS / Lisi Niesner Jan Hörl plagt sich in diesem Winter Jan Hörl 2, 35, 5, 35 – der Tournee-Zweite aus dem Vorjahr ist in dieser Saison eine einzige Wundertüte . Jan Hörl wartet noch auf den großen Aha-Moment, der das Selbstvertrauen und die Lockerheit zurückbringt. KURIER-Wertung: ** EPA / URS FLUEELER Stephan Embacher landete in diesem Winter das erste Mal auf dem Weltcuppodest Stephan Embacher Was hat der 19-jährige Tiroler hier verloren, werden manche fragen. Nun, Stephan Embacher war zum Beispiel jener Springer, der bei der Generalprobe in Engelberg mit Abstand die weitesten Sprünge gezeigt hat – sie dummerweise aber nicht sauber landen konnte. Alle Experten bescheinigen dem 6-fachen Juniorenweltmeister , der heuer seinen ersten Podestplatz erreichte, eine große Karriere. KURIER-Wertung: * APA/AFP/WOJTEK RADWANSKI / WOJTEK RADWANSKI Marius Lindvik springt in diesem Winter noch hinterher Marius Lindvik Wer sein Geld auf den Norweger setzt, der kann reich werden. Der Respekt vor dem Mutterland des Skispringens gebietet es freilich, dass ein Norweger im weiten Kreis der Außenseiter aufscheint. Marius Lindvik und seinen Kollegen müssten über Weihnachten aber schon Flügel gewachsen sein, um den großen Coup landen zu können – manipulierte Anzüge werden wohl nicht reichen angesichts der aktuellen Misere. Weltmeister und Olympiasieger Lindvik liegt im Weltcup nur an 19. Stelle. KURIER-Wertung: *