Sie war eine dieser wenigen Frauen, die zeitlos und unsterblich erscheinen. Deren frühere Fotos die späteren für immer überstrahlen werden, die auch weit über die Zeit, in der ihr Erfolg den Zenit erreicht hat, hinaus als absolute Ikonen gelten. Für sie wurden Attribute wie „Leinwandgöttin“ gefunden und ihr Name oder ihre Initialen international zu einer wieder erkennbaren Marke. „Initialen BB“, so hieß auch ein Lied des französischen Chansonniers Serge Gainsbourg, komponiert für seine damalige Lebensgefährtin Brigitte Bardot . Am Sonntag gab ihre Stiftung den Tod der französischen Schauspielerin bekannt. Sie wurde 91 Jahre alt. Der Schmollmund, der beim Lachen eine Zahnlücke freigab, die mit dunklem Eyeliner umrahmten Augen, die blonde und in Wahrheit blond gefärbte Mähne, die weiblichen Kurven – Bardot verkörperte lange die begehrenswerte und zugleich frei begehrende Frau, auch als sie sich längst von ihrer öffentlichen Figur der Schauspielerin und Sängerin abgewendet hatte. Der Tierschutz war ihre "eigentliche Bestimmung" Medialen Rummel akzeptierte sie während der letzten Jahrzehnte nur noch, wenn er der Sache dienen konnte, der sie sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens als ihrer „eigentlichen Bestimmung“ ganz verschrieben hatte, nämlich dem Tierschutz und ihrer eigenen, für diesen Zweck gegründeten Stiftung. Aufmerksamkeit war ihr wohl nicht nur aufgrund ihrer ruhmreichen Vergangenheit gewiss, sondern auch infolge ihrer oftmals provokanten Aussagen. Sie sei „mehr Tier als Mensch“, erklärte sie etwa, fühle sich einer „so anmaßenden und blutrünstigen Gattung“ wie der menschlichen nicht zugehörig, „solange Tiere als minderwertige Arten gelten“. In Bezug auf ihren Sohn Nicolas-Jacques , den Bardot mit ihrem zweiten Ehemann Jacques Charrier hatte, sagte sie gar: „Mir wäre es lieber gewesen, einen Hund zu gebären.“ APA/AFP/GERARD FOUET Brigitte Bardot im Jahr 1989. Wegen Anstiftung zum Rassenhass verurteilt Bekannt für ihre politischen Positionen am äußersten rechten Rand, wurde sie mehrmals wegen Anstiftung zum Rassenhass verurteilt. Keine halben Sachen, keine Gefälligkeiten – auch das war „BB“, so sehr sie während ihrer gut 20 Jahre währenden Karriere davon gelebt hatte zu gefallen. Geboren in Paris, wuchs Brigitte Bardot in einem streng katholischen, gutbürgerlichen Elternhaus auf. Eigentlich wollte sie, die ins Konservatorium von Paris eintrat, Primaballerina werden, doch der Grundstein für ihre Schauspielerinnen-Karriere wurde gelegt, als sie mit 15 Jahren auf der Titelseite der Zeitschrift Elle erschien. Dort sah sie der Regisseur Marc Allégret und lud sie zum Vorstellungsgespräch ein. Es kam nicht sofort zu einer Zusammenarbeit, doch sie lernte bei dieser Gelegenheit Allégrets Assistenten Roger Vadim kennen und verliebte sich in ihn. Als Bardots Eltern sie in ein Internat nach Großbritannien stecken wollten, wehrte sie sich mit einem dramatischen Selbstmordversuch dagegen und musste ihnen dann versprechen, ihn nicht vor ihrem 18. Lebensjahr zu heiraten. So geschah es auch. Vadim wurde der erste ihrer vier Ehemänner. Noch vorher hatte sie einen ersten Auftritt in „Crazy for love“ („Le Trou normand“) von Jean Boyer, es folgten weitere Film- und Theaterrollen. Der Durchbruch kam 1956 mit der Hauptrolle in „Und ewig lockt das Weib“ ihres Gatten Vadim an der Seite von Curd Jürgens und Jean-Louis Trintignant, mit dem sie prompt eine Affäre begann. Noch bevor der Film in ihrem Heimatland ein Erfolg wurde, wurde er in den USA gefeiert, wo sie ihr entfesselter Mambo-Tanz zu einer der berühmtesten Französinnen machte. Fortan haftete das Image der unschuldig-provokanten, barfuß tanzenden Mädchen-Frau an Bardot, die lange vor der 68er Revolution eine neue sexuelle Freizügigkeit symbolisierte. Die Zeitschrift Cinémonde bescheinigte Bardot den „Sex Appeal von Marlene Dietrich , den Glamour von Ava Gardner , den Pep von Marilyn Monroe “. Dieser „explosiven Mischung“ füge sie noch „einen Hauch persönliche Fantasie“ hinzu. Bardot wurde zur Trendsetterin, brachte das Vichy-Karo und die Ballerinas in Mode und war 1958 bereits die am besten bezahlte französische Schauspielerin. Sie spielte in „Viva Maria!“ von Louis Malle an der Seite der ebenfalls vom Publikum vergötterten Jeanne Moreau, in Klassikern wie „Die Wahrheit“ von Henri-Georges Clouzot oder in „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard, drehte mit den berühmtesten Regisseuren und Filmpartnern, jettete um die Welt, reihte die Liebhaber aneinander. APA/AFP/- Eröffnung der Ausstellung "100 Fotos von Brigitte Bardot" in Paris im Dezember 1971. Avancierte zum Glamour-Paar Mit dem deutsch-schweizerischen Industriellen-Erben Gunther Sachs, ihrem dritten Ehemann, avancierte sie zum Glamour-Paar, das allerdings nur drei Jahre hielt, nahm mit Serge Gainsbourg kecke Lieder wie „Bonnie and Clyde“ oder „Comic Strip“ auf und stand als erste Schauspielerin Modell für die Nationalfigur Marianne, deren Büste als Symbol Frankeichs in allen Rathäusern des Landes prangt. Sie selbst erlebte all den Ruhm als Belastung, schrieb sie später in ihren Memoiren: „Der Kult um meine Person und dieses Leben, in dem es immer nur um mich ging, nahmen mir die Luft zum Atmen.“ Nach 45 Filmen und mehr als 70 Liedern kündigte „BB“ 1973 abrupt ihr Karriere-Ende an und sagte damit auch dem Jet-Set-Leben Adieu. Sie zog sich in ihr Anwesen „La Madrague“ in Saint-Tropez zurück, ein einstiges Fischerhaus, wo sie bis zuletzt etliche Hunde, Katzen und Pferde, Schafe, Eseln und Tauben hielt. Seit 1992 hatte sie dort mit ihrem vierten Ehemann Bernard d’Ormale gelebt, einem früheren Berater des Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen. Bardot erhielt die Erlaubnis, auf dem Strand Betonmauern zum Schutz vor Paparazzi zu bauen. Ihr unermüdlicher Einsatz für den Tierschutz begann 1976 mit dem Kampf gegen die Robbenjagd in der Arktis und Fotos auf dem Packeis mit Robbenbabys. Tatsächlich überzeugte sie nach einer atemlosen Kampagne den damaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d`Estaing davon, 1977 den Import von Robbenhaut und -pelz zu verbieten, die Europäische Gemeinschaft folgte wenige Jahre später. „Ich habe meine Jugend und meine Schönheit den Männern gegeben“, schrieb Bardot einmal. „Nun gebe ich meine Weisheit, meine Erfahrung und das Beste von mir den Tieren.“ Für die Gründung ihrer eigenen Stiftung versteigerte sie etliche ihrer Besitztümer, darunter einen Diamantring ihres früheren Ehemanns Gunter Sachs – er selbst war es, der ihn zurückkaufte als Spende. Politischer Kampf Es war ein politischer Kampf, den Bardot führte: Er richtete sich gegen die Gefangenschaft von wilden Tieren, vor allem im Zoo oder Zirkus, den Transport von Schlachttieren, gegen Pelze, Tierversuche, Tierkämpfe, gegen die Robben- und die Waljagd. Sie traf den Dalai Lama und Papst Johannes Paul II., schrieb an Präsidenten und Minister, appellierte an den Modemacher Jean-Paul Gaultier, keine Pelze mehr zu verarbeiten oder kritisierte Sophia Loren für das Tragen von Pelz. Auf einen Boykott-Aufruf südkoreanischer Produkte während der Fußball-WM 2002 hin, um gegen den dortigen Konsum von Hunden und Katzenfleisch zu protestieren, erhielt sie nach eigenen Angaben 7000 Todesdrohungen. Feinde machte sich Bardot, die politisch die Rechtspopulistin Marine Le Pen und zuvor schon deren Vater Jean-Marie Le Pen unterstützte, auch mit manchen extremen Aussagen, vor allem mit der scharfen Kritik an der Immigration und am Islam, für die sie mehrmals zu hohen Geldbußen verurteilt wurde. „Mein Land, Frankreich, meine Heimat, mein Boden, wird erneut (…) von einer ausländischen Überbevölkerung heimgesucht“, schrieb sie etwa. „Diese islamische Überschwemmung müssen wir gegen unseren Willen ertragen und alle Traditionen dagegen verteidigen.“ APA/AFP/VALERY HACHE Besuch in einem Hunde-Shelter im Jahr 2005. Sorgte für Empörung Die Bewohner der französischen Insel La Réunion nannte sie aufgrund von Tier-Misshandlungen, die dort vorgekommen waren, „Entartete“ und erntete einen Sturm der Entrüstung. In ihrer Autobiographie „Ein Schrei in die Stille“ kritisierte Bardot Frauen, die als Ministerinnen in die Regierung eintraten, seien „nicht an ihrem Platz:“ „Die Frauen, wenn sie sich ihrer Vorzüge zu bedienen wissen, werden immer die Macht haben, die Männer vor ihren geringsten Wünschen einknicken zu lassen.“ Sie bräuchten dafür doch keine Ämter – eine Aussage, die erstaunte und enttäuschte von einer Person, die doch als Modell für selbstbewusste Frauen angesehen wurde. Aber vereinnahmen lassen wollte sie sich nicht. „Für die Emanzipation der Frauen kann ich nichts“, sagte sie einmal. „Ich habe gelebt, wie ich es wollte und tue es noch.“ Widersprüchlich und radikal, verletzlich und verletzend, unsicher und ihrer eigenen Wirkung doch sehr deutlich bewusst – das alles war BB, eine der größten Schauspielerinnen Frankreichs.