Wie endet idealerweise ein Krieg? Leicht vom Schreibtisch aus zu beantworten, von den Schlachtfeldern aus betrachtet nahezu nie umsetzbar: Wenn beide Seiten – sofern es sich um einen konventionellen Krieg wie jenen Russlands gegen die Ukraine handelt – wenn also beide Seiten so erschöpft, mit herben Verlusten geschlagen, mit dem wirtschaftlichen Untergang bedroht sind – wenn beide Seiten endlich einsehen, dass sie militärisch nicht siegen können. Diese Erkenntnis hat Kiew nach fast vier Jahren Krieg gewonnen. Entsprechend verzweifelt versucht Präsident Selenskij bei den von den USA verordneten Friedensverhandlungen herauszuholen, was für die Ukraine noch irgendwie zumindest nicht zu verlieren ist. Ein kleiner Sieg des ukrainischen Staatschefs, der gestern bei US-Präsident Trump in dessen Luxusdomizil in Florida erscheinen durfte, war dabei allein schon die Tatsache, dass der Ende November präsentierte Schock-Plan der USA vom Tisch ist. Der trug eindeutig die Schriftzüge Moskaus, er hätte die Ukraine zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen, Russland wäre für seine Aggression belohnt worden. Statt 28-Punkte-Plan nun ein 20-Punkte-Plan Jetzt wird ein anderes Abkommen verhandelt. Aber auch darin wird festgeschrieben sein, dass die Ukraine riesiges Territorium – fast ein Fünftel ihres Staatsgebietes – aufgeben muss. Selbst wenn Selenskij seine – höchst unrealistische – Forderung durchsetzen sollte, dass die ukrainische Bevölkerung über solch ein Friedensabkommen abstimmen soll, hätte jeder Plan einen Schönheitsfehler: Kremlherr Putin wird dagegen sein. EPA/SERGEY DOLZHENKO Massive russische Angriffe auf Kiew Denn in Russland hat sich die notwendige Erkenntnis, dass man auf dem Schlachtfeld nicht siegen kann, noch nicht durchgesetzt. Womit ein derart ideales Kriegsende in große Ferne rückt. Und doch deutet vieles darauf hin, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine in die Endphase geht. Er könnte enden, wenn die USA auch auf Russland den Druck so sehr erhöhen, dass es auch für Moskau gewinnbringender erscheint, mit Trump und Co. Milliardengeschäfte zu machen als den Kampf fortzuführen. Und wenn es Russland ermöglicht wird, einen „ehrenvollen Abgang“ zu vollziehen – so wie es einst Ex-Außenminister Kissinger für die US-Armee aus dem Vietnamkrieg vorgeschlagen hatte. Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun Mit Gerechtigkeit oder Fairness hätte so ein Kriegsende freilich nichts zu tun. Keine Sühne für die Tausenden zivilen Kriegsopfer, für die verschleppten ukrainischen Kinder, für die Gefallenen, vermutlich gäbe es nicht einmal russische Reparationszahlungen. Nein, ein ideales Kriegsende sähe anders aus. Aber alle andere Optionen, als möglichst bald einen Waffenstillstand zu erzielen, wären vorerst noch viel schlechter. Der Ball liegt jetzt bei Donald Trump.