Als unser Kaiser Franz Joseph I. noch regierte (1848-1916) gab es ein offizielles Dokument, das bestätigte, dass man aufgrund von vielen Verpflichtungen oder Krankheit keine Neujahrsgrüße senden konnte. Die "Neujahrsentschuldigungskarte" war in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie sehr populär und wurde von der kaiserlichen Verwaltung herausgegeben. Eine formelle Entschuldigung, ohne unhöflich zu wirken. Adelige und später auch Bürgerliche nutzten diese, um sich vor der Flut an Neujahrsbriefen zu schützen. Gegen eine Spende konnte man sich von der persönlichen Gratulationspflicht "freikaufen". Publikumswirksam wurde die Liste der Spender in der lokalen Presse veröffentlicht, damit jeder wusste, wer heuer von den Neujahrsglückwünschen befreit war. Gerne haben die Spender ihre "Neujahrsentschuldigungskarte" an ihrer Haustüre angebracht, als Hinweis, dass Betteln sinnlos sei, da man bereits gespendet habe. Die Spendengelder wurden von der Gemeinde eingehoben und an arme Menschen verteilt. Heute sind diese Karten begehrte Sammlerstücke Sie geben einen faszinierenden Einblick in die Alltagskultur der Monarchie. Oft wurden die Karten mit Stadtansichten versehen – das dient heute der Rekonstruktion der baulichen Entwicklung in den Gemeinden. Ursprünglich war der "Loskauf" in über fünfzig österreichischen Gemeinden und Städten verbreitet. In einzelnen Gemeinden, wie etwa in Hall in Tirol, gibt es diesen Brauch noch heute. Waren die ersten Karten noch einfache Zettel, gestaltet heutzutage ein regionaler Künstler das Motiv der Karte: für 2026 die Künstlerin Martina Tscherni. Gleich geblieben ist die Veröffentlichung der Spender – nicht in der Zeitung, sondern online.