Der Name René Benko stand jahrelang für einen kometenhaften Aufstieg, abgehobenen Luxus und exklusivste Immobilien. Als Gründer der Signa-Gruppe baute der 48-jährige Tiroler Unternehmer mit viel Fremdkapital ein Milliarden-Imperium auf, das von pompösen Immobilienprojekten bis zu prestigeträchtigen Kaufhäusern reichte. Doch was jahrelang als Erfolgsstory gefeiert wurde, ist mit Ende 2023 zur größten Pleite der europäischen Wirtschaftsgeschichte mit rund 40 Milliarden Euro Verbindlichkeiten geworden. Seit 24. Jänner 2025 ist Benko in U-Haft, sein Ruf ist völlig zerstört. Benko sitzt wegen Tatbegehungsgefahr. Das heißt, die WKStA befürchtet, dass er in Freiheit weitere Straftaten begehen wird. Das wird von seinem renommierten Verteidiger Norbert Wess heftig bestritten. Nach zwei Anklagen kassierte er zwei Urteile: Im Oktober 2025 fand der erste Prozess gegen Benko vor dem Landesgericht Innsbruck statt. Dort wurde er wegen betrügerischer Krida und 300.000 Euro Schaden zu zwei Jahren Haft verurteilt – eine Entscheidung, die zwar noch nicht rechtskräftig ist, aber die Richtung der Verfahren deutlich festlegte. Im zweiten Verfahren fasste er im Dezember wegen 100.000 Euro Schaden 15 Monate bedingte Haft aus. Auch dieses Urteil ist nicht rechtskräftig. Doch diese Fälle waren bisher eher Peanuts. Benko drohen weitere Anklagen, die ihn noch tiefer in den Abgrund ziehen werden. Oder anders gesagt: Waren die ersten beiden Verfahren sportlich betrachtet Sprints, so könnten die nächsten Verfahren zu einem Marathonlauf ausarten. Denn die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft ihm rund um den Zusammenbruch der Signa-Gruppe zahlreiche Straftaten vor. Doch solange Benko seine tatsächlichen Vermögensverhältnisse nicht offenlegt, schaut es für ihn düster aus, meint ein Experte. Konkret geht es um das Vermögen der Laura Privatstiftung und der IngBe Stiftung, deren Machthaberschaft ihm zugerechnet wird. In beiden Stiftungen soll die Familie Benko Millionenvermögen bunkern. Nach Angaben der WKStA umfasst der Signa-Komplex mehr als ein Dutzend Ermittlungsstränge. Der Zusammenbruch Doch bisher belegen lediglich die Insolvenzverfahren der Signa Holding GmbH, der Signa Prime Selection AG und der Signa Development AG, warum die Signa wie ein Kartenhaus implodiert ist. Im Strafverfahren spielt der Ruin bisher nur am Rande eine Rolle. „Es ist auch fraglich, ob der Milliarden-Zusammenbruch überhaupt strafrechtlich abgehandelt werden wird“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform zum KURIER. Benko drohen bis zu zehn Jahre Haft. Ist das Strafmaß jedoch am Ende ausgeschöpft, wird auch nicht weiter angeklagt. In vier Millionen-Fällen könnte es für den Tiroler eng werden. René Benko wurde vergangene Woche zum Ermittlungsfaktum „Sarpis“ von den Ermittlern der Soko Signa (Bundeskriminalamt) einvernommen. In diesem Fall geht es um ein 16,9 Millionen Euro schweres Darlehen, dass die Signa Holding einem deutschen Signa-Berater gewährt hat. Letzterer war für die Handelssparte der Signa tätig und baute sich um das schöne Geld eine stattliche Villa in der Schweiz. Indes vertritt der einstige Benko-Intimus die Ansicht, dass es sich nicht um ein Darlehen, sondern um einen Vorabgewinn gehandelt habe. Das stellt Benko in Abrede. Indes wird der Tiroler mit weiteren Vorwürfen konfrontiert. In einem Fall soll er bei einer geplanten Kapitalerhöhung bei der Signa Holding (350 Millionen Euro) von zwei Schweizer Investoren rund 35,35 Millionen Euro eingesammelt haben. Danach soll er das Geld in den Kreis geschickt und zum Schluss als Kapital der Familie Benko Privatstiftung ausgegeben haben. Die Schweizer fühlen sich betrogen. Benko bestreitet die Vorwürfe. Einen Schaden von rund 46 Millionen Euro soll der Signa-Gründer mit dem noblen Immobilien-Komplex Villa Eden Gardone am Gardasee verursacht haben. Die Luxemburger Besitzgesellschaft der Villen wurde wenige Monate vor der Insolvenz der Signa Holding Ende 2023 um mehr als 46 Millionen Euro von der Holding an die Ingbe Privatstiftung in Liechtenstein veräußert, an jene Stiftung, die nach Benkos Mutter benannt ist. Bezahlt wurde der Deal mit Aktien der Signa Prime, die bald darauf nichts mehr wert waren. Auch die Verlängerung eines 25 Millionen Euro schweren Bankkredits kurz vor der Signa-Pleite könnte ihm zum Verhängnis werden. Denn er soll die Bank über die damals schon dramatische Lage der Signa nicht informiert haben.