Bei der Vierschanzentournee für Frauen bleiben Fragen offen

Wenn die Vierschanzentournee im nächsten Winter ihre 75. Auflage erlebt, dann wird das Jubiläum mit einer Geburtsstunde zusammenfallen: Ab der Saison 2026/’27 bekommen endlich auch die Frauen ihre eigene Tournee an den klassischen Standorten. Das ist – zumindest auf dem Papier – der letzte große Schritt der Skispringerinnen auf dem Weg zur Gleichberechtigung . Seit der WM-Premiere im Jahr 2009 in Liberec haben die Springerinnen erst Olympia (2014) und 2023 auch die Skiflugschanzen erobert, nur die Vierschanzentournee war bisher ein Sehnsuchtsort geblieben. Nun ist aber die Zeit reif für die Premiere, Grundvoraussetzung dafür ist die Installierung der Flutlichtanlage am Bergisel, die den Veranstaltern in Innsbruck fortan mehr Planungssicherheit gibt. Damit scheint endgültig die letzte große Hürde aus dem Weg geräumt. Die Wettkämpfe der Frauen sollen jeweils am Tag der Männer-Qualifikation stattfinden. Dadurch erhofft man sich eine würdige Kulisse für die Skispringerinnen, die im Weltcup selten einmal die Massen anlocken. Es bleiben offene Fragen Es bleiben freilich einige offene Fragen: Laufen die Skispringerinnen womöglich Gefahr, neben den Männern bei der Vierschanzentournee völlig ins Abseits zu rücken? Welcher Wettkampf genießt höhere Priorität bei Wetterkapriolen? Und gibt’s auch beim Preisgeld Gleichberechtigung? Im letzten Winter gab es bereits einen ersten Vorgeschmack auf die künftige Vierschanzentournee der Frauen. Bei der sogenannten Two-Nights-Tour gab es während der Tournee auch zwei Frauen-Bewerbe in Garmisch und in Oberstdorf. Die Veranstaltung war eine Peinlichkeit: Nicht nur, dass die Zuschauer ausblieben, in Garmisch wurde die Siegerin der Qualifikation, Selina Freitag (GER), mit Shampoo und Handtüchern abgespeist, während Jan Hörl als Herren-Sieger 3.000 Franken Preisgeld erhielt. Diese Blöße geben sich die Veranstalter heuer nicht mehr. Wenn heute in Garmisch die Two-Nights-Tour – mit vier ÖSV-Springerinnen – beginnt, erhält die Quali-Siegerin die gleiche Prämie wie der beste Mann.