Von Gernot Heigl Schrauben, Nägel, Kugellager und Metallreste vom Schrottplatz schweißt ein Stegersbacher zu begehrten Kunstwerken zusammen. Die Kreationen gibt es von „Mini“ bis zu Höhen von über vier Metern. Jürgen Pendl begann seine Leidenschaft vor acht Jahren mit einem Schweißgerät um 99 Euro. Der HAK-Maturant ohne technische Ausbildung wollte das Supermarktangebot ausprobieren. Aus gefundenen Torstahlteilen bastelte Jürgen Pendl (42) sein erstes Werkstück und entdeckte dabei sein künstlerisches Interesse für diese Art der Metalltechnik. Schweißen im Internet „Ich hab mich da voll hineingesteigert und alle Schweißverfahren ausprobiert. Schließlich wurde aus Spaß ein leidenschaftliches Hobby“, schildert der zweifache Familienvater aus Stegersbach. Inzwischen verbindet er mit Pistole und Nadel verschiedenste Materialien zu Kunstwerken. „Egal ob Reste von Stahl, Nirosta oder Aluminium – ich verwerte alles. Auch Schrauben, Muttern, Beilagscheiben, Nägel, Ketten und Kugellager ebenso wie Gabeln, Löffel oder Messer.“ Privat Schrauben, Nägel, Ketten: Ein Südburgenländer verwandelt Altmetall in faszinierende Kunstwerke mit internationalem Publikum. Fündig wird Jürgen Pendl auf Schrottplätzen . „Wenn ich die Teile sehe, lasse ich mich davon inspirieren und forme in Gedanken bereits die nächsten Metallskulpturen zusammen.“ Um ungestört arbeiten zu können, richtete er sich in seiner Garage eine Werkstatt ein. Dabei kam ihm die Idee, seine Projektschritte zu filmen und in sozialen Medien wie Youtube oder Facebook zu veröffentlichen. Seine Follower können ihm dabei zuschauen, wie er Figuren, Fantasiekreationen, Blumen und Tiere bastelt. Dabei wurde sein handwerkliches Geschick auch von Firmen entdeckt. „Plötzlich bekam ich kostenlos professionelle Ausrüstung zur Verfügung gestellt – von speziellen Helmen bis hin zu Schweißgeräten“, zeigt sich Pendl erfreut. „Ich teste das beim Bau meiner Kunstwerke und revanchiere mich mit Erfahrungsberichten, eine Win-win-Situation.“ Gernot Heigl Aus Nägeln, Ketten und Kugellagern entstehen fantasievolle Metallskulpturen – jede ist ein Unikat. Da das Interesse an seiner Arbeit immer größer wurde, meldete der hauptberufliche Projektleiter und Vertriebsmanager ein Kleingewerbe an. Inzwischen hat der Stegersbacher nicht nur Hunderte Ausstellungsstücke rund um sein Haus positioniert, sondern auch den Garten seines Vaters umfunktioniert und stellt dort seine Stücke aus. Briefkasten und Hochbeet „Mein kleinstes Werk ist eine zwei Zentimeter große Blume, das größte ist ein Roboter mit 4,2 Meter. Die Flügelspannweite eines Drachens beträgt 5,2 Meter, das Gewicht eines Dinosauriers 1,2 Tonnen.“ Jürgen Pendl baut aber nicht nur nach eigenen Ideen, die auch skurrile Projekte wie eine Autospinne beinhalten, er nimmt auch Aufträge entgegen. So fertigte er bereits für einige Gemeinden „Willkommens-Ortstafeln“ an. Erfüllt hat er auch Kundenwünsche nach futuristischen Briefkästen und fantasievollen Hochbeeten, Tischen und Stühlen. Immer wieder bastelt der Südburgenländer Störche mit Namen für neugeborene Kinder. Einmal fertigte er sogar ein lebensgroßes Pferd für einen Stallbesitzer an. Beeindruckende Dimensionen hat auch ein Löwe als Geburtstagsgeschenk sowie ein Stier, der für eine Firma hergestellt wurde. Gernot Heigl Jürgen Pendl verwandelt alte Metallteile in kreative Skulpturen – vom Mini-Blümchen bis zur tonnenschweren Figur. „Ich produziere auch häufig Pokale für Golf- und Dartturniere.“ Ein deutscher Verlag bestellte bei ihm den Hauptpreis für den Sieger der Wahl zum besten Motorradhändler. Für seine Kunstwerke, allesamt Einzelstücke , benötigt er zwischen einer bis zu 150 Stunden . Die Preise bewegen sich für die meisten Kreationen zwischen 20 und 150 Euro , können für Spezialanfertigungen aber auch einige tausend Euro betragen. „Viele meiner Exemplare stehen in der Umgebung, Käufer gibt es aber quer durch Österreich und Europa“, schildert Jürgen Pendl, der auf seiner Homepage jp-metalldesign.at auch einen Onlineshop eingerichtet hat. Um sein nächstes Ziel verwirklichen zu können, benötigt der Hobbykünstler eine Hebebühne: „Es soll eine Giraffe werden, damit will ich meinen bisherigen Höhenrekord von fünf Metern überbieten.“