Nach dem heurigen umfassenden Gedenken an das Kriegsende, den Staatsvertrag und den EU-Beitritt steht in Niederösterreich 2026 schon das nächste Jubiläum an. Im Jahr 1986 , also vor 40 Jahren , entschied eine Volksbefragung, dass das Land NÖ mit St. Pölten eine eigene Landeshauptstadt braucht. Gleich vorweg: Große Feierlichkeiten rund um den Beschluss der blau-gelben Landesregierung, von Wien ins Zentrum von NÖ zu ziehen, sind vorerst für 2026 nicht vorgesehen. Doch die Stadt St. Pölten und auch das Land NÖ werden den historischen Emanzipierungsschritt sehr wohl würdigen. Stadtarchiv St. Pölten Der damals junge Bürgermeister Willi Gruber wirbt für St. Pölten als Landeshauptstadt. Nach der Trennung Niederösterreichs von Wien im Jahr 1922 stand fest, dass das Land auch eine eigene Landeshauptstadt mit Regierungssitz braucht. Allerdings blieben angesichts der miesen wirtschaftlichen Lage nach dem Ersten Weltkrieg die Landesregierung und Landtag vorerst in der Wiener Herrengasse. Doch schon in den ersten Erholungsphasen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wunsch nach der eigenen Landeshauptstadt wieder laut und in den folgenden Jahrzehnten immer stärker. Kandidaten Städte wie St. Pölten , Wiener Neustadt , Krems , Mödling oder Tulln hegten dabei Hauptstadtgelüste. Unter dem Slogan „Ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft “ fand in der Ära von Landeshauptmann Siegfried Ludwig (ÖVP) am 1. und 2. März 1986 eine Volksbefragung statt. Bei einer Wahlbeteiligung von 61,3 Prozent entfielen auf St. Pölten 45 Prozent der Stimmen. Am 10. Juli folgte dann im niederösterreichischen Landtag der Beschluss für die neue Landesmetropole. Rekordtempo Mit einem städtebaulichen Kraftakt wurde an der Traisen das Landhausviertel errichtet. Dorthin konnte schon elf Jahre nach dem Beschluss der gesamte Verwaltungs- und Regierungsapparat übersiedeln. „Ein neues Selbstbewusstsein ging damit einher“, erinnert sich St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) . Die Stadt habe die Herausforderung angenommen und habe in den Bereichen Klima und Wohnbau eine Vorreiterrolle eingenommen. Zudem sei St. Pölten zwischen Wien und Linz bzw. Wels ein „bestimmender Wirtschaftscluster“, betont Stadler. Viele Veranstaltungen Das Jubiläumsjahr 2026 bietet einen bunten Veranstaltungsreigen mit bewährten und neuen Events, heißt es aus dem St. Pöltner Rathaus. Überall werde, so wie man das auch mit dem Land NÖ akkordiert habe, das Motto „40 Jahre Landeshauptstadt“ mitgetragen. Den Beginn machen schon im Jänner das Neujahrskonzert und dann der Hauptstadtball . Das Pflasterspektakel Bravissimo im Juli oder das Domplatz Open-Air sind weitere Großereignisse, die im Zeichen des Jubiläums stehen. Keine Festsitzung Große Festakte im Landhausviertel sind hingegen nicht geplant. Man sei mit dem Umbau des Landtagssitzungssaals beschäftigt, so die Landtagsdirektion. Nach aktuellem Stand sei etwa eine Festsitzung im Ausweichquartier nur schwer vorstellbar, für eine feierliche Sitzung mit Mandataren und Ehrengästen des „offiziellen Niederösterreichs“ stünde nämlich zu wenig Platz zur Verfügung. Eine Würdigung des Beschlusses aus 1986 vom Rednerpult aus, etwa durch Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP), werde es aber sicher geben, hieß es auf KURIER-Anfrage.