Bis vor wenigen Tagen war die Tanne auf dem Kirchenvorplatz auf der Wiener Gumpendorfer Straße noch weihnachtlich geschmückt – jetzt haben Herr Randhawa und sein Team hier einen meterlangen Tisch aufgebaut. Das Bild, das sich zeigt, kennt man landauf, landab: Das Geschäft mit den Glücksbringern hat begonnen. Jeden Morgen um 7 Uhr beginnen Randhawa, den Tisch zu bestücken. Zwei Stunden dauert es, bis all das Kleinzeug hübsch drapiert ist: Die kleinen Glücksbringer fürs Geldtascherl (in Kleeblatt -, Sektkübel - und Geldsack -Form) um 50 Cent gibt es ebenso wie eine breite Auswahl an Schweinen (aus Plastik, Glas oder Plüsch). Wer will, kann auch richtig teuer einkaufen: aus Kristallglas geschliffene Schwäne für 40 Euro das Stück. Christoph Schwarz An den Standln in ganz Österreich findet man Glücksbringer für jedes Budget: Vom Plastik-Kleeblatt für 50 Cent bis zum Plüsch-Schweinderl. Die Österreicher sind rund um Silvester spendabel Rund um den Jahreswechsel sitzen die Geldbörsen der Österreicher locker. Durchschnittlich 80 Euro betragen die Silvesterausgaben pro Kopf. Das besagt eine Studie im Auftrag der Wiener Wirtschaftskammer . Laut Handelsverband sollen die Österreicher sogar 170 Euro pro Person ausgeben; in der Befragung landen neben Glücksbringern, Lebensmitteln und Getränken auch das neue Outfit für die Silvesterparty auf dem Einkaufszettel. Hinzu kommen die Feuerwerkskörper , die fast jeder fünfte Österreicher für den Jahreswechsel kauft. Das Geschäft mit Raketen, Böllern und Co. floriert: Rund 15 Millionen Euro setzten die heimischen Händler im Vorjahr um, schätzt Thomas Köchl , Vorsitzender der Berufsgruppe Pyrotechnikhandel in der Wirtschaftskammer. Eine weitere Million Euro Umsatz fließe ins umliegende Ausland (vor allem nach Tschechien) und an Onlinehändler ab. Dort würden Böllerfans oft illegale Feuerwerkskörper kaufen, mit denen im Inland nicht gehandelt werden darf. Das krisensichere Geschäft mit Pyrotechnik Trotz dieser Konkurrenz sei das Geschäft mit Pyrotechnik „absolut krisenfest“, wie der Wiener Händler Alexander Manfred Pöllmann dem KURIER berichtet. 50 bis 60 Euro würden sich seine Kunden das Feuerwerk im Schnitt kosten lassen. Eine Zahl, die seit Jahren konstant ist, auch wenn Pyrotechnikfans heuer aufgrund gestiegener Preise für diesen Betrag deutlich weniger erhalten als vor ein paar Jahren. Das stark saisonale Geschäft mit der Pyrotechnik verteilt sich auf ganzjährige Anbieter wie etwa Pöllmann oder Köchl (Pinto-Feuerwerke) und temporäre Verkäufer. Hinzu kommen Handelsketten - etwa Baumärkte – für die der Handel mit Pyrotechnik als „Lückenfüller“ die Flaute nach Weihnachten überbrücke, so Köchl. Andere Händler entscheiden sich bewusst gegen den Verkauf von Feuerwerkskörpern, etwa Lidl Österreich . „Aus Rücksicht auf Umwelt und Tiere “, wie Simon Lindenthaler , Leiter Corporate Affairs bei Lidl Österreich, dem KURIER mitteilt. Zum Jahreswechsel hat Schaumwein Hochsaison Häufiger als Feuerwerkskörper knallen auf Silvesterpartys nur die Sektkorken . Einer Befragung des Produzenten Schlumberger zufolge stoßen neun von zehn Österreichern mit Sekt auf den Jahreswechsel an. Das schlägt sich in den Umsätzen nieder: „Das vierte Quartal ist traditionell die stärkste Zeit für Schaumwein, beinahe jede zweite unserer Flaschen wird in den letzten Monaten des Jahres verkauft“, sagt Florian Czink, CEO des Sektherstellers Schlumberger, dem KURIER. Insgesamt treiben Feste wie Silvester den Konsum an und erhöhen die Ausgaben, bestätigt auch Wifo -Ökonom Oliver Fritz . Das gelte auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten: „Die Menschen wollen Anlässe wie Silvester gebührend feiern. Deshalb sind die meisten weniger sparsam als im restlichen Jahr.“ Ein Umstand, von dem nicht zuletzt die Gastronomie profitiert: Lokale und Bars sind gut gefüllt, ein Silvestermenü lässt sich für mehrere Hundert Euro verkaufen. Die Städte seien auch für Touristen „wahre Publikumsmagneten“, wie die „ Österreich Werbung “ mitteilt. Wien ist zu Silvester „de facto ausgebucht“ Das gilt vor allem für die Bundeshauptstadt , wo die Auslastung im Dezember traditionell zu Silvester den Höhepunkt erreicht. Auch heuer seien die 42.000 Gästezimmer „de facto ausgebucht“, heißt es von Wien Tourismus . stadt wien marketing, Christian Kremser Der "Silvesterpfad" in der Wiener Innenstadt ist ein alljährlicher Touristenmagnet. Dabei trage der „ Silvesterpfad “, der seit Jahren durch die Innenstadt führt, „maßgeblich zur positiven Entwicklung“ bei. Im Vorjahr setzten Wiens Beherbergungsbetriebe im Dezember 175 Millionen Euro um, einen großen Teil davon rund um Silvester. Auch in den anderen Bundesländern freuen sich Touristiker. Man sei „sehr gut bis komplett“ ausgelastet, heißt es von der Österreichischen Hotelvereinigung . Auffällig sei eine Entwicklung hin zu einem ruhigeren Silvesterfest: „Viele Gäste verzichten auf große Partys und entscheiden sich für Wellness, Kulinarik, regionale Traditionen und Naturerlebnisse.“ Auch Randhawa kann sich an seinem Glücksbringer-Standl nicht beschweren. Das Geschäft läuft gut. Klassiker schlechthin seien die Geldtascherl-Glücksbringer, „vor allem bei älteren Kunden“. Chinesische Glücksbringer und Sets zu „Bleigießen“ sind beliebt Auch Glücksbringer mit chinesischen Einflüssen würden gerne gekauft - von der Winkekatze bis zu kitschigen Pferden. 2026 ist das chinesische Jahr des Feuer–Pferdes, darauf sind die Verkäufer natürlich vorbereitet. Das Set zum Bleigießen darf ebenfalls nicht fehlen, wiewohl es - seit dem EU-Verbot 2018 - längst aus Zinn ist. „Viele ärgern sich, dass es so teuer geworden ist“, sagt Randhawa. Gekauft wird es (um rund 14 Euro) dennoch. Heute ist wenige Stunden vor Mitternacht Schluss. Was nicht verkauft wurde, landet (nach dreistündigem Abbau) gut verpackt im Lager. In exakt einem Jahr erblickt es wieder das Licht der Welt. Auch dann wird das Geschäft gut laufen.