Ewald Marschallinger ist der Chef des Küchen-Marktführers in Österreich, DAN-Küchen . Im KURIER-Interview spricht er über die Stärken und Schwächen des Standorts, Turbulenzen am Markt und gibt einen Ausblick für 2026. KURIER: Ihr Unternehmen produziert Küchen in Oberösterreich. Wie beurteilen Sie den heimischen Wirtschaftsstandort? Ewald Marschallinger: Es ist momentan eine sehr herausfordernde Zeit. Insbesondere durch die Lohnkostensteigerungen haben wir uns ein Stück weit die Wettbewerbsfähigkeit genommen gegenüber anderen EU-Ländern. Auch gegenüber dem Nachbarland Deutschland, wo es bei Weitem nicht diese Steigerungen gab. Die Materialkosten sind gleichermaßen gestiegen, aber im Personalkostenanteil haben wir uns vom Markt weg entfernt. Wie geht es Ihnen mit dem Fachkräftemangel? Der Fachkräftemangel ist in unserer Branche ständig präsent. Bei uns am Produktionsstandort sind 50 Prozent der Mitarbeitenden über 50 Jahre alt. Das Thema betrifft auch unsere Küchen-Studios. Da sprechen wir von 225 Exklusivstudios mit rund 1.000 Mitarbeitern und einem Außenumsatz von 300 Millionen Euro. Und dort trifft uns speziell die Thematik der Monteure, der Tischler, der Facharbeiter extrem. Meine Einschätzung ist, dass das in den nächsten Jahren ein zentrales Thema bleiben wird. Wie lange dauert es, in Ihren Studios beispielsweise eine Monteur-Stelle nachzubesetzen? Es ist manchmal keine Frage der Zeit, sondern es ist eine Frage, ob es überhaupt gelingt. Als Montagetischler oder -tischlerin braucht man handwerkliches Geschick. Es ist ein Beruf, bei dem wir uns mit vielen anderen tollen Unternehmen im Wettbewerb um Personal sehen, also auch aus dem Bautischlerbereich, der Fenster- und Türenmontage oder der Bodenmontage. Es ist eine abwechslungsreiche, aber durchaus auch eine sehr anstrengende Tätigkeit. Auch wenn sich unsere Studio-Partner wirklich Gedanken machen, um diesen Beruf attraktiver zu machen durch Arbeitserleichterungen. Neben Lohnkosten und Fachkräftemangel beklagen viele Unternehmer auch einen hohen bürokratischen Aufwand. Trifft Sie dieser auch? Man neigt ja als in Österreich produzierender Unternehmer dazu, sich an viele Dinge zu gewöhnen. Aber Ende 2025 war es für unser Unternehmen sozusagen fünf vor zwölf, als es um die EU-Entwaldungsverordnung ging. Diese hätte derartig großen bürokratischen Aufwand für die gesamte Industrie bedeutet. Und das bis zu uns, zum Möbelhersteller, der im Wesentlichen wiederum auf Holzwerkstoffe anderer Leitbetriebe in Österreich zurückgreift. Das wäre aus meiner Wahrnehmung schwer zu begründen gewesen und geschweige denn nur im Ansatz an den Markt weiterzugeben. Wo sehen Sie denn die Stärken des heimischen Standorts? Sie produzieren ja trotz aller Herausforderungen in Österreich. Die Stärken sind die Menschen. Unser Unternehmen hat mit all den fleißigen, loyalen und engagierten Mitarbeitenden wirklich Glück. Sie kompensieren einen Großteil der Wettbewerbsnachteile des Standorts. Wie entwickelt sich denn Ihr Geschäft aktuell? In der Pandemie gab es Vorzieheffekte. Und dann nach der Pandemie wurde stark in den kurzfristigen Konsum investiert. Teilweise wurden etwa sehr teure Urlaube gemacht, aber auch die Gastronomie hat in dieser Zeit bestimmt aufgeholt. Größere Investitionen wie Küchen haben sich in dieser Zeit schwerer getan. Der Markt hat sich 2025 weiter verlagert. Es gab weniger Neubauten. Was es aber gab, waren Zweitkäufer und Menschen, die es sich nach dem Auszug der Kinder noch einmal schön machen wollen. Und das ist schon ein wesentlicher Faktor für unser Unternehmen, da wir doch in unseren Märkten rund 1,4 Millionen Küchen im Markt haben und diese Kunden auch gerne wieder eine DAN-Küche kaufen. Stichwort Neubauten: Haben Sie für die nächsten Monate die Hoffnung, dass dieser Bereich wieder stärker wird? Wir sind gut vernetzt und erhalten positive Signale aus der Branche. Baufirmen vermelden uns deutlich bessere Auftragsbestände als noch vor zwölf Monaten. Das sieht man auch an den Einreichplänen. Da ist wieder eine Tätigkeit da, da werden auch wieder Einfamilienhäuser gebaut und es wird auch wieder in mehr Reihenhausprojekte investiert. Das stimmt uns positiv. In den vergangenen Jahren gab es unter Ihrer Konkurrenz mehrere Pleiten, einige Mitbewerber straucheln weiterhin. Was bedeutet das für Sie und auch für Ihre Marktanteile? Der gesamte Kuchen hat sich reduziert. Es wurden im Jahr 2024 in Österreich 158.000 Küchen verkauft. Das waren schon einmal deutlich mehr. Und auch innerhalb der Klassen der jeweiligen Küchen gab es eine Verschiebung. Das sehr teure Premium-Segment hat sich extrem ausgedünnt. Das sind nur noch wirklich wenige Kunden, die da noch investieren. Gleichzeitig gibt es in etwa 70.000 Küchen in einem Preisumfeld zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Die Turbulenzen am Markt, die Sie ansprechen, die tun keiner Branche gut. kurier/Martin Winkler Ewald Marschallinger beim Interview mit KURIER-Redakteurin Marlene Liebhart im Studio. Haben Sie die Kika/Leiner-Pleite gespürt? Ihre Küchen werden immerhin auch in Möbelhäusern verkauft. Wir haben das ausschließlich in Österreich gespürt, wobei der absolute Schwerpunkt und der größte Anteil bei uns in den exklusiven Studios liegt. Die Kika/Leiner-Pleite haben wir in einem kleinen einstelligen Bereich gespürt. DAN-Küchen ist auch im Ausland aktiv. Wie geht es Ihnen mit dem Exportgeschäft? Das Exportgeschäft macht momentan etwas mehr Spaß als Österreich. In Slowenien und Kroatien sind wir etwa auch Marktführer mit höheren Marktanteilen als in Österreich. Und wir haben dort eine etwas positivere Grundstimmung als im deutschsprachigen Raum. Können Sie zum Abschluss einen Ausblick für die kommenden Monate geben? Bei DAN-Küchen sind Sortimentserweiterungen geplant. Damit setzen wir auch an unseren Produktionsstandorten in Oberösterreich Impulse. Wir haben uns z. B. im Dezember ein Nachbargrundstück in Gallneukirchen gesichert und investieren in den Ausbau.