Ein Jahr nach der Umbenennung zur Hochschule für angewandte Wissenschaften Burgenland ziehen Rektorin Bettina Schauer-Frank und Geschäftsführer Georg Pehm Bilanz. Im Interview sprechen sie über Wachstum, künstliche Intelligenz, finanzielle Herausforderungen – und darüber, was sie persönlich motiviert. KURIER: Frau Rektorin, Sie sind erst seit wenigen Wochen im Amt – Ihr Start in drei Worten? Herr Geschäftsführer – ihre Beschreibung des vergangenen Jahres? Schauer-Frank: Herausforderung, Dankbarkeit und der Blick über den Tellerrand. Es sind viele neue Aufgaben, aber ich bekomme auch viel Unterstützung. Und die neue Perspektive auf die politische und hochschulische Ebene ist spannend. Georg Pehm: Intensiv, spannend, lehrreich. Ein bewegtes Jahr mit Bilanzierung, neuen Entwicklungen, rechtlichen und technischen Fragen. Ich lerne derzeit enorm viel. Ein Jahr ist vergangen, seit aus der Fachhochschule Burgenland die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Burgenland wurde. Wie sieht die Bilanz aus ? Pehm: Wir setzen unsere Erfolgsstory fort. Erstmals haben wir über 3.000 ordentliche Studierende – so viele wie nie zuvor. Insgesamt sind es mehr als 7.000 Menschen, die bei uns studieren oder Weiterbildungskurse belegen. Das Studienangebot ist auf 32 Programme gewachsen, doppelt so viele wie vor 15 Jahren. Hochschule Burgenland Die Standorte verbinden Forschung, Praxis und Innovation. Besonders sichtbar ist der neue Campus in Pinkafeld. Wie läuft das Projekt? Pehm: Sehr gut. Es ist ein Projekt der Landesimmobilien Burgenland, wir sind im Zeit- und Kostenplan. Ab Mai 2026 sollen die Gebäude bezogen werden, ab September läuft der Betrieb. Der Campus wird energieautark und nachhaltig – das ist die größte Investition in unserer Geschichte, über 80 Millionen Euro. Frau Rektorin, welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer neuen Funktion? Schauer-Frank: Wir wollen unsere bestehenden Studienangebote an neue Herausforderungen anpassen – Nachhaltigkeit, Gesundheit, Digitalisierung und KI. Wachstum ja, aber mit Fokus auf Qualität und Aktualität. Außerdem möchten wir die Angebote stärker vernetzen und breitere Zielgruppen ansprechen – etwa durch berufsbegleitende Formate. Wie stark ist die Nachfrage? Pehm: So hoch wie nie. Über 3.600 Bewerbungen im letzten Jahr, rund 1.200 konnten aufgenommen werden. Das zeigt, dass zwei von drei Interessierten keinen Platz bekommen. Wir müssen langfristig zusätzliche Studienplätze schaffen, um dieses Potenzial zu nutzen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Rektorat? Pehm: Wir begleiten uns gegenseitig – es gibt kein Oben und Unten. Kooperation steht vor Konkurrenz. Vertrauen und Respekt prägen unsere Arbeit, so etwas wie Sonntagsreden gibt es bei uns nicht. Schauer-Frank: Wir sind seit Jahren ein eingespieltes Team – effizient und mit gegenseitigem Verständnis. Welche Projekte prägen die Weiterentwicklung der Hochschule? Schauer-Frank: Wir bereiten uns auf das institutionelle Audit 2027 vor (Qualitätssicherung an Hochschulen; Anm.), überarbeiten die Satzung und integrieren Themen wie KI. In der Lehre wollen wir forschungsgeleitete Ansätze stärken, in der Weiterbildung Qualität sichern – etwa nach dem Start des Bachelor Professional. Wie verändert künstliche Intelligenz den Hochschulalltag? Schauer-Frank: Wir fördern den kompetenten Umgang mit KI und bewerten künftig stärker den Lernprozess, nicht nur das Ergebnis. Auch mündliche Prüfungen werden wieder wichtiger. Pehm: Für uns geht es um digitale Souveränität und Datensicherheit. Wir arbeiten an einer Digitalisierungsstrategie und können auf Fördermittel der Bundesregierung zurückgreifen. Wenn KI eine Studentin oder ein Student wäre ... Schauer-Frank: ... wäre sie/er immer freundlich, immer pünktlich – manchmal aber zu gut. Wir müssen die Prüfungsformate weiterentwickeln. Pehm: Als Mitarbeiterin würde ich ein Befriedigend vergeben – mit viel Luft nach oben. Die finanzielle Situation der Hochschulen ist angespannt. Wie ist die Situation im Burgenland? Pehm: Es ist wirklich ernst. Wir werden heuer keine schwarze Null erreichen. Bund, Land und Städte reduzieren ihre Budgets, während die Kosten steigen – Energie, Personal, Nachhaltigkeit, Digitalisierung. 2027 brauchen wir eine Valorisierung, also eine Abgeltung der Teuerung, um die Qualität zu halten. Was erwarten Sie sich von der Politik? Pehm: Planungssicherheit. Wir brauchen langfristige Zusagen, Forschungsgelder und weniger Bürokratie. Zum Abschluss: Was motiviert Sie langfristig in Ihrer Rolle? Schauer-Frank: Das tolle Team, die Motivation aller Mitarbeitenden und die spürbare Kollegialität. Trotz aller Herausforderungen sehe ich die Zukunft positiv. Pehm: Mich motivieren die Studierenden. Ihre Zuversicht und ihr Engagement zeigen mir, dass Bildung diese Welt besser machen kann.