Ex-Mordermittler packt in der Pension aus: Hunderte Leichen, harte Fälle

Von Gernot Heigl Die Klärung Dutzender Kapitalverbrechen und anderer Tötungsdelikte gehörte jahrelang zu seinem anspruchsvollen Job. Insgesamt hatte Hari Brenner (64), früherer Chefinspektor der burgenländischen Mordkommission , in seiner Polizeilaufbahn wohl mit hunderten Leichen zu tun. Dem KURIER gewährte der heutige Pensionist Einblicke in seine aufsehenerregendsten Kriminalfälle . Als besonders einprägsam und grausam bezeichnet der Kriminalist die Flüchtlingstragödie von Parndorf vor zehn Jahren. Am 27. August 2015 erstickten 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder –  insgesamt 71 Menschen – in einem luftdicht verschlossenen Lkw-Laderaum. Entdeckt wurden die Leichen in einem Pkw, abgestellt in einer Pannenbucht auf der Ostautobahn A4. Hari Brenner, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter, ist seit Anfang 2024 im wohlverdienten Ruhestand . 1980 hatte er sich für den Gendarmeriedienst beworben und ein Jahr später die Ausbildung absolviert. Nach zwei Jahren Dienst in Himberg (NÖ) kam er zum Posten Bernstein und blieb dort zehn Jahre. Dann wechselte er in die Kriminalabteilung nach Eisenstadt zur Gruppe für Raub und Diebstahl. „Nach einiger Zeit wurde ich der Tatortgruppe zugeteilt. Dort konnte ich viel Erfahrung sammeln, die mir später als Leiter der Mordabteilung zugutegekommen ist. Denn ich war immer als einer der ersten am Tatort, konnte die Leiche und deren Lage begutachten und daraus Schlüsse ziehen.“ Praxis und Routine sammelte der Kriminalist auch durch seine Anwesenheit bei Obduktionen in der Gerichtsmedizin. Seit 2015 war Hari Brenner in der Mordgruppe , zuständig für Tötungsdelikte, Entführung und Erpressung. Drei Jahre später verbuchte er einen seiner größten Fahndungserfolge. Denn nach dem Fund einer zerstückelten Leiche im Neusiedler See konnte er durch akribische Ermittlungsarbeit innerhalb kurzer Zeit das Opfer identifizieren und den Mörder überführen. Lange Karriere, harte Fälle Der hartgesottene und mehrfach vorbestrafte Täter gestand nach stundenlangem Leugnen schließlich, eine Geheimprostituierte im Streit erwürgt und dann „entsorgt“ zu haben. Gernot Heigl Der frühere Leiter der burgenländischen Mordkommission gibt seltene Einblicke in seine spektakulärsten Ermittlungen. Herausfordernd war für Hari Brenner auch ein Fall aus den 1980er-Jahren: „Da war ich noch ein junger Gendarm.“ Damals wurde im Südburgenland ein Schwammerlsucher mit zehn Schüssen getötet. Im Verhör gestand der Täter, dass er das Auto vom Opfer für eine Fahrt nach Wien benötigt hatte, um dort seine damalige Freundin umbringen zu können, weil die ihn verlassen wollte. Kurz vor dem geplanten zweiten Mord gelang es Sondereinheiten, den Burgenländer in der Bundeshauptstadt zu verhaften. Die Aufklärung mehrerer Tötungsdelikte von Babys gleich nach der Geburt gehörte ebenso zum Dienst als Chefermittler wie ein Kapitalverbrechen im Nordburgenland , bei dem ein 29-jähriger Betrüger einen 22-jährigen Mann ertränkt hat. Auslöser für diese Tat waren Streitigkeiten um Geld. Nicht minder spektakulär war ein Mord im Südburgenland , wo ein Amtmann seiner Ehefrau in den Kopf geschossen hat. „Früher gab es mehr Kapitalverbrechen mit Schusswaffen, heute sind es Stichwaffen“, schildert Hari Brenner in seiner ruhigen, legeren Art, nippt dabei am Mineralwasser, um dann gleich über einen weiteren Mord im Norden zu berichten, bei dem es um eine Frauenleiche ging. "Ausdauer und die richtige Verhörtaktik" In der Brust des Opfers steckte ein großes Küchenmesser, zudem gab es durch Schläge mit einer Eisenstange tödliche Verletzungen am Kopf. Als Täter überführt werden könnte der Ehemann, der anfangs alles bestritten hatte. „Ausdauer und die richtige Verhörtaktik führten schließlich zum Geständnis“, so der Ex-Chefinspektor. Mordmotiv: Der Verbrecher hatte eine Freundin und wollte seine Gattin loswerden. Neben diesen Kapitalverbrechen gab es auch Taten zu klären, die nicht vollendet wurden –  also Mordversuche . „Das waren viele“, so Hari Brenner, dessen Dank als Pensionist der burgenländischen Staatsanwaltschaft, dem Landesgericht sowie den Mordchefs und deren Mitarbeitern in den anderen Bundesländern für die jahrelange gute Zusammenarbeit gilt. Resümierend meint der Ex-Chefinspektor : „Ich war mit Leib und Seele gerne Polizist. Ich habe bei Hinterbliebenen oft bemerkt, wie wichtig es ihnen ist, dass der Täter ausgeforscht wird. Das war mit ein Grund, warum ich meinen Dienst mit Freude gemacht habe.“ Wahrlich bis zum Schluss, denn kurz vor seiner Pensionierung hatte er noch ein Tötungsdelikt mit drei Leichen sowie einen Mordversuch zu klären. Brenner: „Am letzten Arbeitstag habe ich meinen letzten Akt an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.“