"Mehr als ein Spielzeug": Wie Eltern mit dem Labubu-Hype umgehen können

Sie sind gleichzeitig süß und furchterregend, nervig und unterhaltsam – und begeistern Erwachsene ebenso wie Kinder. Labubus – kleine Plüschfiguren mit Trollgesicht – baumeln nicht mehr nur von Luxushandtaschen, sondern auch von Schultaschen und Rucksäcken. Die britische Psychologin Tracy King hat sich eingehend mit dem Hype beschäftigt. KURIER: Wie erklären Sie sich den extremen Erfolg der Labubus? Tracy King: Labubus sind mehr als ein Spielzeug – sie sind eine Sprache der Zugehörigkeit. Labubus verbinden auffälliges Design, eine starke Geschichte und das Prinzip „Zeig, was du hast“. Cleveres Marketing und soziale Medien verstärken den Effekt. Wenn ein Spielzeug eine Geschichte erzählt und ein Signal der Zugehörigkeit aussendet, verbreitet es sich schneller als eine Erkältung im Klassenzimmer. Was macht Labubus für Kinder so besonders attraktiv? Ab dem Schulalter sind Kinder darauf programmiert, Anerkennung zu suchen. Labubus sind dafür wie gemacht: Sie sind sammelbar, vergleichbar und haben einen hohen Wiedererkennungswert – perfekte Zutaten für Gemeinschaft und Freundschaft. Wer einen besitzt, zeigt: Ich bin da, ich bin wichtig, ich gehöre dazu. Für ein Kind liegt die eigentliche Magie also nicht im Plastik, sondern in der Nähe zu Freunden, im gemeinsamen Spaß und dem Gefühl, dabei zu sein. Viele Eltern hören zu Hause den Satz: „Alle anderen haben schon einen!“ – Wie sollten sie reagieren? Eltern müssen nicht gegen den Trend kämpfen, sondern ihren Kindern helfen, damit umzugehen. Am besten ist eine ausgewogene Haltung: Gefühle ernst nehmen, Familienregeln setzen, und wenn man „Ja“ sagt, den Rahmen klein halten – zum Beispiel ein oder zwei Figuren, oder diese nach und nach verdienen lassen. Wichtig ist: Das Gespräch bleibt offen, ohne Vorwürfe. Wie könnte so ein Gespräch konkret aussehen? Eltern können mit einfachen Fragen viel erreichen. Ein paar Beispiele: „Was gefällt dir an den Figuren?“ – So erfährt man, ob es dem Kind um die Farben, die Charaktere oder das Dazugehören geht. „Wie würde es sich anfühlen, ein Labubu zu haben?“ – Das stärkt die emotionale Sprache des Kindes. „Was machen deine Freunde mit ihren Labubus?“ – Hier rückt das Spielen anstatt des Besitzens in den Mittelpunkt. Oder aber: „Wollen wir einen Plan machen: eine Figur jetzt, und dann schauen wir, wie du damit umgehst?“ – Das vermittelt Wertschätzung, ohne den Wunsch endlos zu bedienen. So lernt ein Kind nicht nur Konsum, sondern auch Selbstreflexion. Haben Sie noch praktische Tipps für Eltern? Ein paar Grundsätze können viel bewirken. Etwa, Werte zu benennen: „Wir in dieser Familie mögen Trends, aber wir sammeln nicht alles.“ Zeit geben: Nach einer Woche ist der Wunsch oft schon kleiner. Oder eine Perspektive zeigen: „Trends kommen und gehen. Eure Freundschaften bleiben.“ Was bleibt nach dem Hype? Labubus werden verschwinden – wie Tamagotchis, Pokémon-Karten oder Fidget Spinner. Aber die Fähigkeiten, die Eltern Kindern rund um den Hype beibringen können, die bleiben.