Behandlung per Videotelefonie: Gericht kippt bundesweite Ausschreibung

Die Digitalisierung gilt als einer der Hoffnungsträger, um das Gesundheitswesen zu entlasten. Die Österreichische Gesundheitskasse ÖGK hat darum kürzlich eine Ausschreibung für eine bundesweite telemedizinische Versorgung gestartet. Das Ziel: Per Videotelefonie sollen Patientinnen und Patienten bei leichten Beschwerden beraten werden , bei denen eine erste ärztliche Einschätzung ohne unmittelbaren physischen Kontakt möglich ist. Das würde laut ÖGK nicht nur den Patientinnen und Patienten zugute kommen, sondern zugleich Zeit und Kosten im Gesundheitssystem sparen. Denn u nnötige Arzt- und Ambulanzbesuche sollen dadurch verringert werden. Diesem Ansinnen ist aber nun vorerst ein Riegel vorgeschoben worden. Denn am Freitag hat, wie der KURIER erfahren hat, das Bundesverwaltungsgericht die Ausschreibung für nichtig erklärt. ÖGK gegen Ärztekammer Sowohl die Ärztekammer für Wien als auch die Ärztekammer für die Steiermark hatten diese zuvor rechtlich angefochten. „Unter dem Schlagwort Digitalisierung erleben wir den Versuch, zentrale Parallelstrukturen zu etablieren, an den Ärztinnen und Ärzten vorbei, ohne Systemintegration, dafür mit kommerziellem Antrieb“, begründete dies Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer im Juli. „Statt neue Strukturen am Reißbrett zu entwerfen, sollten wir bewährte Modelle wie den Ärztefunkdienst weiterentwickeln.“ In der ÖGK sieht man das naturgemäß anders. Es sei unverständlich, dass sich die Ärztekammer "permanent vor neuen innovativen Strategien verschließe". Zudem habe das Gericht wegen formaler Kriterien die Ausschreibung gekippt. Inhaltliche und umfangsbezogene Rahmenbedingungen müssten in der Vergabeunterlage präzisiert werden. "Die Möglichkeit, Telemedizin als modernen Baustein der Versorgung zu etablieren, wurde nicht in Frage gestellt", heißt es aus der ÖGK. Man wolle darum nach "sorgfältiger Analyse" eine Neuausschreibung starten. Aufholbedarf in Österreich Laut einer Studie der MedUni Wien steht Österreich im internationalen Vergleich im Bereich der Telemedizin noch sehr schlecht da. Mehr als 5.000 Hausarztpraxen in 38 europäischen Ländern wurden dabei untersucht. Demnach liege die Nutzung von Videosprechstunden in Großbritannien, Skandinavien und Luxemburg bei knapp über 80 %, in Österreich hingegen unter 25 Prozent .