Eine Million Follower , das muss man erst mal schaffen – schon als ganz normaler Influencer ist das eine beachtliche Leistung. Als Priester gleicht das aber wahrlich einem Wunder. Zwar ist das Phänomen der Geistlichen im Internet nichts Neues mehr – unlängst fand in Rom auch das Jubiläum der geistlichen Influencer und Prediger statt. Es ist aber der Meilenstein von einer Million Follower, der derzeit für Schlagzeilen sorgt. Urheber dieses Erfolgs ist Don Cosimo Schena aus der Hafenstadt Brindisi im italienischen Apulien, wo er die Kirche San Francesco d’Assisi führt. Wie jeder Priester hält er Predigten und kümmerst sich um sein Kirchenvolk. Parallel dazu pflegt er aber auch seine Social-Media-Accounts, etwa auf Instagram oder Facebook. Auch auf TikTok, Youtube oder Whatsapp ist der Geistliche präsent. Influencer? „Die Kirche muss mit der Gesellschaft und der Technologie Schritt halten“, erklärt Schena im Gespräch mit dem KURIER. Gemeint sind damit Kommunikationsinstrumente. Denn: Inhalt und Mission bleiben unverändert, wie er betont. Instinktiv würde man Schena als einen Influencer bezeichnen, doch das mag er nicht. Auch wenn sein Alter – er ist 46 Jahre alt –, sein adrettes Aussehen und sein durchtrainierter Körper ihn zum idealen Repräsentanten der Branche macht. Genauso wie übrigens sein Outfit: Einmal abgesehen vom schwarzen Collarhemd, das er zu stonewashed Jeans trägt und das seine Mission verrät. „Bei Influencer muss ich gleich an jemanden denken, der Produktsponsoring macht. Ich verkaufe aber nichts, sondern lege Zeugnis ab. Von der Liebe Gottes, von der Rettung, die wir durch ihn finden. Ich bin also eher ein digitaler Missionar“, erklärt er weiter. Lebensweisheiten Jeden Morgen postet Don Schena einen richtungsweisenden Spruch auf seinen Profilen im Netz. In der Art: „Unsichtbar für die Welt, aber nicht für Gott“; „Jede Bombe ist eine gestohlene Kindheit“ oder „Die wahre Liebe lässt aufblühen nicht welken.“ „Und ich brauch mich nur um eine halbe Stunde zu verspäten, schon werde ich gefragt was denn los sei“, sagt er. Dass er in den sozialen Medien gelandet ist, war dabei eher einem Zufall geschuldet. Von den vielen schlimmen Nachrichten, die sich im Internet und auf Social-Media-Plattformen häufen betrübt und besorgt, wollte er Positives, eine Alternative anbieten – und vermitteln. Das war vor vier Jahren. Er begann mit von ihm geschriebenen Gedichten, die er ins Netz stellte. Heute geht es ihm vor allem um Seelsorge. Dabei geht es um Alltagsprobleme, etwa um Ehekrisen. Aber auch um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, die verheerenden Nachrichten und Bilder aus dem Gazastreifen und das Gefühl der Machtlosigkeit, das viele Menschen erdrückt. Und es geht um Jugendliche, die sich nicht verstanden und von der Gesellschaft immer häufiger übersehen fühlen. „Vor allem geht es aber um Einsamkeit. Und zwar generationsübergreifend“, hebt Don Schena hervor. Überraschungen Es gibt aber auch etwas, das ihn überrascht hat. „Viele Jugendliche wollen wissen, wie man Priester oder Glaubensschwester wird.“ Natürlich könnte das den dramatischen Ereignissen unserer Tage geschuldet sein. So etwas wie eine Flucht. Oder es hat mit den Idealen, die man in diesem Alter hat, zu tun . Das Jubiläum der Jugend, das unlängst in Rom stattgefunden hat, ist ein Beweis dafür. Mit den Jahren erlischt diese Leidenschaft jedoch. „Na ja, kommt auf das Umfeld an“ meint der Priester. „Freilich, wenn man zu Hause niemanden zum Reden hat und auch der Priester nicht zuhört erlischt die Begeisterung im Laufe der Zeit.“ Schena selbst hatte Glück. Die Frage ob er sich nicht voll und ganz Gott und der kirchlichen Mission zuwenden wollte, stellte sich ihm während des Jugendjubiläums im Jahr 2000. „Zu Hause hatte ich außerdem einen Priester, der sich mit Leib und Seele seinem Amt, seine Kirchengemeinschaft widmete. Ein inspirierendes Beispiel und ein aufmerksames Ohr meinen Fragen gegenüber“, erzählt er im Gespräch. Immer öfter erklingt das de profundis der Kirche, weil die Berufungen schwinden und das Kirchenvolk schrumpft. Die sozialen Medien sind vielen zwar nicht geheuer, wie aber Don Schena gerne hervorhebt, kommt es vor allem darauf an, wie man sie nutzt.