Krebskranke Ex-Ministerin: „Natürlich habe ich oft einen Zorn auf die Situation“

Krebskranke Ex-Ministerin: „Natürlich habe ich oft einen Zorn auf die Situation“

Andrea Kdolsky hat vor genau einem Jahr eine Krebsdiagnose erhalten: zuerst Darmkrebs, dann Gehirntumor. KURIER: Wie geht es Ihnen? Andrea Kdolsky: Vom Darmkrebs bin ich nach 30 Bestrahlungen geheilt. Es war ein Zufallsbefund. Ich bin von der Gynäkologin wegen einer Zyste zur Computertomografie geschickt worden. „Die Zyste ist nicht das Problem, Sie haben Darmkrebs“, sagte der Arzt. Ein Schock. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Auch meine Mutter ist an Darmkrebs verstorben, ich hatte sofort Hunderte Bilder im Kopf. Als Ärztin ist man ja auf die Diagnose fokussiert. Und als Patientin auf die Therapie. Ja, und das so schnell wie möglich. Man will nichts anderes, als diesen Fremdkörper im Körper bekämpfen. Ich habe jetzt vier Zyklen Chemotherapie durchgestanden. Der Hirntumor ist durch ein Zweitkarzinom entstanden, das weitere Metastasen gebildet hat. Jetzt bin ich in einer sogenannten Teilremission: Alle Metastasen sind deutlich zurückgegangen, haben also gut auf die Chemotherapie angesprochen. Mein behandelnder Onkologe möchte noch zwei Zyklen Chemotherapien anschließen in der Hoffnung, dass die Metastasen dann ganz weg sind. Das nennt man Vollremission. Danach gibt es weiterhin Kontrollen. Kurier/Juerg Christandl „Humor behalten ist besonders wichtig“, sagen Sie in Videos dazu. Aber der vergeht einem dazwischen schon einmal, oder? Ich versuche, Mut zu machen und auch Dinge zu erklären. Sehr oft gehen ja Patientinnen und Patienten aus einer ärztlichen Besprechung hinaus und wissen noch immer nicht, was sie haben. Ja natürlich habe ich schon ein Wochenende durchgeheult. Und wenn mir da jemand gesagt hätte: „Soll ich dich erwürgen“, hätte ich „Ja bitte“ gesagt. Man hat extreme Ups and Downs. Da ist es wichtig, Ziele zu haben und sich an das Positive zu erinnern. Was ist Ihr Ziel? Ich schreibe ein Buch mit Informationen für Betroffene und Angehörige – sowie für Menschen, die nicht Krebs haben. Weil die sind oft der schwierigste Part. Wieso? Weil ganz wenige Leute mit dem Krebs umgehen können. Die einen reden mit dir, als ob du morgen sterben würdest. Die anderen ziehen sich ganz zurück. Die Dritten weisen darauf hin, dass sie auch eine Verkühlung haben, also auch krank sind. Laut Studien ist 2050 jeder zweite Österreicher von Krebs betroffen. Die Umwelt wird also damit umgehen lernen müssen. Der Krebskranke will ganz normal behandelt werden. Sie wollen nicht in Watte gepackt werden? Richtig! Das ist ganz schlecht! Dadurch fällt man in das Leidende. Man muss aufstehen und kämpfen! Todesangst hat man dennoch? Das hatte ich weniger, weil ich mich vor dem Tod nicht fürchte. Vielleicht ist das total lustig und geil, es ist ja noch keiner zurückgekommen! Auch vor Schmerzen fürchte ich mich nicht so, weil ich als Schmerztherapeutin die Behandlungsmöglichkeiten kenne. Ich fürchte mich am allermeisten vor Abhängigkeit. Kurier/Juerg Christandl Sie sind Single. Ich lebe seit zehn Jahren als glücklicher Single. Was aber schon schwierig sein kann, wenn man die Kraft durch die Chemo verliert. Daher bin ich jetzt in eine barrierefreie Wohnung übersiedelt. Sind Sie manchmal wütend, nach dem Motto: „Warum gerade ich?“ Natürlich habe ich oft einen Zorn auf die Situation, weil es mir mein Leben weggenommen hat: meinen Sport, meinen ärztlichen Beruf. Ich war in der Privatklinik Hausärztin und erreichbar, wenn der Belegarzt nicht da ist. Das habe ich wahnsinnig gerne gemacht. Mit dem Darmkrebs habe ich noch gearbeitet, doch mit der Hirnmetastase wurde mir nahegelegt, es nicht mehr zu tun, was mich sehr getroffen hat. Auf einmal bin ich daheimgesessen. Dabei bin ich jemand, der immer was tun muss. Sie waren Gesundheitsministerin, wie ändert sich der Blick auf notwendige Reformen im Gesundheitswesen, wenn man Patient ist? Komplementärmedizinische Behandlungen werden von den Kassen nicht finanziert, obwohl man weiß, dass es vor allem in der Chemotherapie unterstützend ist. Da wird es jetzt heißen: Das sind zusätzliche Ausgaben, die Krankenkassen haben doch eh kein Geld. Aber ich glaube, die haben nur deshalb kein Geld, weil sie in ihren eigenen internen Prozessen nicht sparen. Wenn man sich allein die IT-Struktur anschaut, wird einem übel. War die Krankenkassenfusion von 21 auf fünf richtig? Es wurden ja nur Schilder ausgetauscht. Prinzipiell wäre eine Reduktion auf zwei – Krankenkasse und Pensionskasse – richtig gewesen. Und ich bin auch für Versicherungspflicht, statt Pflichtversicherung. Dann wäre der Konsument wirklich Kunde. Sie sind als Politikerin oft kritisiert und als „Schweinsbratenministerin“ denunziert worden. Worauf Sie ein Schweinsbratenbuch herausgegeben haben. Hat Sie manches damals verletzt? Es hat mich vieles verletzt, was untergriffig war. Frauen werden noch immer anders beobachtet, und leider sind es oft Frauen, die am härtesten gegen Frauen losgehen. Sie waren eine extrovertierte Ministerin, haben Csardas auf einer Bühne getanzt. Bereuen Sie etwas? Ich bereue gar nichts und stehe auch weiterhin zur Aussage, dass es kein Verbrechen ist, ab und zu einen Schweinsbraten zu essen. Den Csardas habe ich für die Kinderkrebshilfe getanzt. Dort engagiere ich mich, weil meine Schwester an Krebs gestorben ist. Haben Sie ein Krebs-Gen in der Familie? Das könnte sein, aber ich habe es nicht testen lassen. Sie sind aus Protest gegen Schwarz-Blau in Niederösterreich aus der ÖVP ausgetreten und haben sich den Neos angeschlossen, für die Sie das Kapitel Gesundheit in den Regierungsgesprächen verhandelt haben. Wie sind Sie mit der jetzigen Bundesregierung zufrieden? (seufzt) Ich versuche, nicht Muppet zu spielen. Wen ich im Moment sehr schätze in seiner ruhigen Art, ist der Herr Stocker. Aber mir fehlen steuerliche Anreize. Und der Mietpreisdeckel könnte ein Streitpunkt werden – ich war ja nie ein Babler-Freund. Nicht ganz glücklich bin ich auch mit den vielen Ukraine-Reisen der Außenministerin. Ist „Keep Smiling“ Ihr Motto? Ja. Wenn man an Krebs erkrankt ist, ist Humor neben der Therapie der einzige wirkliche Verbündete, den man hat. Ich habe in Italien so gerne gelebt, weil es humorvoll war. Wenn man hingegen in Wien in eine U-Bahn steigt, glaubt man, die Welt ist gerade zusammengebrochen. Das Leben ist gut, und wir müssen jede Minute genießen!

Sportchefs mit goldenem Händchen, der Teamchef schaut durch die Finger

Sportchefs mit goldenem Händchen, der Teamchef schaut durch die Finger

Passiert nicht am Ende der Übertrittszeit Unerwartetes, wird die Liga in einer Woche vermelden, dass ihre Profiklubs heuer mehr Spieler verkauften als erwarben . Und warum? Weil selbst in zweiten ausländischen Ligen höhere Gehälter gezahlt werden als in Österreichs erster, während sich hierzulande wirtschaftliche Seriosität durchzusetzen beginnt. Oder notgedrungen (siehe Austrias US-Verkauf von Dominik Fitz ) der Sparstift dominiert. Trotzdem wird mehr importiert als eigener Nachwuchs forciert. Selbst hinter diesem – nicht nur von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick kritisierten – Trend steckt auch finanzielles Kalkül. Gelingt es doch immer wieder, als No Names Geholte nach kurzer Bewährungsphase ums Drei- bis Vierfache ins Ausland weiter zu verkaufen. Diesbezüglich bewiesen nach Salzburgs (beim FC Bayern gelandeten) Christopher Freund auch Andreas Schicker als Sturm-Sportchef (inzwischen Hoffenheim) und zuletzt Rapids-Sportdirektor Markus Katzer ein goldenes Händchen. Daniel Widner | SK Rapid Wien / Daniel Widner | SK Rapid Wien Markus Katzer bewies mit seinen Personal-Ideen ein gutes Händchen Ungeachtet großer Geschäfte lohnt es sich, bei den Kleinsten zu spionieren. So fiel in Wien-Nussdorf dem einstigen, längst pensionierten Rapid-Jugendchef Adi Köstenberger ein kleiner Tempodribbler namens Nikolaus Wurmbrand in der U 10 des Fünftligisten NAC auf. Neun Jahre später rückt Rapids Flügelflitzer erstmals beim Nationalteam ein. Lästiger Sport Wurmbrands 118 Jahre alter Döblinger Stammverein wäre angesichts hoher Energiekosten ohne Tennisplatz-Vermietung und ohne Mitgliedsbeiträge (420 Euro jährlich) seiner über 200 Jungkicker nicht mehr existent. Was manchen im Nobelbezirk, die dem 80-jährigen NAC-Obmann dessen Ehrenamt mit Beschwerden über Sportplatzlärm erschweren, ohnehin lieber wäre. Im Umfeld eines anderen Vereins fühlt man sich durch Schiedsrichterpfiffe gestört. Und vor den westlichen Toren Wiens wollte eine Bürgerinitiative verhindern, dass die NÖ-Gemeinde dem vom Jahrhunderthochwasser schwer getroffenen Fußballklub die Instandsetzung seiner Sportanlage finanziert. Argument: Laufen allein und Tanzen sei billiger, klüger und würde genügen. Bei allem Respekt vor dieser Meinung – es gibt auch eine zweite: Dass nämlich Teamsportarten, in denen man gemeinsam verlieren und siegen lernt, wichtig sind. Gerade in Zeiten, in denen gefühlt jeder Zweite nur noch mit seinem Handy kommuniziert.

Keine Watte

Keine Watte

Humor sei besonders wichtig, sagt Andrea Kdolsky, ehemalige Gesundheitsministerin und Krebspatientin. Man müsse Ziele haben und sich an das Positive erinnern. Im KURIER-Interview erzählt Kdolsky von dem Buch, an dem sie gerade arbeitet. Dies richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern auch an Angehörige – diese seien nämlich oft der schwierigste Part. Kdolsky: „Weil ganz wenige Leute mit dem Krebs umgehen können. Die einen reden mit dir, als ob du morgen sterben würdest. Die anderen ziehen sich ganz zurück. Die Dritten weisen darauf hin, dass sie auch eine Verkühlung haben, also auch krank sind.“ Krebskranke wollen aber „ganz normal behandelt werden“, und keinesfalls in Watte gepackt. Kdolsky hat übrigens keine Angst vor dem Tod: „Vielleicht ist das total lustig und geil, es ist ja noch keiner zurückgekommen!“ Möglicherweise ist genau das der Humor, den wir alle brauchen, um das Leben mit Würde zu überleben, solange es eben geht.

Pkw-Lenkerin in OÖ hatte 1,7 Promille intus und zwei Kleinkinder im Auto

Pkw-Lenkerin in OÖ hatte 1,7 Promille intus und zwei Kleinkinder im Auto

Besorgte und aufmerksame Passanten halfen am Donnerstagabend mit, dass die Polizei in Wels eine schwer betrunkene Autofahrerin aus dem Verkehr ziehen konnte. Die Mutter hatte zwei Kleinkinder im Auto mit dabei. Bei der Polizei sollen mehrere Anrufe über eine auffällige Pkw-Lenkerin auf der B1 im Welser Stadtgebiet Wels eingegangen sein, berichtete die Landespolizeidirektion Oberösterreich am Samstag.  Eine Polizeistreife hielt daraufhin Ausschau nach dem betreffenden Pkw. Die Polizisten konnten die Lenkerin auf der B1 in Fahrtrichtung stadteinwärts ausfindig machen. Fluchtversuch Nachdem die Beamten das Blaulicht aktivierten, bog die Lenkerin fluchtartig in eine Seitenstraße ab. Nach kurzer Nachfahrt konnte sie angehalten und einer Verkehrskontrolle unterzogen werden. Bei der Lenkerin handelte es sich um eine 33-Jährige aus Wels. Ein Alkotest ergab einen Wert von knapp über 1,7 Promille . Mit im Fahrzeug befanden sich die beiden Kleinkinder der 33-Jährigen, die ein und drei Jahre alt sind. Der 33-Jährigen wurde der Führerschein vorläufig abgenommen. Die Kinder- und Jugendhilfe wurde über den Vorfall verständigt.

Ex-Medaillengewinnerin Mayr verpasst WM-Siebenkampf in Tokio

Ex-Medaillengewinnerin Mayr verpasst WM-Siebenkampf in Tokio

Verena Mayr ist im Siebenkampf der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Tokio (13. bis 21. September) nur Zuschauerin. Der WM-Dritten von 2019 fehlten laut ÖLV-Angaben vom Samstag im abschließenden Ranking zwei Plätze, um im Feld der 24 Teilnehmerinnen dabei zu sein. Schon die Olympischen Spiele im Vorjahr in Paris hatte die Oberösterreicherin um einen Ranking-Platz verpasst. Das ÖLV-Team für Tokio bleibt mit zehn Athletinnen und Athleten das größte bei einer WM seit 1997.