Daniel Wissers "Smart City": Wenn Diktatur auch schon egal ist

Daniel Wissers "Smart City": Wenn Diktatur auch schon egal ist

Buckminster Fuller, genannt Bucky, war ein amerikanischer Architekt, der mit seinen Bauwerken die Welt nicht nur verändern, sondern neu erfinden wollte. Die Weltordnung, wie sie sich zu seinen Lebzeiten (1895–1983) darstellte, gehörte seiner Ansicht nach umgekrempelt. In „NEUDA“, einer sogenannten „Smart City“, hat man sich von seinen Ideen „inspirieren“ lassen. Auch hier will man so etwas wie eine neue Weltordnung. Fuller hätte es freilich nicht gefallen, dass seine Visionen zur Verbesserung des Lebens aller Menschen in einen Orwell’schen Horror ausarten, wie das in Daniel Wissers neuem Roman „Smart City“ der Fall ist. Man schreibt mutmaßlich das Jahr 2037. NEUDA, das zwischen Wien und der Slowakei liegt, ist eine saubere, nachhaltige neue Welt ohne Kriminalität, Abgase, Plastikmüll und unliebsame Ausländer. Dafür mit permanenter Überwachung. Oben kreisen Drohnen, unten bewegen sich geräuschlos Reinigungsroboter. Wer hier lebt, muss ständig Smartwatch tragen. Daheim gibt’s zudem Videoüberwachung. Wer hier wohnen will? Ziemlich viele. Zu Beginn des Romans hat NEUDA 17.953 Einwohner, in anderen Bundesländern sind weitere „Smart Citys“ geplant. Die Versprechen von Sicherheit, Lebensqualität und harmonischem Zusammenleben sind den Menschen mehr Wert als Eigenständigkeit und Gerechtigkeit. Das wird auch die Journalistin Morag Oliphant erfahren. Nachdem ihr Mann und ihre Tochter in Wien bei einem Überfall von Unbekannten erschlagen wurden, strebt sie nach einem Neuanfang in dieser schönen neuen Welt. Dass die Schönheit einen Preis hat, den jene bezahlen, die man zu Menschen zweiter Klasse deklariert hat, wird von Morag aufgedeckt, von anderen NEUDA-Bewohnern aber nicht gerne gehört. Auch eine neue politische Bewegung, die sich für mehr Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger einsetzt, wird zur bitteren Erkenntnis gelangen: Die Menschen wollen nicht frei sein. Freiheit bedeutet Verantwortung. Lieber toleriert man, dass „eine kleine Diktatur“ das Dasein lenkt. Immerhin hat man’s besser als alle anderen auf der Welt. Überwachungs-Dystopie Schwer zu sagen, welche Art Roman Wisser hier geschrieben hat. Eine Überwachungs-Dystopie à la Orwell oder Huxley, schon klar. Außerdem einen Politkrimi – Wisser hat darin Erfahrung, er ist unter dem Pseudonym Simon Ammer auch Krimiautor. Und er ist genauer Beobachter österreichischer Innenpolitik. Der Mann, der in „Smart City“ bei einer Demonstration von einem Security zusammengeschlagen wird, heißt nicht zufällig so ähnlich wie ein ehemaliger SPÖ-Abgeordneter, der am Rande des Wiener Korporationsballs einst, unter intensivem Wegschauen der Polizei, brutal verprügelt wurde. Überhaupt, die Namen. Hier wird’s satirisch. Der Bundeskanzler von der „Zentrumspartei“ heißt Gawan Rindfleisch, sein Mitbewerber von der „Heimatpartei“ ist ein gewisser Kai Dominik Smrtak. Alle miteinander werden von Konzernen korrumpiert. Was sagt das Volk dazu? Es zuckt mit den Schultern. „Politik war immer schon so.“ Cover Daniel Wisser: „Smart City“ Luchterhand. 412 Seiten. EUR 25,70

Paolo Rumiz: Wo man nach oben und nach unten betet

Paolo Rumiz: Wo man nach oben und nach unten betet

„Ich glaube, dass die Suche nach der unterirdischen Welt auch aus meiner biologischen Evolution resultiert. Ich werde alt. Mein ganzes Leben lang habe ich weit nach vorn und hoch hinauf geschaut. Jetzt schaue ich auf das, was unter meinen Füßen ist.“ So beschreibt der Triestiner Autor und Journalist Paolo Rumiz, warum er sich in seinem jüngsten Buch „Eine Stimme aus der Tiefe“ mit der Unterwelt Italiens beschäftigt. Der geografischen Unterwelt, in der es „brodelt, bebt und aus der giftige Dämpfe und Erinnerungen“ aufsteigen. Rumiz ist Segler, Wanderer, Autor eigenwilliger Bücher. Rumiz, geboren 1947, war Kriegsreporter, schrieb Reportagen von Radtouren nach Istanbul, Bus-, Anhalter- und Fußreisen zu den Rändern Europas und in die Arktis. Er segelte entlang der alten Handelsrouten Venedigs und verbrachte Wochen auf einem einsamen Leuchtturm im Adriatischen Meer. Nun begibt er sich auf die Spur der Verwerfungslinien, die Italien zum erdbebengefährdetsten Land in Europa machen. Die Nord-Süd-Verwerfungslinie folgt dem Apennin, die Ost-West-Verwerfungslinie durchquert Italien in der Breite auf der Höhe von Neapel. Rumiz besteigt auf seiner Reise zerklüftete Berge auf den Äolischen Inseln und die Krater des Ätna, er erkundet unterirdische Quellen im Karst, Höhlen der Eremiten in Kalabrien und frühchristliche Katakomben in Rom. Er befragt alte und neue Kulte und Mythen, spricht mit Menschen aus Wissenschaft, Politik und von der Straße: Wie lebt man auf so unsicherem Terrain? Was treibt etwa die Neapolitaner dazu, seit Tausenden von Jahren an diesem sehr gefährlichen Ort zu leben? „Die Antwort steckt eigentlich schon in der Frage: Es ist so etwas wie die Akzeptanz des Lebens. Das Leben ist doch voller negativer Überraschungen. Aber wir lernen, mit diesen Dingen zu leben. Wir alle wissen, dass das Leben prekär ist, und die Neapolitaner wissen das besser als jeder andere.“ Eine gewisse Akzeptanz des Schicksals, eben, sagt Rumiz. Die Gefahr akzeptieren Und er erzählt von den Menschen des Nordens, die immer nur eine Angst gehabt hätten: Dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Die Menschen im Süden hingegen fürchteten sich vor einem verborgenen Gott, der sie nach unten holt. „Wenn Sie also zu Gott beten, beten Sie nicht nur nach oben, sondern auch nach unten.“ Bei den Neapolitanern käme dann noch eine gehörige Portion Stolz dazu. „Sie sagen: Wir lieben unser Land so sehr, dass wir die Gefahr akzeptieren. Wer sich an das Erdbeben in Aquila 2009 erinnert: Der Ort wurde wieder aufgebaut, er ist wunderschön, aber hat nicht mehr dieselben Einwohner. Die Leute sind weggezogen. In Neapel hingegen ist es genau umgekehrt. In Neapel können Sie niemanden überzeugen, wegzugehen.“ Erfahrungen mit Erdbeben hat Rumiz freilich auch in seiner Heimat, dem Friaul gemacht. Die Gegend wird immer wieder von Erdstößen heimgesucht und immer wieder hat Rumiz hat Funken sprühen sehen, wenn Steine aneinander rieben. Die Bestimmung finden Trotzdem: In gewisser Weise ist das Buch „Stimmen aus der Tiefe“ auch eine Art Reiseführer. Einer, der einen lehrt, auf den Weg zu achten. „Touristen schauen immer nach oben. Wer dieses Buch gelesen hat, blickt auch auf das, was darunter liegt.“ Rumiz erzählt von Grotten, von Höhlen und von Mythen. Davon, dass man der Erde zuhören muss. Und dann erzählt er von seiner Nachbarin Francesca. Sie ist 95, aber sie bearbeitet täglich ihr Stückchen Land. Wenn nach einer langen Periode der Dürre endlich Regen kommt, dann nimmt sie ihren Nachbarn Paolo an der Hand und sagt: „Paolo, fühl, wie glücklich die Erde ist.“ „Wir alle haben eine Mission im Leben“, ist Francesca überzeugt. „Meine Bestimmung ist es, Kartoffeln anzubauen. Paolos Bestimmung ist es, Worte zu kultivieren.“ Folio Verlag Paolo Rumiz: „Eine Stimme aus der Tiefe“ Ü.: Karin Fleischanderl Folio. 295 Seiten. 28,95 Euro

Von der Gleislandschaft zum Wohnviertel: Urbanes Wohnen mit Wildnis

Von der Gleislandschaft zum Wohnviertel: Urbanes Wohnen mit Wildnis

Genau 34,5 Grad hat es, als ich durch die jüngste Ausbaustufe am Nordbahnhof in Wien-Leopoldstadt spaziere. Der Schatten, den die rund 35 Meter hohen Neubauten hier werfen, sind an Tagen wie diesem willkommen. An dem Augustnachmittag sind vor allem Radfahrer unterwegs, Hunde mit ihren Besitzern, Lieferboten per Rad, Mütter mit Kinderwägen. Das städtebauliche Leitbild, das hinter dieser Ausbaustufe des Nordbahnhofs steht, fasst Dominik Scheuch , Geschäftsführer von Yewo Landscapes , so zusammen: „Wir trauen uns den Rand etwas zu verdichten, dafür wird der Raum in der Mitte freigehalten.“ Die freie Mitte, die Gleislandschaft und auch die Stadtwildnis wurden bewusst als Naturlandschaft gestaltet und nicht als Parkanlage. Hier gibt es Spielplätze, Flanierwege und grüne Wiesen. Ugrü Grüne Mitte im Nordbahnviertel. „Es ist ein Gewinn der Planung, dass man die Erschließung reduzieren konnte“, so Scheuch. Denn beim ursprünglich geplanten Blockrand hätte es jeweils Straßen rund um die Bauten gegeben, das brauchte man hier nicht. Von der zentralen Bruno-Marek-Allee gehen lediglich einige Einfahrten ab. „Leute, die mit dem Auto hierher kommen, ärgern sich, denn der Nordbahnhof ist eines der ersten Quartiere parallel zur Seestadt, wo man den öffentliche Raum nicht mit Autos vollgestellt wollte“, erzählt Scheuch. Es gebe lediglich einige Stellplätze entlang der Bruno-Marek-Allee. An vielen Stellen wurde der Durchfahrtsverkehr unterbunden. An Stelle von mehr Parkplätzen wurden in der Bruno-Marek-Allee von Yewo Landscapes riesige – mit Gräsern und Blumen begrünte – Baumscheiben geschaffen sowie breite Flanierstreifen. „Wenn die Bäume ausgewachsen sind, haben wir einen schönen Überschirmungsgrad der Straße“, prophezeit Dominik Scheuch. Doch das wird noch einige Jahre dauern. Grafik/KURIER Denn kaum geplant und fertiggestellt, ist auch in diesem Viertel einiges verbesserungswürdig, da vor allem aus Sicht der Bewohner mehr gegen die teils zu große Verdichtung getan werden muss. Ziel sei die Verbesserung des Mikroklimas und eine Steigerung der Aufenthaltsqualität durch Entsiegelung, Begrünung und Kühlung. Acht Straßenzüge, unter anderem die Bruno-Marke-Allee, werden ab 2026 klimafit gestaltet. Der Schulvorplatz in der Ernst-Melchior-Gasse wird umgestaltet und erhält Grünbeete, Bäume und eine spezielle, hitzeresistente Pflasterung. Diesen Belag gibt es bereits es etwa schon in der Bruno-Marek-Allee. „Die Gehsteige sind gepflastert mit hellem Betonstein“, sagt Scheuch. Denn dieser reflektiert die Sonne zwar, heizt sich jedoch nicht so auf wie dunkle Flächen, etwa Asphalt. Was im Nordbahnviertel gelungen ist, ist der Bau von vergleichsweise erschwinglichen, unbefristet vergebenen Mietwohnungen – sowie wie der Fokus auf Mobilität per Rad. Alle Wohnhäuser sind mit teils sehr großzügigen Fahrradräumen ausgestattet – wie zum Beispiel im Wohnhochhaus Schneewittchen. Ugrü Wohnhochhaus Schneewittchen mit 100 Metern Höhe in der Taborstraße. Da gelangt man direkt von der Straße in die Fahrrad-Garage. Hier haben die Bewohner auch die Möglichkeit, einen neuen Reifen zu montieren oder dergleichen, denn ein kleiner Raum wurde für Reparaturen mit allem Nötigen ausgestattet, wie Konrad Stabel, Projektleiter des Bauvorhabens bei der Ersten gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mbH (EWG), bei der Besichtigung zeigt. Einen kleinen Spaziergang entfernt von hier durch die grüne Wildnis befindet sich das Projekt NB1 der Bauträger Migra und Wogem, an der Ecke Am Tabor/Nordbahnstraße mit 247 geförderten Wohnungen. ugrü Projekt NB1 Am Tabor von Migra und Wogem mit 255 Wohnungen, geplant von querkraft. Viele Wohnungen, mit Supermarkt im Erdgeschoß. Auf dem begrünten Sockel, der sich wie ein grünes Band bis ins fünfte Geschoß windet, stehen drei Baukörper – einer 30 Meter und zwei 35 Meter hoch. Das 2024 fertiggestellte Wohnhaus, geplant von querkraft Architekten, bietet seinen Bewohnern viele Gemeinschaftsbereiche und auf den Terrassen Freiräume als soziale Treffpunkte. Auf einer der begrünten Ebenen befindet sich ein Kinderspielplatz, auf einer anderer zahlreiche Hochbeete, die gut genutzt werden, wie Scheuch erklärt. Yewo Landscapes plante die Außenräume bei diesem Projekt. Die hängenden Gärten mit Kletterpflanzen an der Fassade verbessern das Stadtklima. Erinnerungen an den Bahnhofsalltag Gleisreste, Straßennamen wie „An den Kohlenrutschen“ und der denkmalgeschützte Wasserturm erinnern an den großen Bahnhof, der hier einst war. Der Wasserturm (1890 errichtet) fungierte bis in die 1970er-Jahre als Wasserspeicher für die Dampfloks, schon bald soll hier ein Café einziehen. Auf dem weniger genutzten Bahngelände entstand eine Stadtwildnis, die zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen wurde. In den ehemaligen Kohlerutschen wurden Sportplätze errichtet. Ugrün Der denkmalgeschützte  Wasserturm,  daneben: Wohnhaus Leywand von KIBB Immobilien. Nun wird das Viertel besser an den öffentlichen Verkehr angebunden: Ab Herbst fährt die Straßenbahnlinie 12 zwischen der Endstation Hillerstraße im 2. Bezirk über den 20. und 9. Bezirk bis zur Josefstädter Straße im 8. Bezirk. Dazu werden auf der Vorgarten- und Taborstraße neue Gleise errichtet, ein Teil davon als Grüngleis. Woran es nun noch mangelt, ist die Bespielung der Erdgeschoßzone. In einigen Neubauten steht diese noch leer, andere Geschäftsmieter sind wieder ausgezogen. „Aber im vergangenen halben Jahr sind viele neue Leute zugezogen“, erzählt Antonia Dika von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung, vor allem Familien mit Kindern. Kurt Hoerbst Blick aufs Viertel,  Nordbahnstraße im Vordergrund.  L-Haus von Rataplan Architektur (2.v.li.) und Sozialbau mit 115 Wohnungen. Die Stadtteilmanager der Gebietsbetreuung Stadterneuerung bieten unterschiedliche Formate, um Bewohnern von alten und neuen Grätzeln zusammenzubringen. „So haben wir zum Beispiel mit dem Pensionistenklub Energthstraße eine Tour mit Rikscha-Fahrrädern durch das neue Viertel organisiert“, so Dika. Positiv sehen Bewohner auch, dass die Durchgänge nun offen sind, die Wege durchs Viertel dadurch kürzer.

Linzer Bürgermeister: „Integration ist Herausforderung und Chance“

Linzer Bürgermeister: „Integration ist Herausforderung und Chance“

Dietmar Prammer (SPÖ) ist im Jänner mit klarer Mehrheit zum Linzer Bürgermeister gewählt worden. Nach dem Rücktritt von Klaus Luger hat der 50-Jährige die Bürgermeister-Geschäfte seit September 2024 geschäftsführend geführt. KURIER: Linz steht mit dem Ars Electronica Festival und dem Brucknerfest vor dem kulturellen Höhepunkt des Jahres. Die neuen LIVA-Geschäftsführer Norbert Trawöger und Kai Liczewski sind gestartet. Was erwarten Sie von ihnen? Dietmar Prammer: Eine Professionalisierung. Was heißt das? Dass wir den Laden auf die Reihe bringen, dass er wieder funktioniert. Finanziell und organisatorisch. Die finanziellen Probleme sind auch durch innerorganisatorische Probleme entstanden. Auch durch Kommunikationsprobleme zwischen künstlerischer und kaufmännischer Geschäftsführung. Die Personen sind nun so ausgewählt worden, dass sie als Team gut zusammenpassen. Darüber hinaus soll das Brucknerhaus künstlerisch nach vorne gebracht werden. Es soll eine Öffnung des Hauses geben, auch gegenüber anderen Institutionen. So gegenüber denen des Landes. Wie soll die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land stattfinden? Ich bin im Austausch mit dem Landeshauptmann. Wir haben den Auftrag gegeben, dass sich auch die Geschäftsführer der Organisationen austauschen. Das passiert teilweise schon. Es soll mehr miteinander geredet werden und die Programmierung abgestimmt werden. Die nächsten Schritte sind ein gemeinsames Ticketing und Marketing. Zusammenarbeit auf allen Ebenen, wo es Sinn macht. Wir wollen aber auch klar darlegen, was unsere Alleinstellungsmerkmale sind, was so bleiben soll, denn wir wollen weiterhin urbane Politik für die Linzerinnen und Linzer anbieten, die sich von den Landeseinrichtungen abhebt. Die Budgets aller öffentlichen Hände müssen sparen, auch die Gemeinden. Besteht da nicht die Gefahr, dass mehr bei der Kultur als beim Sozialen gestrichen wird? Ich habe im ersten Schritt einer Gesamtkonsolidierung ausgegeben, dass jeder politische Referent in seinem Bereich 15 Prozent der Ermessensausgaben einzusparen hat. Wie es auch beim Land der Fall ist. Da muss sich jeder anstrengen, alle werden gleich behandelt. Es werden keine Bereiche bevorzugt bzw. schlechter behandelt. Sie wurden vor sieben Monaten gewählt. Sind Sie als Bürgermeister schon angekommen? Zum Großteil ja, im täglichen Arbeiten. Im Leb en ist es für mich immer noch ungewöhnlich, dass ich die Aufmerksamkeit habe. Wenn ich unterwegs bin, grüße ich die Menschen, von denen ich meine, sie könnten mich kennen. Manchmal höre ich beim Vorbeigehen die Leute flüstern, das ist ja der Bürgermeister. Ihre Art des Auftretens ist eine andere als die Ihres Vorgängers. Sie wirken defensiver. Ich bin ich, der Klaus ist der Klaus und der Franz ist der Franz. Wir sind unterschiedliche Persönlichkeiten, das spiegelt sich auch darin, wie man die Funktion auslebt. Man muss trotzdem schauen, dass man die Ziele, die man verfolgt, erreicht. In der Art vielleicht anders. Klaus Luger konnte sich lange auf die Funktion vorbereiten. Ich habe diese Zeit nicht gehabt. Deswegen bin ich noch immer am Lernen, wie ich Sachen angehe, wie ich mit anderen kommuniziere, wie ich es strategisch angehen muss, damit ich Ziele erreiche. Im Wahlkampf hat die Zielerreichung gut funktioniert. Ich versuche, sehr verbindend zu wirken, so bin ich auch. Ich werde daran gemessen, wie ich mit Leuten umgehe. Ob ich vertrauensbildend bin, aber auch daran, ob ich Dinge auch tatsächlich umsetze, an der Durchsetzungsstärke. Hier versuche ich, die Balance zu finden. SPÖ Linz Die neue Führung der Linzer SPÖ (v.l.): Thomas Gegenhuber (Stadtrat für Wirtschaft und Finanzen, Fraktionsführer), die beiden neuen Vizebürgermeisterinnen Karin Leitner und Merima Zukan, Bürgermeister Dietmar Prammer. Welche Ziele verfolgen Sie, was wollen Sie in Linz umsetzen? Die langfristigen Ziele sind unverändert. Wie schaffen wir es, Linz als Wirtschafts- und Industriestadt ins nächste Jahrzehnt überzuführen, im Transformationsprozess der Digitalisierung und der Klimaneutralität? Daran hängen das Selbstverständnis der Stadt, die Arbeitsplätze und der Wohlstand. Wir versuchen, das in Schritten und Etappenzielen umzusetzen. Wir planen mit dem Land und der Industrie, diese Transformation zu gestalten. Zum Beispiel bei Wasserstoffprojekten. Gleichzeitig bauen wir die Stadt um, in der Mobilität, im Ausbau der Fernwärme und Fernkälte, mit der Photovoltaikoffensive. Wir wollen die Lebensqualität für die Bevölkerung aufrechterhalten, wenn es wärmer wird. Mehr Bäume statt Parkplätze, da gibt es viele Einzelmaßnahmen. Die Industrie ist in der Defensive, die Lohn- und Energiekosten sind hoch, der weltweite Wettbewerb wird intensiver, Österreich ist ein teurer Standort. Wie kann das bewältigt werden? Der Standort an sich ist höchst attraktiv. Es gibt bestens ausgebildete Mitarbeiter, die weichen Standortfaktoren sprechen auch für Linz. Bei den hard Facts, wie teuer ist es in Linz zu produzieren, ist es natürlich schwierig. Man sieht aber, dass zum Beispiel die voestalpine Aufträge vom chinesischen Autokonzern BYD lukrieren kann. Insgesamt müssen wir natürlich schauen, dass der Standort wettbewerbsfähig bleibt. Da geht es um die Lohnstück- und die Personalkosten. Wir müssen den technologischen Vorsprung ausbauen. Das geht nur durch Forschung. Firmen wie Dynatrace wachsen. An sich ist der Standort sehr robust, die Industrie, die natürlich der wichtigste Teil ist, hat Schwierigkeiten. Ist der Standort für die Digital-Universität neben der JKU am Gelände des Biologie-Zentrums IT:U fix? Fix ist er noch nicht. Er w ird geprüft. Reicht das von der Fläche her? Es sollen ja auch Start-ups entstehen? Für die Universität reicht er, für Start-ups und die Ansiedelung von Unternehmen nicht. Linz hat mit 215.000 einen neuen Einwohnerhöchstand. Ist die dafür nötige Infrastruktur ausreichend vorhanden? Die Infrastruktur ist da. Bei den Schulen und Kindergärten müssen wir nachziehen, das ist uns klar. Hier würde ich mir mehr Unterstützung vom Land OÖ erwarten. Wenn ich höre, dass das Land Schulzusammenlegungen in der Peripherie fördert, weil es zu wenig Kinder gibt, dann würde ich mehr Förderung erwarten, weil wir mehr Kinder haben. Da und dort fehlt In frastruktur, zum Beispiel bei der Mobilität im Linzer Süden. Was braucht es? Wir sind wegen der B 1 im Austausch mit dem Land Oberösterreich. Der Knackpunkt ist der vierspurige Ausbau der Bahn, damit man das S-Bahn-System verdichten und attraktivieren kann. Wir sind hier auch in intensiver Diskussion mit dem Infrastrukturministerium und den ÖBB. Hält der Plan, den Ausbau bis 2033 fertigzustellen? Minister Hanke steht dem positiv gegenüber, auch Martin Winkler hat schon mit ihm darüber gesprochen. Es geht hier nicht nur um Linz, sondern es hängt das gesamte Gebiet bis zum Ennshafen daran. Die Geschichte der oberösterreichischen Sozialdemokratie ist auch geprägt von wechselseitigen Verhältnissen zwischen der Linzer SPÖ und der Landespartei. Es gab vielfach Spannungen. Unter Ihrer Führung ist es zu einer Entspannung gekommen, erzählen Vertreter der Landespartei. Schauen wir einmal. Jetzt läuft es gut. Ich habe 15 Jahre für die Landespartei gearbeitet, zehn Jahre im Landtagsklub, fünf Jahre in der Landesregierung. Ich kenne die Landespartei relativ gut. Es werden sicher auch Themen auftauchen, bei denen ich als SPÖ Stadt andere Schwerpunkte haben. Beim Finanzausgleich gibt es natürlich andere Ansichten. Martin Winkler hat natürlich meine Unterstützung. Was erwarten Sie sich von Winkler? Dass er die Partei inhaltlich und thematisch öffnet. In welche Richtung? In der Landespartei muss man sich breiter aufstellen. Das war in der Vergangenheit weniger akzentuiert. Wir werden die Wahlkämpfe dort gewinnen, wo die Unternehmen und die Arbeitsplätze sind. Das reicht von Perg bis Linz, Wels, über Vöcklabruck bis ins Innviertel. Entlang dieser Achse sind wir stark, auch in den Bezirksstädten. Das heißt aber nicht, dass wir von uns vom ländlichen Raum verabschieden. Was bedeutet Öffnung der Partei? Ich erwarte mir, dass wir Themen ansprechen, die wir bis jetzt nicht angesprochen haben. Zum Beispiel das Migrationsthema. Das habe ich bereits im Wahlkampf getan. Wir dürfen uns bei negativen Themen nicht verstecken. Wir müssen Probleme offen ansprechen, aber auch die Chancen, die wir hier als Wirtschaftsstandort haben. Es gibt aber auch die Probleme und die Herausforderungen. Diese Diskussionen sind nichts Neues, wir haben sie in den 1990-er Jahren während des Balkankrieges auch schon gehabt. Ansonsten wäre Jörg Haider nicht so stark geworden. Wir haben die Integration gut zustande gebracht, das wird auch jetzt der Fall sein, aber sie ist eine Herausforderung für uns Städte, die die Hauptlast tragen.

Literaturnobelpreisträger Le Clézio über Menschen am Rande der Gesellschaft

Literaturnobelpreisträger Le Clézio über Menschen am Rande der Gesellschaft

Da, wo andere Luxusurlaube machen, auf Mauritius im indischen Ozean, lebt das verwahrloste Mädchen Maureez. Sie ist die Tochter des Fischers Tomy Samson, dessen Boot eines Tages im Meer irgendwo hier in der Baie Malgache verschwunden ist. Maureez, die den gleichen wilden Strubbelkopf wie ihr Vater hat, träumt jeden Tag von ihm. Nur die Träume und eine Münze sind ihr vom Vater geblieben. Ihren gewalttätigen Stiefeltern entkommt das Mädchen – um noch mehr Gewalt im Kinderheim Cœur saint de Marie zu erfahren. Sie findet Zuflucht in den Bergen bei Imkerin Adèle. Adèle macht Maureez, die sich schon im Kinderchor als Solistin hervorgetan hat, mit einer neuen Gesangsgruppe bekannt. Odetta Holmes, Mahalia Jackson und die englische Sprache bestimmen ab nun Maureez’ Leben. Sie wird auf der ganzen Insel bekannt, ebenso wie die Geschichte ihres auf See verschollenen Vaters. „Avers“ wie die Bildseite einer Münze heißt die erste von acht Erzählungen im neuen Buch des französischen Literaturnobelpreisträgers Jean-Marie Gustave Le Clézio. „Neues von den Unerwünschten“ zeichnet Porträts von Menschen am Rande. Neben Mauritius leben sie in Peru, im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko, im Libanon oder in Frankreich. Auf wenigen Seiten – die Storys sind zwischen acht und 55 Seiten lang – entwirft Le Clézio in  schöner, vielleicht etwas altmodischer Sprache ganze Panoramen. Er erzählt von Marwan und Medhi, die in einem zerbombten libanesischen Dorf die taubstumme Hanné kennenlernen, die keine Angst vor Fliegeralarm hat, weil sie den Kanonendonner nicht hört. Er berichtet von Ahmed, dem Gastarbeiter, der sich irgendwo in Frankreich ein Zimmer mit Malik teilt, der Tag und Nacht fernsieht, während Ahmed an seine Frau Oriya schreibt. Es sind scheinbar kleine Geschichten, die Le Clézio erzählt. Sie bergen eine  ganze Welt. Cover J.M.G. Le Clézio: „Neues von den Unerwünschten“. KiWi 240 Seiten. 24,70 Euro

Schulklasse statt Redaktion: Was eine Quereinsteigerin erzählt

Schulklasse statt Redaktion: Was eine Quereinsteigerin erzählt

Eigentlich wollte sie immer Lehrerin sein, das zeigt ihr Freundeskreis. Die Schwester ist Lehrerin, viele Freundinnen auch. Aber zunächst, so mit Anfang 20, entschied sich Julia Schrenk für den zweiten Job, für den sie brannte - und wurde Journalistin. Beim KURIER in Wien. Sie ist eine Ex-Kollegin, damit wäre das an dieser Stelle offengelegt. Im März 2024 wechselte die Waldviertlerin Job und Wohnort - und wurde Lehrerin am Schulzentrum Gmünd. Sie hat Kommunikationswissenschaften mit Abschluss und in Teilen Germanistik studiert. Deshalb darf sie als zertifizierte Quereinsteigerin Deutsch und Digitale Grundbildung unterrichten - vorausgesetzt, sie holt nebenbei das Pädagogik-Studium nach. Kurier/Gilbert Novy Julia Schrenk wechselte aus der Redaktion ins Klassenzimmer Mit Mentor Wie schwer fiel der Wechsel von der Redaktion ins Konferenzzimmer? Hat sie sich das alles so vorgestellt? Professionell hört sich jedenfalls die Begleitung an. "Als Quereinsteigerin bekommst Du von der Bildungsdirektion eine Mentorin zur Seite gestellt. In meinem Fall war sie nicht nur extrem hilfsbereit, sondern auch sehr erfahren und bestens organisiert." Schule, das ist eine neue Welt, in  der man sich als Lehrerin erst zurechtfinden muss: Wo werden Noten im Computersystem eingetragen, wie redet man mit schwierigen Eltern, was ist bei Exkursionen und Kinobesuchen rechtlich zu beachten, und: Welche didaktischen Tricks gibt es, um in einer Klasse mit 31 Pubertierenden nicht völlig unterzugehen? "In meinem Fall hatte und hab ich jede Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen. Ich darf zugeben, wenn ich etwas nicht weiß - und mir wird sofort geholfen." Was Schrenk entgegenkommt, ist der Stoff: "In der Oberstufe geht es vielfach um verschiedene Textsorten. Kommentare, Erörterungen, Leserbriefe und anderes - da profitiert man als Journalistin.“ Das Vorurteil des „gemütlichen Lehrerjobs“ kann sie nicht bestätigen. "Ich arbeite stundenmäßig sicher gleich viel wie im Journalismus." Schrenk bringt ein Rechenbeispiel: "Für die Korrektur einer  Schularbeit brauche ich pro Schüler zwischen 30 und 45 Minuten." Man lese sie mehrfach, wiege ab. Bei 30 Schülern sind das 15 Stunden Wochenarbeit, die zusätzlich zum Alltag anfallen. Und dazu gehört, dass etwa in Maturaklassen pro Woche und Schüler ein Text mit durchschnittlich 700 Wörtern anfalle, der gelesen und korrigiert werden will. "Da hast du aber noch keine einzige Minute an Vorbereitung erledigt oder unterrichtet." Eine Herausforderung ist für die Quereinsteigerin die Gruppendynamik. "An der Uni hat man Studenten in der Vorlesung, die sich das Fach ausgesucht haben, man darf ein gewisses Grundinteresse voraussetzen." In der Schule sei das anders. "Da hast Du pubertierende Jugendliche in der Klasse, die nicht im Deutschunterricht sitzen, weil sie wollen, sondern weil sie müssen ." Überhaupt sei die Arbeit von Faktoren geprägt, die schwer zu kontrollieren seien. "Es gibt unglaublich vieles, was deine Unterrichtsstunde beeinflusst: Wenn die Klasse in der Stunde davor eine schwere Schularbeit hatte; wenn am selben Tag noch ein großer Test ansteht; oder wenn Jugendliche einfach einen schlechten Tag haben. Im Idealfall achtest du permanent darauf, wie deine Schüler drauf sind.“ Eine Herausforderung ist für die Neo-Lehrerin die systembedingte Straffheit im Tagesablauf. "Bei einem Bürojob gibt es manchmal Gleitzeit, du kannst zum Arzt gehen und mitunter kann man Pausen einschieben, wenns nicht läuft. Beim Unterrichten ist das anders: Der Stundenplan gibt den Takt vor, zwischen den Unterrichtsstunden sind fünf Minuten Pause, und man kann nicht einfach sagen: Ich schnauf durch und halt meine Stunde halt 20 Minuten später." Tradwives Aber irgendwann, so könnte man einwenden, sind die Unterrichtsstunden doch vorbereitet und alles wird zur Routine. Bis auf die Korrektur von Aufsätzen, Hausübungen oder Schularbeiten ist dann ja nicht mehr viel Neues zu tun, oder? Nicht für Schrenk. "Ich habe den Anspruch, im Unterricht aktuelle Themen und Texte zu bearbeiten." Erst vor Kurzem habe sie das Phänomen der "Tradwives" besprochen. "Da kannst Du nicht einfach einen Text aus dem Jahr 2012 hernehmen. Man sucht und recherchiert immer Neues, sonst verlierst Du die Schüler." Sie muss schmunzeln. "Bei solchen Fragen denk ich noch immer wie eine Journalistin."

Hexenjagd: Donald Trump und die McCarthy-Ära

Hexenjagd: Donald Trump und die McCarthy-Ära

Für Donald Trump ist jeder, der nicht zu hundert Prozent seine Meinung teilt, ein Kommunist. Seinen Vorgänger Joe Biden nannte er den Anführer einer „kommunistischen Diktatur“, Vizepräsidentin Kamala Harris und andere Politiker der Demokratischen Partei sind „Marxisten, Faschisten, linksradikale Gangster“. Trump hat derlei Freundlichkeiten nicht erfunden, hat doch der republikanische Senator Joseph McCarthy schon vor über 70 Jahren seine „Feinde“ auf ähnliche Weise diffamiert. Heute noch denken viele Amerikaner mit Schrecken an die „McCarthy-Ära“, in der auch prominente Künstler wie Charlie Chaplin, Orson Welles, Arthur Miller und Leonard Bernstein vor Verfolgung nicht verschont blieben. Neuauflage der McCarthy-Ära Donald Trump hat noch vor Antritt seiner zweiten Amtszeit eine Neuauflage des „McCarthyismus“ angekündigt und dieses Versprechen gehalten, indem er fast jeden Tag Teile der US-Administration von politischen Gegnern „säubert“. Seine wie auch McCarthys Behauptung, Amerikas Behörden seien von kommunistischen Staatsfeinden unterwandert, dient(e) dazu, Angst und Schrecken zu verbreiten und Andersdenkende zu diskreditieren. In Wahrheit hat die „Communist Party USA“ seit 1945 nie eine relevante Rolle gespielt. Als sie zuletzt 1984 bei Präsidentschaftswahlen antrat, erzielte sie 0,04 Prozent der Stimmen, zu Zeiten McCarthys war es ähnlich. Wie aber wurde Joseph McCarthy zum Vorreiter derartiger Hexenjagden? Geboren 1908 als fünftes von neun Kindern einer Farmerfamilie im US-Bundesstaat Wisconsin, war er zunächst Anwalt und Bezirksrichter, ehe er 1946 in den Senat gewählt wurde. 1950 erklärte er, über eine Liste von 200 Mitgliedern der Kommunistischen Partei zu verfügen, die sich als Beamte ins US-Außenministerium eingeschlichen hätten. Everett Collection / picturedesk.com Diese Liste hat es nie gegeben, die Behauptung war eine glatte Lüge. Aber sie machte McCarthy in der Frühphase des Kalten Krieges über Nacht berühmt. Also setzte er seine Verleumdungskampagne fort und erklärte nun – noch spektakulärer – als liberal bekannte Wissenschafter und Kulturschaffende zu Kommunisten. Der prominenteste war Charlie Chaplin, der als britischer Staatsbürger seit 30 Jahren in Amerika lebte und der erfolgreichste Hollywoodstar war. Als er 1952 zur Premiere seines Films „Limelight“ nach London reiste, wurde ihm bei der geplanten Rückkehr in die USA wegen des Verdachts „unamerikanischer Umtriebe“ die Einreise verweigert. Chaplin, der zwar links, aber kein Kommunist war, blieb für den Rest seines Lebens in der Schweiz. Eher konservativ war der Schriftsteller Thomas Mann, der seit 1938 als Gegner des Nationalsozialismus im US-Exil lebte. Der sich humanistischen Idealen verpflichtete Literaturnobelpreisträger verließ 1952 infolge der gegen ihn gerichteten Hexenjagd die USA, um seine letzten Jahre ebenfalls in der Schweiz zu verbringen. APA/AFP/SNEP/VALERIE MACON Fast ins Gefängnis Einsperren wollte man sogar den Dramatiker Arthur Miller, nachdem er in seinem Theaterstück „Hexenjagd“ Anspielungen auf McCarthys Kommunistenverfolgung gemacht hatte. Zur Einvernahme geladen, erregte er großes Aufsehen, weil er in Begleitung seiner Frau Marilyn Monroe erschien. Als er sich weigerte, die Namen ihm bekannter Kommunisten zu nennen, wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt, die später jedoch aufgehoben wurde. Leonard Bernstein wurde wegen angeblicher Sympathien für die Kommunistische Partei vom FBI bespitzelt, mit dem Ergebnis, dass das US-Außenministerium im Jahr 1953 seinen Pass nicht verlängerte. Bei Vernehmungen erklärte der Dirigent, ein linksliberaler Pazifist zu sein. APA/dpa/Herb Scharfman Die Verhöre der Beschuldigten und der Zeugen wurden von einem Untersuchungsausschuss des Senats unter McCarthys Leitung geführt. Unterstützt wurde er vom späteren US-Präsidenten Richard Nixon und anderen (auch demokratischen) Senatoren, die innerhalb von zwei Jahren 653 Männer und Frauen zwangsweise vorluden. Neben politisch verdächtigen, meist harmlosen Personen wurden auch Militärs und Homosexuelle einbestellt, die oft nach den (vom Fernsehen übertragenen) Verhören ihre Jobs verloren. Einige nahmen sich das Leben. Tatsächlich überzeugter Kommunist war der Schriftsteller Bertolt Brecht, der die USA bereits 1947 verließ, um sich in der DDR niederzulassen (und gleichzeitig österreichischer Staatsbürger zu werden). McCarthys politisches Ende Als „suspekt“ galt – er hatte den Wahlkampf des demokratischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt unterstützt – der als „Dritter Mann“ in die Filmgeschichte eingegangene Schauspieler und Regisseur Orson Welles. Da er Kontakte zu linken Gruppierungen hatte, wurde er auf eine Schwarze Liste gesetzt, was einem Berufsverbot gleichkam. Er verlegte daraufhin seine Dreharbeiten nach Europa und kehrte erst nach Ende der „McCarthy-Ära“ zurück nach Hollywood. Joseph McCarthys Ende nahte, als ihn 1953 in seinem Verfolgungswahn jeglicher politischer Instinkt verließ und er seinen republikanischen Parteifreund, den amtierenden Präsidenten Dwight D. Eisenhower, einen „verkappten Kommunisten“ nannte. McCarthy blieb daraufhin zwar Senator, verlor aber den Vorsitz in seinem Untersuchungsausschuss und damit jeglichen Einfluss. Darüber hinaus passierte ihm das, was er bis dahin Tausenden Menschen angetan hatte: Er stand unter ständiger Beobachtung der CIA. ZDF und Metropolitan/ZDF/Metropolitan Symbolfigur der Hexenjagd McCarthy, der schwere Alkoholprobleme hatte, starb 1957 mit 48 Jahren an Leberzirrhose. Er ging als Symbolfigur der Hexenjagd in die Geschichte der USA ein. Vergleiche hinken bekanntlich, so auch der Trumps mit McCarthy. Schon weil der eine als Präsident über weit mehr Macht verfügt als der andere. Aber was ihr Talent für Hexenjagden betrifft, bleiben sie einander nichts schuldig.

Ganz der Papa: Prinz Harry hat mit diesem einen Wort auf Archie und Lilibet abgefärbt

Ganz der Papa: Prinz Harry hat mit diesem einen Wort auf Archie und Lilibet abgefärbt

Mit Liebesgrüßen aus Kalifornien und einer zweiten Staffel ihrer Lifestyleserie meldete sich Herzogin Meghan diese Woche zurück. "Ich liebe die Idee, einfach Zeit miteinander zu verbringen und neue Wege zu finden, den Leuten zu zeigen, dass man sie mag", sagt die 44-Jährige im Trailer zur zweiten Staffel ihrer Lifestylesendung "With Love, Meghan ", die seit Dienstag (26. August) bei Netflix zu sehen ist. "Unterhaltsam" und "herzerwärmend" sind die neuen Folgen laut Netflix. Die Frau von Prinz Harry kocht und bastelt wieder gemeinsam mit prominenten Gästen - darunter etwa US-Model Chrissy Teigen und Modedesigner Tan France . Dem US- People -Magazin zufolge verrät Meghan in ihrer Show auch, dass ihr Nachwuchs zum Teil mit britischem Akzent spricht. Meghan wurde am 4. August 1981 in Los Angeles geboren. Im Mai 2018 heiratete sie Großbritanniens Prinz Harry auf Schloss Windsor. Zwei Jahre später sagte sich das Paar von der britischen Königsfamilie los. Mit den beiden Kindern, Prinz Archie (6) und Prinzessin Lilibet (3), leben sie im US-Bundesstaat Kalifornien. Archie und Lilibet und das Zebra Das Wort "Zebra" würden die Kinder laut People -Bericht eher britisch aussprechen, also etwa "Sebbra" - und nicht amerikanisch ("Sibra"). Die Anekdote habe Meghan demnach schon im März in der Show von Schauspielerin Drew Barrymore erzählt. Auf eine Frage, was die Kinder von ihrem Vater haben, entgegnete Meghan: "Oh, einige der Wörter, die sie immer noch mit britischem Akzent aussprechen." Archie und Lilibet hätten aber "einen sehr amerikanischen Akzent, aber sie sagen einige Wörter genau wie er, und ich finde das bezaubernd", hatte Meghan enthüllt. "Zebra" sei ein gutes Beispiel. Archie wurde am 6. Mai 2019 in London geboren. Lilibet wurde am 4. Juni 2021 in Kalifornien geboren. Das Verhältnis zur Königsfamilie gilt nach diversen Vorwürfen als zerrüttet. Inzwischen verkauft die Herzogin von Sussex unter der Marke "As Ever" Marmelade und andere Luxus-Lebensmittel wie Wein.

Wird die kämpfende KI den Soldaten ersetzen?

Wird die kämpfende KI den Soldaten ersetzen?

Drohnenwälle, unbemannte Panzer, Zielerfassung mit Künstlicher Intelligenz. Immer mehr Start-ups versprechen „innovative“ Lösungen in puncto Kriegstechnik. Und tatsächlich hat mit dem Krieg in der Ukraine eine Revolution in der Kriegsführung begonnen, die nicht mehr aufzuhalten scheint. Die Frage ist: Wohin führt diese Entwicklung? Wird am Ende der Mensch als Soldat nicht mehr notwendig sein? Ist es möglich, die Kriegsführung den Maschinen zu überlassen? Und wäre es nicht schlecht, dadurch menschliches Massensterben zu verhindern? Oberst Markus Reisner, Leiter des Institutes für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie, widerspricht im KURIER-Gespräch entschieden: „Entscheidungen über Leben und Tod dürfen nicht an Algorithmen delegiert werden. Wir müssen diese Verantwortung tragen – dafür sind wir Menschen“, sagt er. „Wir laufen Gefahr, ein neues Orakel von Delphi zu schaffen“, fährt Reisner mit Blick auf Quantencomputer, die irgendwann militärische Entscheidungen berechnen könnten, fort. KI macht Fehler Der Mensch aber sei durch seine Intuition und seine Verantwortung einzigartig – beides könne keine Maschine ersetzen. Sowohl in Gaza als auch in anderen Kriegen zeigte die Künstliche Intelligenz bereits, dass sie fehleranfällig ist – etwa zivile Fahrzeuge nicht immer von Militärischen unterscheiden kann. Vollautonome Waffensysteme, die Ziele selbstständig auswählen und bekämpfen, würden die Grundfesten des Völkerrechts erschüttern. Viele als revolutionär vorgestellten Projekte seien vor allem Marketinginstrumente der jeweiligen Firmen. „Die Tücke liegt im Detail“, sagt Oberst Reisner. Wie in jeder Profession unterschätze der Laie die Komplexität. So könne ein „Drohnenwall“ zwar kurzfristig den Gegner abschrecken, doch durch Cyber-Attacken, Sättigungsangriffe oder Elektronische Kampfführung rasch überwunden werden. „Man beachte zum Beispiel die französische Maginot-Linie oder den deutschen Atlantikwall im Zweiten Weltkrieg – beide konnten überwunden werden“, sagt Reisner. Beide Verteidigungsanlagen galten als extrem stark befestigt. Dennoch geht der Rüstungswettlauf zwischen den Weltmächten mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Am Schlachtfeld sind teilautonome Systeme unverzichtbar geworden – etwa als Schutz für Soldaten, für Logistik oder Aufklärung. Doch sie bleiben Hilfsmittel und werden in der Regel von Menschen gesteuert oder kontrolliert. Den menschlichen Soldaten ersetzen können sie nicht. Nur Feuerkontrolle „Willst du Gelände nutzen, Ressourcen abbauen oder eine Bevölkerung kontrollieren, musst du physisch präsent sein“, erklärt Reisner. Eine Drohne kann ein Dorf unter Feuer nehmen und so eine „Feuerkontrolle“ erreichen. Ordnung durchsetzen kann sie aber nicht. Auch wenn Roboter logistische Aufgaben wie Verwundetentransport oder Munitionsnachschub übernehmen, bleibt für Reisner der menschliche Soldat unverzichtbar. Rüstungswettlauf Allerdings schlagen KI-Piloten bereits menschliche Kampfpiloten.Wäre es nicht verantwortungslos, auf einen solchen Vorteil zu verzichten? „Wenn China Roboterflugzeuge einsetzt, um Luftüberlegenheit zu erlangen, werden die USA nachziehen müssen“, warnt Reisner. Militärische Logik bedeute, jeden Vorteil zu nutzen – auch wenn er in eine gefährliche Spirale führe. Hoffen auf Vernunft Erst politische Vernunft könne solche Eskalationen bremsen, wie Abrüstungsinitiativen im Kalten Krieg gezeigt hätten. „Da gibt es zum Glück gute Beispiele, wie etwa nukleare Abrüstungsinitiativen zwischen den USA und der Sowjetunion oder das Verbot von Giftgaseinsätzen nach dem Ersten Weltkrieg. Bisher hat die Vernunft den Menschen immer zur Abrüstung gezwungen“, sagt Reisner und fährt fort: „Am Ende wollen wir alle, dass ein Mensch die Verantwortung trägt.“ Österreich bemüht sich intensiv um Beschränkungen für vollautonome Waffensysteme. Konkret will man festlegen, wo der Mensch die Kontrolle über die Waffensysteme behält – und auch, welche Bereiche auf gar keinen Fall aus der menschlichen Hand gegeben werden dürfen. 2023 brachte Österreich eine Resolution in der UNO-Generalversammlung ein, die mit großer Mehrheit angenommen wurde. Passiert ist seither wenig. Vor allem die Großmächte haben noch wenig Interesse daran, sich regulieren zu lassen.

Schulstart: Welche Fragen sich Eltern zu Recht stellen

Schulstart: Welche Fragen sich Eltern zu Recht stellen

Am Montag startet im Osten Österreichs die Schule und viele Eltern stellen sich dabei vor allem zwei Fragen: Wer wird mein Kind angesichts des Lehrkräftemangels unterrichten? Und mit wem sitzt es in einer Klasse? Fragen, die Eltern zu Recht stellen. Denn eine kompetente Lehrperson und ein gutes Klassenklima sind entscheidend für den Lernerfolg – weit über den ersten Schultag hinaus. In einem Punkt gibt Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) Entwarnung: Die Situation bei den Lehrern beginnt sich zu entspannen. Von rund 120.000 Lehrerposten waren am Freitag noch 265 unbesetzt. Vergangenes Jahr waren zu dem Zeitpunkt noch 403 Stellen offen. An Schärfe verloren Allerdings, so gibt Österreichs oberster Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger zu bedenken: „Ob und wie viele Pädagoginnen und Pädagogen fehlen, weiß man erst am zweiten Schultag. Gefühlsmäßig scheint der Personalmangel aber an Schärfe zu verlieren.“ Abhängig vom Ort, vom Schultyp oder dem Fach bleibt der Mangel aber akut. Am meisten fehlen Sonderpädagogen. Traditionell haben zwei Bundesländer am meisten mit dem Lehrermangel zu kämpfen: Wien, wo aufgrund des Zuwachses auch jährlich mehr Personal benötigt wird, und Vorarlberg, wo Schweiz und Bayern attraktivere Jobs anbieten. Wiederkehr setzt auch heuer auf Quereinsteiger. Kimberger ist da zwiegespalten: „Manche sind hervorragend, manche hingegen nicht geeignet und werden für die Schulen eher zur Belastung.“ Die meisten bleiben Schaut man auf die Zahlen, so scheinen zumindest die, die von außen in die Schule gekommen sind, mit ihrem neuen Job zufrieden. Nur vier bis fünf Prozent der Quereinsteiger verlassen laut Bildungsministerium nach kurzer Zeit das Klassenzimmer wieder. Dass unter den Neulingen auch Kindergartenpädagoginnen sind, die man in die Volksschulen holt, sieht wohl nicht nur die Gewerkschaft kritisch: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht kannibalisieren“, warnt Kimberger. Kindergarten-Träger sehen das wohl ebenso. Der Wiener Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs weist darauf hin, dass reichlich Bewerbungen noch lange nicht heiße, dass man ausreichend Personal hat: „Sie können eine Lehramtsstudentin nicht als Klassenvorstand in einer Volksschule einsetzen.“ Genauso wichtig wie die Frage nach den Pädagogen ist die nach der Klasse. Die Wiener Grünen haben vorgeschlagen, dass man die freie Schulwahl der Eltern etwas einschränken solle, um eine bessere Durchmischung zu erreichen. Ob das die Lösung ist? Thomas Krebs hat als Gewerkschafter hier „keine Antwort“, fordert aber von der Politik Lösungen für die derzeitigen Herausforderungen in der Schule. Denn: „Aufgrund der mannigfaltigen Aufgaben, die den Schulen umgehängt werden, ist das Unterrichten kaum noch möglich.“ Psychische Probleme Dabei erschweren nicht nur die enormen Sprachdefizite mancher Kinder die Arbeit. Immer mehr Kinder und Jugendliche hätten psychische Probleme, was sich natürlich auf den Schulalltag auswirkt. „Die Politik muss Rahmenbedingungen setzen, die das Unterrichten ermöglichen“, fordert er. Immerhin wurde in einigen Bezirken Wiens ein Anfang gemacht: 17 multiprofessionelle Teams werden permanent 52 Pflichtschulstandorte betreuen.

Der Edi ist jetzt der Fuith

Der Edi ist jetzt der Fuith

Von Vanessa Halla "Der Edi gehört zur Familie“, sagt Noch-Geschäftsführerin Lisa Fuith im Brustton der Überzeugung, während sie die Kartoffeln in der Küche schält. "Ich sag aber trotzdem noch immer Herr Fuith zum Seniorchef, das ist eine Sache von Respekt“, erzählt wiederum der Eduard "Edi“ Gjoni . Und der Herr Fuith, der mit Vornamen Michael heißt und das gleichnamige Restaurant in Pinkafeld 35 Jahre lang geführt hat, der wiederum sagt: "Beim Edi ist alles in besten Händen. Ich wünsche ihm viel Glück und dass alles so läuft, wie er sich das vorstellt.“ Drei Generationen, drei "Ex“-, "Noch“- und "Bald“-Geschäftsführer und ein Lokal, das seit dem Jahr 1872 Gäste bewirtet und vielen ein zweites Wohnzimmer geworden ist. Die Pizzeria Fuith im Herzen der Marktgemeinde Pinkafeld war nicht nur die erste Pizzeria im Burgenland, sie war auch für Edi Gjoni die erste Wahl als Lehrstelle. Traditionsgeschichte Vor genau zehn Jahren startet der heute 25-Jährige hier seine Ausbildung zum Kellner. Mit dem kommenden Jahr übernimmt er dann "den Fuith“ von der gleichnamigen Familie, die das Traditionsunternehmen fünf Generationen lang geführt hat. Vanessa Halla Edi Gjoni und die aktuelle Chefin Lisa Fuith: "Ich habe mich immer wie ein Familienmitglied gefühlt.“ Warum die Fuiths aufhören, der Fuith aber trotzdem der Fuith bleibt und was es braucht, damit ein ehemaliges Flüchtlingskind in der Gastro sein Zuhause findet? "Zuerst einmal war da mein Lehrer in der NMS Pinkafeld, der Herr Oberrisser . Der hat mich mit 15 Jahren zum Fuith vermittelt, damit ich hier mein Pflichtpraktikum absolvieren kann. Dafür bin ich ihm auf ewig dankbar“, erinnert sich Eduard Gjoni, den alle Edi nennen. „Es war Liebe auf den ersten Blick. An meinem ersten Praktikumstag war viel los im Restaurant, es hat gewuselt vor Menschen im Lokal. Eine Mischung aus Hektik und Feierlaune war das. Da wusste ich: Das ist meins, das ist mein Beruf und hier bleib ich.“ Vanessa Halla 1872 eröffnet, hat Seniorchef Michael Fuith im Jahr 1980 die erste Pizzeria des Burgenlandes aus dem Restaurant gemacht. Die aktuelle Geschäftsführerin Lisa Fuith wiederum sagt nach elf Jahren "Danke“ und "Servus“. „Meine Töchter wollen nicht ins Gastgewerbe“, erklärt sie ihre Entscheidung, die Selbstständigkeit und das Familienunternehmen aufzugeben, und fügt an: "Ich habe die Arbeit immer gern gemacht, aber man hat keine Konstante im Gastgewerbe, kaum Zeit für die Familie. Andererseits ist der Edi auch wie Familie und ich weiß das Restaurant für die Zukunft in den allerbesten Händen.“ Eduard Gjoni ist eine selten gewordene "Spezies“ im Gastrogewerbe. Vor allem die Jugend ist kaum mehr für den Job zu begeistern. "Auch am Wochenende zu arbeiten, hat mir nie etwas ausgemacht“, bringt es der 25-Jährige auf den Punkt. Mehr noch: "Ich hatte letztens vier Tage Urlaub, am dritten wollte ich schon wieder heim und arbeiten. Mir fehlen meine Gäste, meine Kollegen und das Restaurant einfach.“ Gjoni, der als Flüchtlingskind vom Kosovo ins Burgenland kam, lebt den Beruf des Kellners. "Viele Teller auf einmal zu tragen, war nie meine Stärke. Aber ich glaube, ich habe ein Gespür dafür, was ein Gast abseits der Speisekarte gerade braucht. Bedrückt ihn etwas? Mag er darüber reden? Reicht ein freundliches Wort oder möchte er nur gefragt werden, was ich ihm zum Essen bringen darf? Ich liebe es, eine Runde durchs Lokal zu gehen und die Gäste zu beobachten, wie sie sich unterhalten und eine gute Zeit haben“, sagt der 25-Jährige. Nicht immer rosig Ob man im Beruf des Kellners immer eine gute Zeit hat und ob sich Edi vor dem Schritt in die Selbstständigkeit auch fürchtet? Vanessa Halla Der Lieblingsplatz hinter der Schank – Edi und die Kaffeemaschine beim Fuith. "Klar ist nicht jeder Tag rosig und man hat Angst, dass man versagt. Ich will meine Gäste nicht enttäuschen, sie verlassen sich darauf, dass der Fuith weitergeführt wird“, sagt der zukünftige Chef. Und er fügt hinzu: "Ein bisserl etwas möchte ich natürlich auch verändern in Zukunft. Neue Veranstaltungen, vielleicht auch neue Öffnungszeiten . Aber der Name Fuith bleibt, der hat eine viel längere Tradition als ich.“