Motorradbauer KTM nimmt langsam wieder Fahrt auf

Motorradbauer KTM nimmt langsam wieder Fahrt auf

Der börsennotierte KTM-Mutterkonzern Pierer Mobility kommt langsam wieder in die Gänge. Im ersten Halbjahr 2025 halbierte sich zwar der Umsatz auf 425 Millionen Euro, weil die Produktion über viele Monate auf Eis gelegt war. Die Produktion wurde erst Ende Juli wieder aufgenommen. Im Mattighofen wurden deshalb nur 4.923 Bikes gebaut, an den anderen Produktionsstandorten wie in Indien und China waren es insgesamt 55.000 Motorräder. Hoher Sanierungsgewinn Die Bilanz für das erste Halbjahr 2025 entspricht den Erwartungen. Da die Gläubiger KTM im Zuge des Sanierungsverfahrens 70 Prozent der Schulden nachgelassen haben, konnte der Pierer-Konzern einen sogenannten Sanierungsgewinn in Höhe von 1,187 Milliarden Euro einfahren, „sodass sich der Buchwert der kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten, der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und der sonstigen kurzfristigen Schulden signifikant verringerte“. Folglich hat sich die Verschuldung auf 756 Millionen Euro halbiert. Unterm Strich ergibt das für die Pierer Mobility AG ein Periodenergebnis in Höhe von 739 Millionen Euro. Das Eigenkapital beträgt 532 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote liegt bei 27 Prozent. Tiefe Spuren Doch die Sanierung des Konzerns hat auch tiefe Spuren bei der Belegschaft hinterlassen. Die Anzahl der Mitarbeiter sank um 1.700 Personen auf 4.300 Beschäftigte. Zugleich hat Pierer Mobility massiv Marktanteil verloren. Er halbierte sich für die Kernmarken KTM, Husqvarna und GASGAS auf 4,8 Prozent. Der Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr 2025 ist von einer Redimensionierung geprägt. „Es ist geplant, 50.000 Motorräder in der zweiten Jahreshälfte in Österreich zu produzieren“, sagt Pierer-Mobility- und KTM-Chef Gottfried Neumeister zum KURIER. „Das bedeutet eine Vollkapazität für das Geschäftsjahr 2026 von rund 100.000 bis 110.000 Motorrädern.“ Luft verschaffen Statt in zwei Schichten wird in Mattighofen nur noch in einer Schicht produziert. „Das ist eine bewusste Entscheidung, denn als ich vor der Insolvenz zum Unternehmen gekommen bin, hatten wir einen Jahresbedarf von 270.000 Motorrädern im Lager und bei Händlern stehen“, sagt Neumeister. „So einen Schaden, der angerichtet wurde, kann ich nicht in einem Jahr korrigieren. Die Produktion wurde fast ein halbes Jahr stillgelegt, um uns hier Luft zu verschaffen.“ Außerdem müsse man den Händlern die Chance geben, sich angesichts der vollen Lager wieder zu erfangen. Lieferanten verlangen Vorauskasse „Es braucht eine Zeit lang, bis man das abverkauft hat“, sagt der Vorstandschef. „Das muss man behutsam über zwei Jahre machen. Der Großteil passiert aber schon 2025, was uns auch gut gelingt.“ Die Nachfrage sei so groß, dass im ersten Halbjahr 100.000 Motorräder verkauft wurden. Weitere 100.000 Bikes sollen im zweiten Halbjahr verkauft werden. Dadurch verschafft sich Pierer Mobility zusätzliche Liquidität. Denn freiverfügbares Cash benötigt der Konzern auch deshalb, weil die Lieferanten seit dem Sanierungsverfahren bei KTM auf Vorauskasse bestehen. Bei 30 Prozent der Lieferanten habe man es aber mittlerweile geschafft, dass sie wieder gegen bestimmte Zahlungsbedingungen liefern. Keine Fahrräder mehr Zugleich fährt der Konzern ein Kostensenkungsprogramm. Allein bei Motorcross-Bikes gibt es 84 verschiedene Modelle. Die Zahl könnte man halbieren, ohne Kunden zu verlieren. Neumeiste führt Gespräche, „wie man die Vielfalt der Modelle vereinfachen kann“. Schluss ist auch mit der verlustträchtigen Produktion von Fahrrädern und E-Bikes der Marken Husqvarna und GASGAS. Sie wird Ende des Jahres eingestellt.